Das Heilige Römische Reich

 

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, dessen Haupt der Kaiser war, darf man sich nicht als Nationalstaat moderner Prägung vorstellen. Es war wie ein Zusammenschluss einzelner Länder und Hausmächte, geprägt von Konflikten und Zankereien um Macht, sowohl zwischen den Fürsten des Reiches untereinander wie auch zwischen den Fürsten und dem Kaiser. Im Reichstag hatten die Fürsten Sitz und Stimme, der Kaiser war in seinen Entscheidungen bis zu einem gewissen Grund von ihnen abhängig.

Ende des Kaisertums – Ende der Welt?

Die Wichtigkeit des Heiligen Römischen Kaisertums lag im Religiösen. Der Kaiser musste vom Papst gesalbt werden, war also von ihm abhängig. Gleichzeitig war der Kaiser die Schutzmacht des Heiligen Stuhls auf Erden. Die Römisch-Deutschen Kaiser verstanden sich als direkte Nachfolger der Römischen Kaiser der Antike. Für gläubige Christen war es laut der Lehre der Vier Weltreiche von enormer Wichtigkeit, dass das Kaisertum fortbestand. Mit dem Untergang des Kaisertums wäre auch die Welt dem Untergang geweiht.

Die christliche Lehre der Vier Weltalter

Grundlage der Lehre der Vier Weltreiche war das Buch Daniel des Alten Testaments. In dieser Geschichte wird der Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar erzählt, der 4 irdische Reiche aufeinanderfolgen sieht. Nach diesen vier Weltreichen geht laut dem Glauben die Welt unter. Der Kirchenvater Hieronymus deutete diese vier Reiche um 400 nach Christus als die Abfolge Babylon, Persien, Griechenland und eben dem Römischen Kaiserreich. Damit legitimierte er den Herrschaftsanspruch Roms. Das Ende der römischen Herrschaft bedeutete gleichzeitig das Ende der Welt und somit durfte Rom nicht untergehen. Über die sogenannte Translatio Imperii, also die Übertragung des Rechtsanspruchs des Imperium Romanum der Antike auf die Römisch Deutschen Kaiser nach Karl dem Großen, wird die Beständigkeit Roms gewahrt.