Tyrolean Glass Painting and Mosaic Institute

Glasmalereistraße / Müllerstraße

Worth knowing

Die Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt war der international vielleicht erfolgreichste Industriebetrieb Innsbrucks im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Architektur des Fabriksgebäudes in Wilten spiegelt die außergewöhnlichen Fertigkeiten der Künstler und Handwerker wider. Anders als viele andere Unternehmer legten die kunstsinnigen Firmengründer viel Wert auf die Ästhetik ihrer Fabrikanlage. Der Mitbegründer der Firma und Baumeister Josef von Stadl schuf ein Fabriksgebäude, das in seinem Kern bis heute besteht. Die Anlage musste den Spagat zwischen Kunstwerkstatt, Ausstellungsraum, Büros und industrieller Fertigung bei großen Aufträgen mit mehr als hundert Fenstern schaffen.

Betritt man den 1870 eröffneten Komplex von der Müllerstraße, fällt die von Mosaiken umrahmte Marmortafel auf, die an die Besuche Kaisers Franz Josef. I erinnert. Die Statue der Heiligen Barbara über dem Eingang blieb wie der restliche Kern des dreistöckigen Hauptgebäudes trotz vieler Umbauarbeiten bis heute erhalten. Das neoromanische, mit Goldlettern geschmückte Haupthaus erinnert in seiner Formensprache an eine Kirche. Eine mittelalterlich anmutende Lampe mit österreichischem Emblem hängt vor dem Eingang. Im Innenhof zeugen mehrere erhaltene Arbeiten in verschiedenen Stilrichtungen von der Kunstfertigkeit verschiedener Epochen. Gegenüber dem Eingangsportal schmücken ein Habsburger Wappenschild mit Doppeladler und eine orthodox anmutende Darstellung der Mutter Gottes mit Christkönig am Schoß in Gold die Fassade. Im Hinterhof des Hauptgebäudes kann man die 1884 angebauten Fertigungshallen und Werkstätten begutachten. Ein Mosaik der Muttergottes im Jugendstil hängt etwas abseits im Gang zwischen den Gebäudetrakten. Der Giebel der westlichen Fassade in der Glasmalereistraße wird von einer Madonna mit Christuskind in Gold gekrönt.

Mindestens ebenso interessant wie das Gebäude ist die Geschichte der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt. Nach Jahrhunderten, in denen die Glasmalerei in der Bedeutungslosigkeit versunken war, schaffte dieses Handwerk im Windschatten der neuen Architekturstile des Historismus und unter der Patenschaft König Ludwigs in Form Deutschlands erster industrieller Glasmalereianstalt ein Comeback. In Tirol bedurfte es vieler Zufälle und drei bemerkenswerter Männer, um dieses für Sakralbauten wichtige Handwerk aus der Taufe zu heben.

Die Steinacher Josef von Stadl und Georg Mader sowie der Innsbrucker Albert Neuhauser gründeten die Tiroler Glasmalerei 1861. Vier Jahre später waren bereits über 450 Fenster entstanden. Die Werkstätte wuchs, was einen Umzug in das Baur´sche Haus des Textilfabrikanten Franz Baur nötig machte. Bald wurden auch diese Räumlichkeiten zu klein für das Unternehmen und die Zukunftsplanung. 1869 wurde mit dem Bau der neuen Fabriksgeländes in Wilten begonnen. Noch im selben Jahr begann die Produktion des hauseigenen Rohstoffes Glas unter der technischen Leitung des Tüftlers Neuhauser in der Werkstätte. Als der Platz innerhalb der Fabrik für die Glasproduktion zu eng wurde, entstand 1872 auf den Wiltener Feldern am Platz der heutigen Schöpfstraße 19 eine werkseigene Kathedralglashütte, in der der kostbare Rohstoff in größeren Umfang bis 1899 produziert wurde.

