Palais Fugger - Taxis
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Jakob Fugger: the richest man in history
Es gibt wohl kaum eine ungekrönte Person, die größeren Einfluss auf die Geschichte Europas bis ins 20. Jahrhundert hatte als Jakob Fugger (1459 - 1525). Nicht nur deckt sich seine Lebenszeit mit der Kaiser Maximilians, die Schicksale der beiden Männer hingen eng aneinander. Auch die Geschichte Tirols wurde vom bedeutendsten Finanzmagnaten seiner Zeit bestimmt.
Jakob Fugger entstammte einer Augsburger Kaufmannsfamilie. Die Ankunft des Stammvaters der Familie wurde im Steuerbuch Augsburgs unter „Fucker advenit“ vermerkt. Im 15. Jahrhundert entstand nach und nach ein Fugger´sches Handelsnetzwerk aus Faktoreien. Die Kaufleute gründeten für ihr Textilunternehmen Faktoreien in Venedig, Bozen, Mailand, Nürnberg, Frankfurt, Brügge und Antwerpen. Faktoreien waren ein multifunktioneller Mix aus Verkaufsfläche, Finanzniederlassung, Pferdestation, Lagerhaus, Post- und Nachrichtenstelle und diplomatischer Vertretung. Dieses System war aus Norditalien über die Alpen geschwappt. In der Region zwischen Florenz, Venedig und Mailand war eine frühe Form des Finanzkapitalismus entstanden. Das Bankwesen begann im Spätmittelalter hier seinen Siegeszug durch Europa. Kaufleute, die nicht Unmengen an Bargeld mit sich führen wollten, benötigten sogenannte Wechsel, um ihre Transaktionen durchführen zu können. In den bedeutenden Handelsstädten begannen sie deshalb Kontoreien aufzubauen. Auch in Innsbruck hatten italienische Finanzinstitute seit dem Hochmittelalter Niederlassungen.
Jakob und seine Brüder handelten in guter Familientradition zuerst ebenfalls Baumwolle mit den wohlhabenden norditalienischen Städten. In Venedig, dem Finanzzentrum des östlichen Mittelmeerraumes, lernte Jakob Fugger die Kunst der doppelten Buchführung und die Feinheiten der fortschrittlichen italienischen Finanzwirtschaft kennen. Er erkannte, dass mit Geldgeschäften und Krediten mehr zu verdienen war als mit Baumwolle. Die Monarchen und Aristokraten Europas finanzierten ihren Hofstaat und Kriege im Mittelalter über den Zehnten. Diese Abgabe wurde von den Bauern innerhalb des Feudalsystems geleistet. Besonders die Kriegsführung war, angetrieben durch moderne Schusswaffen, im 15. Jahrhundert immer kostspieliger geworden. Deshalb reichte der Zehent oft nicht mehr aus. Die Legitimation als Stellvertreter Gottes auf Erden hatte für Monarchen bis hierher funktioniert, um 1500 begannen klingende Münze und Zinsen in Form des Finanzkapitalismus langsam, aber sicher Gott als letztgültige Instanz abzulösen.
Die Verbindung Jakob Fuggers mit dem Hause Habsburg und im Speziellen mit Tirol begann sich 1487 zu intensivieren. Der Tiroler Landesfürst Siegmund unterlag in einer kriegerischen Auseinandersetzung der Republik Venedig. Um seine Schulden gegenüber der Mittelmeermacht in Höhe von 100.000 Gulden zu bezahlen, lieh er sich Geld von den Fuggern. Dafür stellte er Schuldscheine aus, die er durch die Verpfändung der Schwazer Silbermine an seine Kreditgeber deckte. Schwaz war vor der Erschließung der amerikanischen Silberminen die größte der Welt. Die Fugger verkauften das Schwazer Silber an die Münze Hall, deren Betreiber sie ebenfalls waren, und liehen diese Münzen wiederum Herzog Siegmund. Ein Kreislauf der besonderen Art war geboren.
Damit endete der politische Einfluss der Fugger auf die Weltpolitik aber nicht. Als 1490 die Tiroler Landstände Siegmund wegen seines desaströsen Geschäftsgebarens absetzten, folgte ihm Maximilian I. als Landesfürst Tirols nach. Fugger war klug genug auf den neuen Landesfürsten zu setzen. Das Wort Kredit, zurückgehend auf das lateinische credere, also glauben, zeigt sich in dieser Wahl. Fugger glaubte an einen mächtigen Maximilian als sein bestes Asset. Er finanzierte 1493 die Wahl Maximilians zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und sicherte sich damit seinen Einfluss und eine Erhebung in den Adelsstand. Fugger war es auch, der die Wiener Doppelhochzeit, Maximilians Meisterstück der Heiratspolitik, sponsorte, womit Ungarn ein Teil des Habsburgerreiches wurde. Als Maximilian 1519 starb, wiederholte Fugger dies und ließ über seine Finanzkraft Maximilians Enkel Karl V. zum Kaiser wählen. Ein Kredit von 540.000 Gulden ging von den Fuggern an die Habsburger, um damit Werbe- und Bestechungsgelder zu begleichen. Karl V. räumte Fugger dafür Rechte an Bergwerken in Spanien und Südamerika ein, auf denen Sklaven unter menschenverachtenden Bedingungen zu arbeiteten, um dieses Rad an Ausbeutung und Korruption am Laufen zu halten
Geschätzte zwei Millionen Gulden an Krediten räumten die Fugger den Habsburgern allein zwischen 1487 und 1525 ein. Ein Gulden entsprach 60 Kronen. Ein Tagelöhner verdiente zu dieser Zeit etwa 6 Kronen. Man hätte mit dieser Summe knapp 55.000 Menschen für ein Jahr täglich beschäftigen können. Ein großer Teil dieser Schulden wurde mit Nutzungsrechten an Tiroler Assets und erhöhten Steuern beglichen. Es wird geschätzt, dass das Finanzimperium Fuggers zum Zeitpunkt seines Todes etwa 50% des Staatshaushalt Tirols abwickelten und 10% der Vermögenswerte des Heiligen Römischen Reiches besaßen. Seine Beamten verwalteten Minen in Tirol, Tschechien, der Slowakei und Spanien, finanzierten Handelsexpeditionen in der gesamten damals bekannten Welt und zahlreiche Kriege in Europa. Manchem Historiker gilt Jakob Fugger als der reichste Mann der Weltgeschichte. Wie hoch sein Vermögen war, ist schwer in heutige Maßstäbe umzurechnen. Als die FAZ 2016 einen Versuch unternahm, kam sie auf 300 Milliarden Dollar. Jakob Fugger war wie Maximilian I. gleichzeitig Machtmensch und gebildeter, frommer Katholik. Korruption, Ausbeutung, die Finanzierung von Kriegen und aus Gottesfurcht und Angst vor dem Fegefeuer die Fuggerei, die erste Sozialsiedlung der Welt in Augsburg, zu gründen, schloss sich nicht aus.
In Innsbruck erinnern das Palais Fugger-Taxis sowie eine kleine Gasse zwischen Maria-Theresien-Straße und Landhausplatz an die Fugger. Auf die Art und Weise, wie die Kaufmannsdynastie zu Reichtum kam, wird nicht hingewiesen.