Triumphpforte

Eine kaiserliche Hochzeit und ein kaiserlicher Todesfall innerhalb weniger Tage im Jahr 1765 machten Innsbruck zumindest für einige Zeit zum Nabel Europas. 

Der August 1765 zählt wohl zu den aufregendsten Perioden der Innsbrucker Stadtgeschichte. Am 5. August heiratete Leopold, der Sohn Maria Theresias, in Innsbruck die spanische Prinzessin Maria Ludovica. Nur kurz darauf, am 18. August starb Leopolds Vater Kaiser Franz I. von Habsburg-Lothringen an einem Schlaganfall. Bis heute erinnert die daraufhin 1774 errichtete Innsbrucker Triumphpforte an diese beiden für die Zeit prägenden Ereignisse mit ihren zwei Seiten. Der südliche Teil der Triumphpforte hin zur Leopoldstraße, drückt die Freude über die Hochzeit des späteren Kaisers Leopold II. aus. Das Porträt des Herrscherpaares wird flankiert von den Figuren der Providentia Divina, der göttlichen Vorsehung, und der Constantia, der Beständigkeit. Diese beiden Eigenschaften sahen die Habsburger als ganz entscheidend für ihre Dynastie an. Maria Theresia wollte sich so als fürsorgliche Landesmutter darstellen. 
Am nördlichen Teil hin zur Maria-Theresien-Straße thront hingegen der Todesengel, der die Trauer über den plötzlichen Tod des Gatten der so berühmten und für Österreichs Geschichte prägenden Powerfrau Maria Theresia zeigen soll. 

Die Triumphpforte markierte die bis 1904 geltende Grenze zwischen Innsbruck und dem damals eigenständigen Wilten. Händler wurden an der Zollstation zur Kasse gebeten.

Maria Theresia und ihre Zeit

Obwohl sie oft als Kaiserin tituliert wird, war Maria Theresia offiziell nur unter anderem Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Königin von Böhmen. Auf den Kaisertitel verzichtete sie sehr rücksichtsvoll im Sinne ihres Gatten Franz Stephan. Der stand als Großherzog der Toskana laut spanischem Hofzeremoniell niedriger als seine Frau bis zu seiner Krönung zum Deutschen Kaiser.

Dabei war auch Franz Stephan durchaus ein fähiger und tüchtiger Mann. Er erwirtschaftete sich als Unternehmer ein großes Privatvermögen und erwarb die Grafschaft Teschen in Schlesien. Franz Stephan war auch Berater seiner Gattin und begründet wichtige wissenschaftliche naturwissenschaftliche Sammlungen. Sein Sohn und kaiserlicher Nachfolger Joseph II., der sich als der „Erste Diener des Staates“ sah, erbte sein Vermögen, übertrug es aber zum allergrößten Teil dem Staat um Staatsschulden zu tilgen.

Die Ehe zwischen Maria Theresia und Franz Stephan, zumindest wird es so erzählt, sei sehr liebevoll gewesen, auch wenn Franz Stephan schon zu Lebzeiten mehr als nur eine Affäre nachgesagt wurde. Mit insgesamt 16 Nachkommen war auch für ausreichend Nachwuchs gesorgt, der quer durch Europa verheiratet und auf wichtigen Stellen der Macht installiert wurde. Die im Zuge der Französischen Revolution enthauptete Marie Antoinette, Ehefrau von Ludwig XVI., war eine Tochter Maria Theresias.

Zur Thronfolgerin ihres Vaters Karl VI. in den sogenannten Österreichischen Erblanden konnte Maria Theresia nur über eine Gesetzesänderung werden. Mit dem für die Habsburger richtungsweisenden Vertrag der Pragmatischen Sanktion wurde sowohl die weibliche Erbfolge ermöglicht wie auch die Unteilbarkeit des Habsburgischen Territoriums erwirkt. Als Maria Theresia 1740 allerdings ihr Erbe antrat, kam es trotzdem umgehend zum Österreichischen Erbfolgekrieg, der mehr oder minder ganz Europa involvierte und die lebenslange Feindschaft zwischen ihr und Friedrich II. von Preußen begründete.

Dabei war Maria Theresia keineswegs ein zimperliches Frauchen wie nicht zuletzt die humorlose Aufteilung des Königreichs Polen zwischen Preußen, Russland und Österreich bezeugt. Auch in Glaubensfragen war mit der frommen Regentin nicht zu spaßen. Ohne viel wenn und aber wurden zum Beispiel ungeliebte Protestanten aus dem Salzkammergut nach Transkarpatien in Oberungarn, der heutigen Ukraine umgesiedelt.

Trotz der anfänglichen Widrigkeiten konnten Maria Theresia und anschließend ihr Sohn Joseph II. das Habsburgerreich bis 1780 vor allem im Inneren stark beeinfluss. Sie begann mit Hilfe  von großen, aufgeklärten Denkern wie Friedrich Wilhelm von Haugwitz, Joseph von Sonnenfels und Wenzel Anton Kaunitz aus den Österreichischen Erblanden einen modernen Staat zu basteln und probierte aus einer Vielzahl an Territorien einen zentralistischen Einheitsstaat zu machen. Anstatt der Verwaltung ihrer Territorien durch den ansässigen Adel setzte sie auf eine moderne Verwaltung.

Das Wohl des Volkes war ihr wichtig, vor allem im Bewusstsein, dass sich ein gesunder Staat auf gesunde Bürger stützt. So leitete sie mit Reformen im Heer, im Schulwesen in der Verwaltung und in der Landwirtschaft wichtige Änderungen ein, die von ihrem Sohn Joseph II. zu großen Teilen fortgeführt und noch erweitert wurden. Durch die Haugwitz´sche Reform 1747/48 verschaffte sich die Zentralgewalt der Habsburger direkten Zugriff über die Grundherren hinweg auf die Erträge aus der Landwirtschaft.

Auch die erste Volkszählung geht auf Maria Theresia zurück. Ihr verdanken wir auch die Hausnummern, die notwendig waren um das gesamte Volk und Staatseigentum zu katalogisieren. Über Militär und Verwaltung konnten nun auch Nichtadlige in höhere staatliche Positionen aufsteigen. Die Bildung wurde ein zentraler Teil des Staates, jedoch sollten keine Geistesgrößen, sondern Material für den staatlichen Verwaltungsapparat gezüchtet werden. Auch die Wirtschaftsreformen die Maria Theresia einleitete, sollten nicht nur mehr Möglichkeiten für die Untertanen schaffen, sondern auch die Staatseinnahmen erhöhen. Ganz im Zeitgeist kann man sowohl Maria Theresia wie auch ihre Söhne somit als aufgeklärte, absolutistische Monarchen bezeichnen.