Nach der Wirtschaftskrise von 1873 florierte die Baubranche unter den massenhaften Aufträgen der öffentlichen Hand und mit ihr die Tiroler Glasmalerei. Von Anfang an zeichnete sich die Glasmalerei durch ihre guten Verbindungen und ihr großes Netzwerk nicht nur innerhalb der Donaumonarchie aus. Bereits 1871 verließ der erste Überseeauftrag das Werk Richtung USA. Nach 1873 war man Stammgast auf den damals populären Weltausstellungen. Mit ihren internationalen Niederlassungen wurde die Tiroler Glasmalerei zum Global Player ihrer Branche. 1880 expandierte das Unternehmen nach Wien. Jugendstilkünstler, Expressionisten und moderne Architekten hatten die bunten Fenster aus Wilten für Projekte außerhalb des Kirchenbaus für sich entdeckt.1891 eröffnete die neue Geschäftsführung eine Niederlassung in New York, um den Einfuhrzöllen in die USA in Höhe von 45% zu entgehen.

1874 musste Neuhauser das Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Ihm folgte Fritz Jele als neuer Direktor der Glasmalerei und Gesellschafter nach. Neuhauser gründete die Tiroler Mosaikanstalt. 1900 fusionierte sein Soloprojekt mit dem Stammbetrieb zur Tyrolean Glass Painting and Mosaic Institute. An den niedrigen Gebäuden in der Müllerstraße erinnert ein Mosaik über dem Eingang an den einstigen Zweck des ansonsten unauffälligen Hauses. Das anschließende Gebäude Glasmalereistraße 8 wurde im folgenden Jahr vom Innsbrucker Baumeister Anton Fritz als Wohnhaus für Jele an die kurz zuvor angelegte Glasmalereistraße gebaut. Der Architekt brach nicht mit der neoromanischen Vorlage des gegenüberliegenden Fabrikgebäudes und verwendete die kirchlich anmutenden Rundbögen sowie Jugendstilelemente. Über der Eingangstür zeigt ein Fenster im Stil der Jahrhundertwende ein Boot. 1929 kaufte die Familie Mader das Haus und ließ es von Franz Baumann im Stil der Neuen Sachlichkeit unter Beibehaltung des ursprünglichen Baukernes um einen dritten Stock erhöhen.

Auch wenn die goldenen Zeiten des Glasmalereihandwerks mit dem Ende der Monarchie vorüber waren, konnte sich der Betrieb halten. Frische Inputs wechselnder Künstler und künstlerischer Leiter, darunter große Namen wie Hans Andre, Max Weiler, Ernst Nepo, Max Spielmann, hielten den Betrieb am Laufen. 1929 erfolgte gemeinsam mit der Aufstockung des Haus Mader in der Glasmalereistraße ein Umbau nach den Plänen Franz Baumanns.

1944 wurde die Glasmalerei- und Mosaikanstalt bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Direkt nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Seit 2000 befindet sich im westlichen Teil des denkmalgeschützten Gebäudes ein Gasthaus. Vom Historismus der Belle Epoque bis zum Expressionismus der Zwischenkriegszeit und zur abstrakten Kunst nach 1945 begleitete die Glasmalerei die Tiroler Architektur- und Kunstszene seit über 150 Jahren.

Die Success Story der Innsbrucker Glasmaler

Die Vereinigten Staaten von Amerika galten in der Vorkriegszeit als Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo aus Tellerwäschern Millionäre wurden. Diese Erfolgsgeschichten sind aber kein exklusives Phänomen der Neuen Welt. Auch in der noch nicht bis ins letzte durchregelten Gesellschaft der Donaumonarchie konnten tüchtige und fähige Menschen aus bäuerlichen Schichten, der Arbeiterschaft oder Handwerker ohne formale Ausbildung, Befähigungsprüfung oder staatlicher Genehmigung erstaunliche Aufstiege hinlegen. Die drei Gründer der Tyrolean Glass Painting and Mosaic Institute, Josef von Stadl, Georg Mader und Albert Neuhauser, sind Beispiele für eine solche Erfolgsstory aus der Innsbrucker Stadtgeschichte.

