Annasäule

Der Boarische Rummel von 1703 war Tirols Beitrag zum ersten „Weltkrieg“. Die Annasäule erinnert noch heute daran.

Die Annasäule zählt zu den beliebtesten Fotomotiven Innsbrucks, besonders wenn sich im Winter die schneebedeckte Nordkette hinter der Altstadt erhebt ist dieses Panorama ein wahrer Blickfang. Die Annasäule zeigt neben der Heiligen Anna auch den Heiligen Georg, damals Patron des Landes Tirol, Kassian als Patron der Diözese Brixen (Südtirol) und Vigilius als Patron der Diözese Trient (Trentino). Innsbruck war zu dieser Zeit noch kein Bischofssitz, Tirol wurde kirchenrechtlich im Erbauungsjahr des Denkmals 1706 noch von diesen beiden Diözesen aus regiert. Die Heilige Anna war die Großmutter Marias. Erst sehr spät wurde ihr von Gott ein Kinderwunsch erfüllt. Sie gilt als die Schutzheilige der werdenden Mütter und der Kinderlosen. Vor allem ihre hausfrauliche Tüchtigkeit und ihre mütterliche Stabilisierung des Haushalts galten zu dieser Zeit als Tugenden. 

Tirol mitten im Spanischen Erbfolgekrieg

Als 1700 mit Karl II. von Spanien der letzte Habsburger der Spanischen Linie den Thron ohne Erben hinterließ, entbrannte der Spanische Erbfolgekrieg zwischen den Weltmächten. Die österreichischen Habsburger probierten Karl III. auf den Thron zu bringen, der französische König Ludwig XIV. wollte seinen Landsmann Philipp II. von Anjou in der Nachbarschaft an der Macht sehen. Über häufig wechselnde Bündnisse mischten auch Bayern, Niederländer, Großbritannien – ja sogar Schweden und Russen mit.

Was aber hatte das mit der Innsbrucker Annasäule zu tun? 1703 erhob Bayern Anspruch auf die Grafschaft Tirol, die im Mittelalter ja Teil des Herzogtums Bayern war. Die Bayern, Bündnispartner der Franzosen, lösten sich faktisch aus dem Heiligen Römischen Reich. Um ihren Anspruch auf Tirol militärisch zu untermauern, marschierten sie über Kufstein nach Innsbruck. Relativ schnell konnten sie die Tiroler Hauptstadt erobern. Die Tiroler erhoben sich aber und konnten die bayrische Fremdherrschaft am 26. Juli, dem Sankt Anna Tag, wieder aus Innsbruck vertreiben. Aus diesem Anlass beschlossen die Bürger Innsbrucks die Annasäule zu errichten.

Der Boarische Rummel, wie der kurze Kampf um Tirol genannt wurde, klingt nur oberflächlich nach einem Scherzgefecht in diesem generell überaus blutigen Krieg. 1704 kam es in der Schlacht von Höchstädt zu einer bayrischen Niederlage gegen die Habsburger. In der Folge ließ Joseph I. München besetzen. Nun war es andersherum, die Bayern erhoben sich gegen die Habsburger. Unter anderem kam es dabei zur bekannten Sendlinger Mordweihnacht, bei der habsburgische Truppen etwa 1000 Soldaten, die sich eigentlich schon ergeben hatten, niedermetzelten.

Der Spanische Erbfolgekrieg endete quasi mit einer Niederlage der Habsburger, auch wenn dies nicht mit allerletzter Sicherheit gesagt werden kann wer was tatsächlich verloren hatte. Karl, der Vater Maria Theresias, konnte zwar den Spanischen Thron besteigen, der Krieg dauert aber noch einige Jahre. Erst in den Friedensverträgen von Utrecht und Rastatt 1713 und 1714 wurde Frieden hergestellt zwischen den einzelnen Mächten.

Schlussendlich wurde Karl III. nach dem Tod des Kaisers Josef I. vom spanischen Thron zurück nach Mitteleuropa geholt um die wichtigen Stammländer zu sichern. Österreich und das Deutsche Reich mit den Erblanden waren wichtiger für die Habsburger als Spanien. Über das sogenannte Konvenienzprinzip wurden die Habsburger für ihren Verlust aber reich entschädigt und erhielten Herrschaften in Italien (Mantua, Mailand, Sardinien, Neapel), die südlichen Niederlande (Belgien & Luxemburg). Dieses etwas schwer zu durchschauende Prinzip bescherte übrigens auch dem späteren Ehemann von Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen die Herrschaft über das Herzogtum Toskana. Weil er Lothringen an Frankreich abtreten musste, kassierte er als kleinen Ausgleich das italienische Großherzogtum.