Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn

Der intelligente, liberal eingestellte und sensible Kronprinz Rudolf galt als der Liebling aller Völker des Habsburgerreichs. Besonders hart waren seine frühen Jahre, als er auf Wunsch seines Vaters Kaiser Franz Josef eine soldatische Erziehung unter General Gondrecourt durchlaufen musste. Erst nach Einschreiten seiner Mutter Elisabeth wurden Schikanen wie Wasserkuren, Exerzieren in Regen und Schnee und das Aufwecken mit Pistolenschüssen aus dem täglichen Programm des sechsjährigen Kronprinzen genommen.

Tragisches Ende eines liberalen Thronfolgers

Tragisch verlief auch das weitere Leben Rudolfs. Er galt nach seiner weiteren Ausbildung durch Graf Latour von Thurmberg als sehr belesen und gebildet, sprach neben Griechisch und Latein auch Französisch, Ungarisch, Tschechisch und Kroatisch und verfasste liberale Artikel im „Neuen Wiener Tagblatt“ unter einem Pseudonym. Er wollte unter anderem Grund- und Bodenreformen vorantreiben durch stärkere Besteuerung der Großgrundbesitzer und den Slawen des Habsburgerreichs mehr Rechte zugestehen. Rudolf wurde bei Regierungsgeschäften auch deshalb von seinem Vater außen vor gelassen, während der gleichaltrige Prinz Wilhelm in Deutschland bereits das Reich führte. Diesen Monarchen soll Rudolf als Gecken verachtet und verabscheut haben, waren Wilhelms politische Ansichten denen Rudolfs genau entgegengesetzt.

Statt der Politik widmete sich Rudolf neben dem Verfassen von Artikeln der Wissenschaft, dem Reisen und den Frauen. Er veranlasste die Herausgabe des Kronprinzenwerks, einer naturwissenschaftlichen Enzyklopädie. Seine Ehe war äußerst unglücklich und lieblos, wie auch die Beziehung zu seinem Vater Franz Josef. Schon während seines Militärdiensts wird Rudolf eine Affäre nachgesagt, es sollte nicht die letzte sein. In seinen letzten Lebensmonaten unterhielt er eine Affäre mit der als besonders schön geltenden noch nicht volljährigen Mary Vetsera.

Rudolfs Ende in Mayerling

Unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen nahm sich Rudolf gemeinsam mit Mary Vetsera am 30. Januar 1889 in Mayerling in der Nähe von Wien das Leben durch einen Pistolenschuss in den Kopf. Erst nach einigen Diskussionen mit dem Papst konnte er christlich bestattet werden, Selbstmord war eine schwere Sünde und verhinderte ein christliches Begräbnis eigentlich.

Im ganzen Reich wurde der Tod Rudolfs als Tragödie angesehen, galt er doch als Hoffnung des Reiches. Seit dem liberalen Joseph II., dem Sohn Maria Theresias, war eine Reichsreform nie näher. Von der Familie Habsburg wurde der Selbstmord nicht anerkannt. Zita, die Witwe des letzten Habsburgerkaisers Karl, sprach noch in den 1980ern von einem Mordanschlag.