Josef von Stadl (1828 – 1893) wuchs auf dem elterlichen Bauernhof mit Gastwirtschaft in Steinach am Brenner auf. Schon als Kind musste er im Betrieb mithelfen. Die harte Arbeit bescherte ihm mit neun Jahren eine Knochenhautentzündung am Arm. Schwere körperliche Arbeit wurde ihm dadurch unmöglich. Stattdessen besuchte der zeichnerisch talentierte Bub die Musterhauptschule in Innsbruck, das heutige BORG. 1848 schloss er sich den Tiroler Scharfschützen seines Heimatortes an, wurde aber nicht zum Kampfeinsatz an den Landesgrenzen herangezogen. Anschließend sammelte er Erfahrungen als Schlosser und Drechsler. Der handwerklich begabte junge Mann arbeitete 1853 beim Wiederaufbau der Kirche in Steinach nach einem Dorfband mit. Bald erkannte man seine Fähigkeiten und er stieg nach und nach vom Arbeiter zum Baumeister auf.

Georg Mader (1824 – 1881) stammte ebenfalls aus Steinach. Auch er musste schon in jungen Jahren als Knecht arbeiten. Auf Patronage seines Bruders, ein Geistlicher, konnte der fromme Jugendliche bei einem Maler eine Lehre absolvieren, musste seine Passion aber aufgeben, um in der heimischen Mühle mitzuarbeiten. Nach seiner Gesellenwanderung beschloss er, sich auf die Malerei zu konzentrieren. In München vertiefte er bei Kaulbach und Schraudolph seine Kenntnisse. Nach Arbeiten am Dom zu Speyer kehrte er nach Tirol zurück. Als Historienmaler hielt er sich mit Aufträgen der Kirche über Wasser.

Albert Neuhauser (1832 – 1901) lernte in der Glaserei und Spenglerei seines Vaters. Auch er musste den ihm angedachten Karriereweg früh aufgeben. Bereits im Alter von zehn Jahren stellten sich Lungenprobleme ein. Statt im erfolgreichen väterlichen Betrieb zu arbeiten, reist er nach Venedig. Murano beherbergte seit Jahrhunderten die besten Betriebe der kunstvollen Glaserzeugung. Fasziniert von diesem Gewerbe besuchte er gegen den Willen seines Vaters die Glasmalereianstalt in München. Die Produkte der kurz zuvor gegründeten bayerischen Fabrik entsprachen nicht seinen Qualitätsvorstellungen. In der väterlichen Wohnung in der Herzog-Friedrich-Straße unternahm er, ähnlich den Nerds, die hundert Jahre später den Grundstein für den Personal Computer in der eigenen Garage legen sollten, erste eigene Versuche mit dem Werkstoff Glas.

Die Tüfteleien und Experimente Neuhausers weckten die Neugierde seines Freundes von Stadl. Er stellte den Kontakt zum kunstsinnigen Mader her. 1861 beschlossen die drei, ihre Expertise in einem offiziellen Unternehmen zu bündeln. Heute würde man bei der Betriebsgründung wohl von einem Startup sprechen. Neuhauser übernahm den technischen und kaufmännischen Teil sowie die Produktentwicklung, Von Stadl kümmerte sich um die dekorativen Aspekte und den Kontakt zu Baumeistern und Mader übernahm die figurale Gestaltung der zum größten Teil für Kirchen geschaffenen Werke. Die erste Niederlassung bestehend aus zwei Malern und einem Brenner entstand im dritten Stock des Gasthofs zur Rose in der Altstadt. Der Rohstoff kam aus England, da das einheimische Glas den hohen Qualitätsstandards Neuhausers nicht entsprach. Auf den Import allerdings wurden 25% Zoll aufgeschlagen. Gemeinsam mit einem Chemielehrer schaffte Neuhauser es nach einer Reise nach Birmingham und viel Tüftelei, die gewünschten Anforderungen selbst zu erzielen.

