Unterer Stadtplatz

Andechser Burg, Ottoburg, Regierungsgebäude, Inntor, und der Goldene Adler – der untere Stadtplatz war das wahre Downtown Innsbrucks.

Ottoburg und Andechsburg

Wer von der Innbrücke in die Altstadt spaziert, passiert am Weg zum Unteren Stadtplatz linkerhand die Ottoburg. Dieses markante Gebäude war ab dem 16. Jahrhundert ein reiner Wohnturm ohne Funktion, meist auch ohne Bewohner. Bevor die Ottoburg 1495 zum Wohnturm umgebaut wurde, war sie ein Teil der Andechsburg und der Innsbrucker Wehranlage am Inntor. Lange Zeit stand das markante Gebäude in Folge einer Übergabe durch Kaiser Maximilian I. an eine Privatperson allerdings leer. Die Innsbrucker Bevölkerung taufte die Ottoburg daher „öd burg“, also leere Burg. Im Laufe der Zeit wurde so aus der „öd Burg“ die Otto Burg. Seit 1913 kann man in der Ottoburg in mittelalterlichen Gemäuern Tiroler Spezialitäten genießen. Das Denkmal „Vater und Sohn“ von Christian Plattner erinnert an die Tiroler Erhebung gegen die bayerisch-französische Besatzung im Jahr 1809. Auf der anderen Seite des Altstadteingangs befindet sich der Andechshof, die ehemalige Innsbrucker Stadtburg und Kaserne. Dazwischen befand sich bis zu seinem Abriss 1790 das Inntor.

Der Anfang des Frächterwesens

Das schmale, gelbe Gebäude das an den Andechshof anschließt ist als Innsbrucker Ballhaus bekannt. Hier konnten passierende Händler ihre Warenballen einlagern und im Rahmen des Rodfuhrwesens auf einen neuen Wagen laden.

Dieses System des Rodfuhrwesens durch Tirol regelte seit dem Mittelalter die für das Land so wichtige Transitwirtschaft zwischen Venedig und Augsburg. Die einzelnen Stationen waren zwischen 20 und 40 km voneinander entfernt. Händler durften Waren nicht auf ihrem eigenen Fuhrwerk transportieren, sondern mussten die örtlichen Fuhrleute engagieren. Die Händler konnten sich auf die ortskundigen Fuhrleute verlassen die immer nur einen kleinen, ihnen bekannten Abschnitt zu bedienen hatten und profitierten von mehr Sicherheit. Auch waren die verwendeten Zugtiere stets ausgeruht. Als im 16. Jahrhundert Venedig nach der Eroberung der Neuen Welt im Westen an Bedeutung verlor, litt auch das Rodfuhrwesen. Man könnte im Falle der Innsbrucker Fuhrleute von den ersten Globalisierungsverlierern sprechen. Das System der Warenbeförderung durch das Rodfuhrwesen hielt sich trotzdem bis 1867 und fiel erst mit der Eröffnung der Bahnstrecke über den Brenner.

Gasthof Goldener Adler

Die Gasthöfe entlang der Strecke Venedig – Augsburg verdienten ebenfalls an den Kaufleuten. Einer davon war der Goldene Adler. Erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde der Goldene Adler 1573, da aber bereits Kaiser Maximilian hier genächtigt haben soll kann man davon ausgehen, dass der Gasthof auch schon wesentlich früher Gäste empfing. Ein Schild des Gasthofs gibt 1390 als Entstehungsdatum an. Wer nach Innsbruck kam und etwas auf sich hielt, stieg im Goldenen Adler ab. Könige, Adelige – sogar Johann Wolfgang von Goethe nächtigte hier am Weg nach Italien. Und vom Balkon aus soll Andreas Hofer nach der Eroberung der Stadt seine Ansprache an die Innsbrucker Bevölkerung gehalten haben. Unter den Lauben beim Eingang des Goldenen Adlers erinnert eine Tafel an eine Rede, die der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer hier gehalten haben soll.

Regierungsgebäude

Gegenüber dem Goldenen Adler befindet sich das alte Regierungsgebäude, das seit Kaiser Ferdinand I. den Tirolern für Politik, Gericht und Verwaltung des Landes diente. Claudia de Medici, die einflussreiche Landesfürstin, die nach dem Tod ihres Gatten Leopold V. die Geschicke Tirols mehr oder minder leitete, ließ das Gebäude umbauen. Nach dem Erdbeben, das Innsbruck 1689 erschütterte, wurde das nun als Claudiana bekannte Gebäude im Barockstil renoviert, die gotische Innenausstattung der Räume blieb erhalten. Der prächtigste Saal den Claudia de Medici ausbauen ließ mit seiner wunderschönen Holzdecke ist leider nur bei Veranstaltungen der Universität Innsbruck zugänglich.

Nach der gläubigen Caterina Gonzaga von Mantua, die als Witwe Ferdinands II. ihren Lebensabend zurückgezogen im Regelhaus des Servitenklosters verbrachte, verkörperte die Florentinerin Claudia de Medici das genaue Gegenteil nach dem Tod ihres Gatten Leopold. Claudia de Medici schaffte es als Landesfürstin über geschickte Politik und den Ausbau der Tiroler Landesverteidigungsanlagen gemeinsam mit ihrem Kanzler Wilhelm Bienner den Dreißigjährigen Krieg mehr oder minder von Tirol fernzuhalten. Dafür machten sich die beiden bei den Tiroler Ständevertretern nicht unbedingt beliebt. Der gebürtige Schwabe Bienner, der mit einer rigiden Sparpolitik die Landesfinanzen sanierte, wurde nach dem Tod Claudia de Medicis 1648 von den Tiroler Landständen gefangengenommen und nach einem Schauprozess enthauptet.