Oberer Stadtplatz

Das Goldene Dachl, der Stadtturm und das Helblinghaus zählen zu den Wahrzeichen Innsbrucks.

Das ganze Jahr über kommen Touristen aus aller Welt um die Schönheit der Innsbrucker Altstadt zu genießen, durch die engen Altstadtgassen zu schlendern oder im Winter am pittoresken Christkindlmarkt Glühwein und Kiachl vor der einzigartigen Kulisse zu genießen.

Das Goldene Dachl

Friedrich IV. ließ den Neuhof erbauen und siedelte seine Innsbrucker Residenz von der Andechser Burg dorthin um. Kaiser Maximilian wiederum war der Neuhof zu klein und er zog in die Hofburg. Anschließend ließ er den prunkvollen Erker mit seinen 2657 vergoldeten Schindeln an den Neuhof anbauen und mit Szenen aus dem mittelalterlichen, höfischen Leben schmücken. Die Reliefs auf der Vorderseite zeigen unter anderem Kaiser Maximilian mit seinen beiden Ehefrauen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza. Interessant dabei ist zum Beispiel das Erscheinungsbild der beiden Frauen. Während die erste Ehefrau Maria von Burgund züchtig und mit Haube ihr Haar verhüllend dargestellt wird, wallen die Locken der Mailänderin Bianca Maria Sforza weit hinab. Einige Figuren und Reliefs geben Forschern bis heute Rätsel auf. Eines davon, die Geheimschrift die am Band hinter den Tänzern und Personen auf den oberen Reliefplatten zu sehen ist, wurde erst 2020 entschlüsselt. Die Zeichen geben verschlüsselt Folgendes zu verstehen: “Ego sum lux mundi qui sequitur me non ambulabit in tenebris sed habebit lucem vitae dicit dominus”, übersetzt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir folgt, wird nicht in Finsternis wandeln sondern wird im Licht wohnen, so spricht der Herr. An der Decke unter den Erker befinden sich putzige Figuren, einige davon in für das 16. Jahrhundert wohl anzüglicher Pose.

Stadtturm und Altes Rathaus

Am 55 m hohen Innsbrucker Stadtturm fühlt man sich wie ein mittelalterlicher Turmwächter und kann die ganze Altstadt überblicken. 1450 wurde der Turm erbaut, 1560 erhielt er den Abschluss mit dem Zwiebeldach. Von hier oben aus musste der Turmwächter nach Gefahren Ausschau halten, die Stadt überwachen und vor allem im Brandfall Alarm schlagen. Wie viele mittelalterliche Städte brannte auch Innsbruck im Mittelalter mehrmals ab. Das rote Gebäude, das den Stadtturm flankiert, ist das Alte Rathaus. Ein Relief an der Fassade erinnert an die Bestätigung des Stadtrechts.

Helblinghaus

Das Helblinghaus gilt vielen als das schönste Gebäude Innsbrucks. Als einziges Barockgebäude der Innsbrucker Altstadt wirkt das reich geschmückte Bürgerhaus beinahe deplatziert. Die verspielte Fassade wird von Naturmotiven, Putten, Masken und anderem Schmuck nach Plänen des Architekten Anton Gigl geziert. Nachdem Sebastian Helbling hier ein Kaffeehaus im 19. Jahrhundert betrieben hatte, wurde das Helblinghaus im frühen 20. Jahrhundert zum Katholischen Kasino. Dabei handelte es sich nicht um ein Etablissement in dem gespielt wurde, sondern um den Treffpunkt der Kasinobewegung in Innsbruck. Diese Bewegung entstand in Süddeutschland als konservative Reaktion auf die liberalen Bestrebungen die Macht der katholischen Kirche zu beschneiden, vor allem in Schul- und Bildungsfragen. In Innsbruck war das katholische Kasino ein Treffpunkt der konservativen Bürgerschaft der Stadt.