Josef von Stadl heiratete 1867 die Malerin und Arzttochter Maria Pfefferer. Aus dem Bauernbuben aus dem Wipptal mit dem kaputten Arm war nicht nur ein Mitglied des gehobenen Bürgertums geworden, die Mitgift seiner Gattin erlaubte es ihm auch finanziell unabhängig zu leben. 1869 beschlossen die drei Gesellschafter mit der finanziellen Unterstützung von Neuhausers Vater die erfolgreiche Glasmalerei zu vergrößern. Wie dynamisch und wenig reguliert diese als Wilhelminian style in die Geschichte eingegangene Boomperiode war, zeigt das Beispiel der Glashütte auf den Wiltener Feldern, die 1872 als zusätzlicher Teil der Tiroler Glasmalerei in Betrieb ging. Nur 110 Tage nach dem offiziell von der Gemeindeverwaltung Wiltens nie genehmigten Baustart wurde mit der Fertigung begonnen.

Beginnend mit Neuhauser, der das Unternehmen auf Grund gesundheitlicher Probleme bereits 1874 verlassen musste, überließen die drei Firmengründer ihr Startup bald anderen, blieben der Tiroler Glasmalerei aber als Gesellschafter erhalten. Neben ihren Tätigkeiten für das gemeinsame Unternehmen arbeitete jeder der drei Gesellschafter erfolgreich an eigenen Projekten in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern.

Von Stadl prägte Innsbruck nachhaltig. Die Anzahl der Mitarbeiter der Glasmalerei war in der Blütezeit auf über 70 gestiegen. Nach von Stadls Plänen entstanden 1878 Wohnhäuser für die Angestellten, Arbeiter, Künstler und Handwerker des Unternehmens. Die Glasmalereisiedlung umfasste die bis heute bestehenden Häuser in der Müllerstraße 39 – 57, Schöpfstraße 18 - 24 und Speckbacherstraße 14 – 16. Sie unterscheiden sich in ihrer Architektur markant von den umliegenden Häusern der späten Gründerzeit. Von Stadl war sparsamer mit dem Schmuck der Häuser, dafür aber auf einen kleinen Vorgarten bedacht. Die Landesgebärklinik in Wilten war ein weiteres Großprojekt in Innsbruck, das unter seiner Feder entstand. Nach Bau des Vinzentinums 1878 wurde von Stadl Ehrenbürger von Brixen und vom Bischof zum Diözesan-Architekten ernannt. Von Papst Leo XIII. wurde ihm für seine Verdienste der St. Gregor Orden verliehen. Die St. Nikolauskirche, für die die Tiroler Glasmalerei die Fenster hergestellt hatte, wurde zu seiner letzten Ruhestätte.

Georg Mader arbeitete weiterhin als Maler an Sakralbauten. Bereits 1868 wurde er Mitglied der Kunstakademie Wien. Als er 1881 einen Schlaganfall erlitt, wurde er zur Rehabilitation nach Badgastein gebracht. Der Kurort in Salzburg war damals Treffpunkt des europäischen Hochadels und gehobenen Bürgertums. Inmitten der High Society verstarb der ehemalige Müllergeselle als wohlhabender Mann.

Der rastlose und kreative Neuhauser reiste nach seinem Rücktritt vom Posten als Direktor der Tiroler Glasmalerei erneut nach Venedig, um mit neuer Inspiration die erste Mosaikanstalt Österreichs zu gründen. Die Fusion der beiden Betriebe im Jahr 1900 öffnete ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten. Für seine künstlerischen Verdienste erhielt er den Franz-Josephs-Orden. In Wilten wurde die Neuhauserstraße nach ihm benannt.

Innsbruck's industrial revolutions

In the 15th century, the first early form of industrialisation began to develop in Innsbruck. Bell and weapon founders such as the Löfflers set up factories in Hötting, Mühlau and Dreiheiligen, which were among the leading factories of their time. Although entrepreneurs were not of noble blood, they often had more capital at their disposal than the aristocracy. The old hierarchies still existed, but were beginning to become at least somewhat fragile. Industry not only changed the rules of the social game with the influx of new workers and their families, it also had an impact on the appearance of Innsbruck. Unlike the farmers, the labourers were not the subjects of any master. They brought new fashions with them and dressed differently. Capital from outside came into the city. Houses and churches were built for the newly arrived subjects. The large workshops changed the smell and sound of the city. The smelting works were loud, the smoke from the furnaces polluted the air.

