Demokratie in Tirol

Nach der Hochzeit mit Landesfürstin Margarete von Tirol Görz waren die bayrischen Wittelsbacher für kurze Zeit die Landesherren von Tirol. Um die Tiroler Bevölkerung für sich zu gewinnen, beschlossen sie den Landständen, also den Sprechern der Tiroler Bevölkerung, im 14. Jahrhundert ein Zuckerl anzubieten.

Der Große Freiheitsbrief – eine erste Tiroler Verfassung?

Im „Großen Freiheitsbrief“ von 1342  versprach Ludwig von Brandenburg den Tirolern keine Gesetze oder Steuererhöhungen zu erlassen ohne sich nicht vorher mit ihnen zu besprechen. Dieser Große Freiheitsbrief wurde fortan von den Vertretern der Tiroler Bevölkerung bei allen Forderungen der Herrschenden und Fürsten gegenüber dem Land ins Feld geführt. Von einer demokratischen Verfassung kann allerdings keine Rede sein, waren diese Landleute doch vor allem die hohe Geistlichkeit und der lokale Adel, die natürlich auch über dementsprechenden Besitz verfügten.

Die Entwicklung der Landesstände

Als im 15. Jahrhundert Städte und ihre Bürger langsam wichtiger wurden, entwickelte sich ein Gegengewicht zum Adel. Beim Landtag von 1423 unter Friedrich IV. trafen erstmals 18 Mitglieder des Adels auf 18 Mitglieder der Städte und Bauernschaft. Nach und nach entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert eine feste Zusammensetzung mit einem fixen Ablauf. Vertreten waren die Tiroler Bischöfe von Brixen und Trient, die Äbte der Tiroler Klöster, die Adligen, Vertreter der Städte und der Bauernschaft. Den Vorsitz hatte der Landeshauptmann. 

Natürlich waren die Beschlüsse und Wünsche des Landtags für den Fürsten nicht bindend, allerdings war es für den Regenten wohl ein beruhigendes Gefühl wenn er die Vertreter der Bevölkerung auf seiner Seite wusste bzw schwere Entscheidungen  mitgetragen wurden. 

Das Tiroler Landlibell

Eine weitere sehr wichtige Urkunde ist das Tiroler Landlibell. Maximilian gestand den Tirolern in dieser Urkunde 1511 in einer Art Verfassung zu, dass sie als Soldaten nur für den Krieg zur Verteidigung des eigenen Landes herangezogen werden dürfen. Dieses Sonderrecht der Tiroler war einer der Gründe für den Aufstand gegen die französischen Truppen im napoleonischen Krieg, als junge Tiroler bei der Mobilisierung der Streitkräfte ausgehoben wurden.