Friedl, Siegmund und der Aufstieg Innsbrucks

Zwei Landesfürsten von Tirol trugen zur Entwicklung Innsbrucks im 15. Jahrhundert maßgeblich bei. Herzog Friedrich IV. übernahm ab 1406 neben der Regentschaft in Vorderösterreich auch die Grafschaft Tirol. Unter Vorderösterreich verstand sich der Besitz der Habsburger unter anderem in der Schweiz, in Vorarlberg, im Elsass, in Baden-Württemberg. Tirol und Vorderösterreich wurden seit Friedrich gemeinsam verwaltet als Oberösterreich. Für uns, die wir in den Nationalstaaten des 20. Jahrhhunderts aufgewachsen sind, ist diese Verbindung verschiedenster Ländereien quer durch Europa unter einem Landesfürsten oder Geschlecht schwer vorstellbar. Im Mittelalter war dies ebenso gängig wie Tausch, Verkauf oder Aufteilung von Ländereien innerhalb der mächtigen europäischen Adelsgeschlechter.

Friedrich IV. lebte in einer bewegten Zeit der habsburgischen Geschichte und war häufig in kostspielige Kriege und Konflikte gegen äußere und innere Gegner verwickelt. Von seinen Gegnern wurde er spöttisch als „Friedl mit der leeren Tasche“ bezeichnet. Dieser Ausdruck blieb im Volksmund erhalten, auch wenn Friedrich am Ende seiner Regierung durch die reichen Silberfunde in Schwaz und Gossensaß einer der reichsten Fürsten Europas seiner Zeit war. Friedrich machte Innsbruck zu seiner Residenzstadt an Stelle von Meran. Schnell nahm die Bedeutung der Stadt am Inn zu, auch wenn Innsbruck erst 1849 offiziell Tiroler Landeshauptstadt wurde.

Als Friedrich IV. 1439 starb, war sein Sohn Siegmund 12 Jahre alt. Er startete seine Karriere als Geisel des Kaisers, seines Vetters Friedrichs III. Tirol war mittlerweile eine reiche Grafschaft, die direkte Kontrolle darüber wollte der Kaiser nur ungern aufgeben. 1484 ließ Siegmund die Münzprägeanstalt von Meran in Südtirol nach Hall verlegen, was ihm den Beinamen Siegmund der Münzreiche einbrachte. In Wahrheit war Siegmund auf Grund seines opulenten Lebenswandels nicht besonders münzreich im Gegensatz zu seinem Vater der ungerechterweise den weniger schmeichelhaften Spitznamen erhielt. Als er 1496 starb, war er bereits entmachtet und hatte 1490 die Herrschaft an Maximilian I. übergeben müssen.

Inquisition in Innsbruck

Unter Siegmund fällt eine bedeutende historische Begebenheit. Der Inquisitor Heinrich Kramer, der Autor des berühmt-berüchtigten Hexenhammers, wurde von den Bürgern Innsbrucks und dem Bischof von Brixen aus der Stadt gejagt, als er mehrere Frauen der Hexerei anklagte. Man könnte sagen, das war der Startschuss einer zweifelhaften Karriere für Kramer, dem man wohl nicht unrecht tut wenn man ihn als krankhaften religiösen Eiferer bezeichnet. Im Anschluss an diese Episode verfasste er sein Werk „Der Hexenhammer“. Das Mittelalter war keineswegs wie oft vermittelt eine Zeit der Hexenverbrennungen im großen Stil. Diese dunkle Episode sollte erst im 16. Jahrhundert starten, angestoßen unter anderem vom Hexenhammer Kramers.

Die Hutterer

Weniger gut als den Innsbrucker Hexen erging es Jakob Hutter, der in Innsbruck für sein Wirken bei den als ketzerischer Sekte eingestuften Täufern 1536 vor dem Goldenen Dachl am Scheiterhaufen sein Ende fand. Hier erinnert heute eine Gedenktafel an ihn. Seine Lehren allerdings lebten weiter. Die Gemeinde der Hutterer kam nach langen Irrfahrten und vielen Fluchten quer durch Europa im 19. Jahrhundert in Nordamerika an. Noch heute gibt es einige hundert Hutterer Kolonien in Kanada und den USA, die noch immer nach dem Gebot der Jerusalemer Gütergemeinschaft in einer Art kommunistischem Urchristentum leben. Wie die Mennoniten und die Amisch leben die Hutterer meist isoliert von der Außenwelt und haben sich eine eigene Form der ans deutschen angelehnten Sprache erhalten.