The second wave of industrialisation came late in Innsbruck compared to other European regions. The Small craftThe town's former craft businesses, which were organised in guilds, came under pressure from the achievements of modern goods production. In St. Nikolaus, Wilten, Mühlau and Pradl, modern factories were built along the Mühlbach stream and the Sill Canal. Many innovative company founders came from outside Innsbruck. Peter Walde, who moved to Innsbruck from Lusatia, founded his company in 1777 in what is now Innstrasse 23, producing products made from fat, such as tallow candles and soaps. Eight generations later, Walde is still one of the oldest family businesses in Austria. Today, you can buy the result of centuries of tradition in soap and candle form in the listed headquarters with its Gothic vaults. In 1838, the spinning machine arrived via the Dornbirn company Herrburger & Rhomberg over the Arlberg to Pradl. H&R had acquired a plot of land on the Sillgründe. Thanks to the river's water power, the site was ideal for the heavy machinery used in the textile industry. In addition to the traditional sheep's wool, cotton was now also processed.

Just like 400 years earlier, the Second Industrial Revolution changed the city forever. Neighbourhoods such as Mühlau, Pradl and Wilten grew rapidly. The factories were often located in the centre of residential areas. Over 20 factories used the Sill Canal around 1900, and the noise and exhaust fumes from the engines were hell for the neighbours, as a newspaper article from 1912 shows:

„Entrüstung ruft bei den Bewohnern des nächst dem Hauptbahnhofe gelegenen Stadtteiles der seit einiger Zeit in der hibler´schen Feigenkaffeefabrik aufgestellte Explosionsmotor hervor. Der Lärm, welchen diese Maschine fast den ganzen Tag ununterbrochen verbreitet, stört die ganz Umgebung in der empfindlichsten Weise und muß die umliegenden Wohnungen entwerten. In den am Bahnhofplatze liegenden Hotels sind die früher so gesuchten und beliebten Gartenzimmer kaum mehr zu vermieten. Noch schlimmer als der ruhestörende Lärm aber ist der Qualm und Gestank der neuen Maschine…“

Auch so mancher Angehörige des Kleinadels investierte das Geld der Grundentlastung von 1848 in Industrie und Wirtschaft. Der steigende Arbeitskräftebedarf wurde von ehemaligen Knechten und Landwirten ohne Land gedeckt. Während sich die neue vermögende Unternehmerklasse Villen in Wilten, Pradl und dem Saggen bauen ließ und mittlere Angestellte in Wohnhäusern in denselben Vierteln wohnten, waren die Arbeiter in Arbeiterwohnheimen und Massenunterkünften untergebracht. Die einen sorgten in Betrieben wie dem Gaswerk, dem Steinbruch oder in einer der Fabriken für den Wohlstand, während ihn die anderen konsumierten. Schichten von 12 Stunden in engen, lauten und rußigen Bedingungen forderten den Arbeitern alles ab. Zu einem Verbot der Kinderarbeit kam es erst ab den 1840er Jahren. Frauen verdienten nur einen Bruchteil dessen, was Männer bekamen. Die Arbeiter wohnten oft in von ihren Arbeitgebern errichteten Mietskasernen und waren ihnen mangels eines Arbeitsrechtes auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es gab weder Sozial- noch Arbeitslosenversicherungen. Wer nicht arbeiten konnte, war auf die Wohlfahrtseinrichtungen seines Heimatortes angewiesen. Angemerkt sei, dass sich dieser für uns furchterregende Alltag der Arbeiter nicht von den Arbeitsbedingungen in den Dörfern unterschied, sondern sich daraus entwickelte. Auch in der Landwirtschaft waren Kinderarbeit, Ungleichheit und prekäre Arbeitsverhältnisse die Regel.

However, industrialisation did not only affect everyday material life. Innsbruck experienced the kind of gentrification that can be observed today in trendy urban neighbourhoods such as Prenzlauer Berg in Berlin. The change from the rural life of the village to the city involved more than just a change of location. In one of his texts, the Innsbruck writer Josef Leitgeb tells us how people experienced the urbanisation of what was once a rural area:

„…viel fremdes, billig gekleidetes Volk, in wachsenden Wohnblocks zusammengedrängt, morgens, mittags und abends die Straßen füllend, wenn es zur Arbeit ging oder von ihr kam, aus Werkstätten, Läden, Fabriken, vom Bahndienst, die Gesichter oft blaß und vorzeitig alternd, in Haltung, Sprache und Kleidung nichts Persönliches mehr, sondern ein Allgemeines, massenhaft Wiederholtes und Wiederholbares: städtischer Arbeitsmensch. Bahnhof und Gaswerk erschienen als Kern dieser neuen, unsäglich fremden Landschaft.“

Für viele Innsbrucker kam es nach dem Revolutionsjahr 1848 und den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten zu einer Verbürgerlichung. Geschichten, von Menschen, die mit Fleiß, Glück, Talent und etwas finanzieller Starthilfe aufstiegen, gab es immer wieder. Bekannte Innsbrucker Beispiele außerhalb der Hotellerie und Gastronomie, die bis heute existieren sind die Tiroler Glasmalerei, der Lebensmittelhandel Hörtnagl oder die Seifenfabrik Walde. Erfolgreiche Unternehmer übernahmen die einstige Rolle der adeligen Grundherren. Gemeinsam mit den zahlreichen Akademikern bildeten sie eine neue Schicht, die auch politisch mehr und mehr Einfluss gewann. Beda Weber schrieb dazu 1851:

Their social circles are without constraint, and there is a distinctly metropolitan flavour that is not so easy to find elsewhere in Tyrol."

The workers also became bourgeois. While the landlord in the countryside was still master of the private lives of his farmhands and maidservants and was able to determine their lifestyle up to and including sexuality via the release for marriage, the labourers were now at least somewhat freer individually. They were poorly paid, but at least they now received their own wages instead of board and lodging and were able to organise their private affairs for themselves without the landlord's guardianship.

Innsbruck ist keine traditionelle Arbeiterstadt. Zur Bildung einer bedeutenden Arbeiterbewegung wie in Wien kam es in Tirol trotzdem nie. Innsbruck war immer schon vorwiegend Handels- und Universitätsstadt. Zwar gab es Sozialdemokraten und eine Handvoll Kommunisten, die Zahl der Arbeiter war aber immer zu klein, um wirklich etwas zu bewegen. Maiaufmärsche werden vom Großteil der Menschen maximal wegen billiger Schnitzel und Freibier besucht. Auch sonst gibt es kaum Erinnerungsorte an die Industrialisierung und die Errungenschaften der Arbeiterschaft. In der St.-Nikolaus-Gasse und in vielen Mietzinshäusern in Wilten und Pradl haben sich vereinzelt Häuser erhalten, die einen Eindruck vom Alltag der Innsbrucker Arbeiterschaft geben.

March 1848... and what it brought

The year 1848 occupies a mythical place in European history. Although the hotspots were not to be found in secluded Tyrol, but in the major metropolises such as Paris, Vienna, Budapest, Milan and Berlin, even in the Holy Land however, the revolutionary year left its mark. In contrast to the rural surroundings, an enlightened educated middle class had developed in Innsbruck. Enlightened people no longer wanted to be subjects of a monarch or sovereign, but citizens with rights and duties towards the state. Students and freelancers demanded political participation, freedom of the press and civil rights. Workers demanded better wages and working conditions. The omnipotence of the church was called into question.

In March 1848, this socially and politically highly explosive mixture erupted in riots in many European cities. In Innsbruck, students and professors celebrated the newly enacted freedom of the press with a torchlight procession. On the whole, however, the revolution proceeded calmly in the leisurely Tyrol. It would be foolhardy to speak of a spontaneous outburst of emotion; the date of the procession was postponed from 20 to 21 March due to bad weather. There were hardly any anti-Habsburg riots or attacks; a stray stone thrown into a Jesuit window was one of the highlights of the Alpine version of the 1848 revolution. The students even helped the city magistrate to monitor public order in order to show their gratitude to the monarch for the newly granted freedoms and their loyalty.

The initial enthusiasm for bourgeois achievements was quickly replaced by German nationalist, patriotic fervour in Innsbruck. On 6 April 1848, the German flag was waved by the governor of Tyrol during a ceremonial procession. A German flag was also raised on the city tower. Tricolour was hoisted. While students, workers, liberal-nationalist-minded citizens, republicans, supporters of a constitutional monarchy and Catholic conservatives disagreed on social issues such as freedom of the press, they shared a dislike of the Italian independence movement that had spread from Piedmont and Milan to northern Italy. Innsbruck students and marksmen marched to Trentino with the support of the k.k. The Innsbruck students and riflemen moved into Trentino to nip the unrest and uprisings in the bud. Well-known members of this corps were Father Haspinger, who had already fought with Andreas Hofer in 1809, and Adolf Pichler.

The city of Innsbruck, as the political and economic centre of the multinational crown land of Tyrol and home to many Italian speakers, also became the arena of this nationality conflict. Combined with copious amounts of alcohol, anti-Italian sentiment in Innsbruck posed more of a threat to public order than civil liberties. A quarrel between a German-speaking craftsman and an Italian-speaking Ladin got so heated that it almost led to a pogrom against the numerous businesses and restaurants owned by Italian-speaking Tyroleans.

The relative tranquillity of Innsbruck suited the imperial house, which was under pressure. When things did not stop boiling in Vienna even after March, Emperor Ferdinand fled to Tyrol in May. According to press reports from this time, he was received enthusiastically by the population.

"Wie heißt das Land, dem solche Ehre zu Theil wird, wer ist das Volk, das ein solches Vertrauen genießt in dieser verhängnißvollen Zeit? Stützt sich die Ruhe und Sicherheit hier bloß auf die Sage aus alter Zeit, oder liegt auch in der Gegenwart ein Grund, auf dem man bauen kann, den der Wind nicht weg bläst, und der Sturm nicht erschüttert? Dieses Alipenland heißt Tirol, gefällts dir wohl? Ja, das tirolische Volk allein bewährt in der Mitte des aufgewühlten Europa die Ehrfurcht und Treue, den Muth und die Kraft für sein angestammtes Regentenhaus, während ringsum Auflehnung, Widerspruch. Trotz und Forderung, häufig sogar Aufruhr und Umsturz toben; Tirol allein hält fest ohne Wanken an Sitte und Gehorsam, auf Religion, Wahrheit und Recht, während anderwärts die Frechheit und Lüge, der Wahnsinn und die Leidenschaften herrschen anstatt folgen wollen. Und während im großen Kaiserreiche sich die Bande überall lockern, oder gar zu lösen drohen; wo die Willkühr, von den Begierden getrieben, Gesetze umstürzt, offenen Aufruhr predigt, täglich mit neuen Forderungen losgeht; eigenmächtig ephemere- wie das Wetter wechselnde Einrichtungen schafft; während Wien, die alte sonst so friedliche Kaiserstadt, sich von der erhitzten Phantasie der Jugend lenken und gängeln läßt, und die Räthe des Reichs auf eine schmähliche Weise behandelt, nach Laune beliebig, und mit jakobinischer Anmaßung, über alle Provinzen verfügend, absetzt und anstellt, ja sogar ohne Ehrfurcht, den Kaiaer mit Sturm-Petitionen verfolgt; während jetzt von allen Seiten her Deputationen mit Ergebenheits-Addressen mit Bittgesuchen und Loyalitätsversicherungen dem Kaiser nach Innsbruck folgen, steht Tirol ganz ruhig, gleich einer stillen Insel, mitten im brausenden Meeressturme, und des kleinen Völkchens treue Brust bildet, wie seine Berge und Felsen, eine feste Mauer in Gesetz und Ordnung, für den Kaiser und das Vaterland."

In June, Franz Josef also stopped off at the Hofburg on his way back from the battlefields of northern Italy instead of travelling directly to Vienna. Innsbruck was once again the royal seat, if only for one summer.

In the same year, Ferdinand handed over the throne to Franz Josef I. In July 1848, the first parliamentary session was held in the Court Riding School in Vienna. A first constitution was enacted. However, the monarchy's desire for reform quickly waned. The new parliament was an imperial council, it could not pass any binding laws, the emperor never attended it during his lifetime and did not understand why the Danube Monarchy, as a divinely appointed monarchy, needed this council.

Nevertheless, the liberalisation that had been gently set in motion took its course in the cities. Innsbruck was given the status of a town with its own statute. Innsbruck's municipal law provided for a right of citizenship that was linked to ownership or the payment of taxes, but legally guaranteed certain rights to members of the community. Birthright citizenship could be acquired by birth, marriage or extraordinary conferment and at least gave male adults the right to vote at municipal level. If you got into financial difficulties, you had the right to basic support from the town.

On 2 June 1848, the first issue of the liberal and pro-German Innsbrucker Zeitung was published, from which the above article on the arrival of the Emperor in Innsbruck is taken. The previously abolished censorship was partially reintroduced. Newspaper publishers had to undergo some harassment by the authorities. Newspapers were not allowed to write against the provincial government, the monarchy or the church.

"Anyone who, by means of printed matter, incites, instigates or attempts to incite others to take action which would bring about the violent separation of a part from the unified state... of the Austrian Empire... or the general Austrian Imperial Diet or the provincial assemblies of the individual crown lands.... Imperial Diet or the Diet of the individual Crown Lands... violently disrupts... shall be punished with severe imprisonment of two to ten years."

After Innsbruck officially replaced Meran as the provincial capital in 1849 and thus finally became the political centre of Tyrol, political parties were formed. From 1868, the liberal and Greater German orientated party provided the mayor of the city of Innsbruck. The influence of the church declined in Innsbruck in contrast to the surrounding communities. Individualism, capitalism, nationalism and consumerism stepped into the breach. New worlds of work, department stores, theatres, cafés and dance halls did not supplant religion in the city either, but the emphasis changed as a result of the civil liberties won in 1848.

Perhaps the most important change to the law was the Basic relief patent. In Innsbruck, the clergy, above all Wilten Abbey, held a large proportion of the peasant land. The church and nobility were not subject to taxation. In 1848/49, manorial rule and servitude were abolished in Austria. Land rents, tithes and roboters were thus abolished. The landlords received one third of the value of their land from the state as part of the land relief, one third was regarded as tax relief and one third of the relief had to be paid by the farmers themselves. The farmers could pay off this amount in instalments over a period of twenty years.

The after-effects can still be felt today. The descendants of the then successful farmers enjoy the fruits of prosperity through inherited land ownership, which can be traced back to the land relief of 1848, as well as political influence through land sales for housing construction, leases and public sector redemptions for infrastructure projects. The land-owning nobles of the past had to resign themselves to the ignominy of pursuing middle-class labour. The transition from birthright to privileged status within society was often successful thanks to financial means, networks and education. Many of Innsbruck's academic dynasties began in the decades after 1848.

The hitherto unknown phenomenon of leisure time emerged, albeit sparsely for the most part, and, together with disposable income, favoured hobbies for a larger number of people. Civil organisations and clubs, from reading circles to singing societies, fire brigades and sports clubs, were founded. The revolutionary year also manifested itself in the cityscape. Parks such as the English Garden at Ambras Castle were no longer the exclusive preserve of the aristocracy, but served as recreational areas for the citizens to escape their cramped existence. In St. Nikolaus, Waltherpark was created on the site of the raft landing stage on the Inn.