Servitenkirche

Die Geschichte der Servitenkirche ist bewegter als man dem unscheinbaren Gotteshaus ansieht. Gegründet im 17. Jahrhundert, wurden Orden und Gebäude mehrmals empfindlich getroffen.

Anna Catarina Gonzaga gründete 1613 in Innsbruck mit der Servitenkirche die erste Niederlassung der Neuzeit des „Ordo Servorum Mariae“ (Orden der Diener Marias) nördlich der Alpen. Während der Reformation wurde der aus der Toskana stammende Orden im deutschsprachigen Raum komplett aufgelöst und konnte sich erst im 17. Jahrhundert von Innsbruck aus wieder ausbreiten. Die Serviten widmeten sich als Bettelorden in ihrer Frühzeit der Armenfürsorge. Heute engagieren sie sich vor allem in der Entwicklungshilfe.

1620 brannte der erste Bau bei einem Feuer ab. Am 15. Dezember 1943 wurde die von den Habsburgern im Barockstil erbaute Kirche bei einem Bombenangriff auf Innsbruck zerstört. Das Gemälde an der Außenseite und das Deckenfresko wurden nach 1945 beim Wiederaufbau vom bekannten österreichischen Künstler Hans Andre neu geschaffen. Die Servitenkirche ist ein wunderbares Beispiel barocker Architekturkunst. Das Mosaik im Eingangsgewölbe zeigt das Wappen des Herzogtums Mantua mit den 4 schwarzen Adlern und dem roten Löwen gemeinsam mit dem Wappen des Erzherzogtums Österreich und symbolisiert so die Einheit Ferdinands und Anna Catarina Gonzagas. Auch das Deckenfresko im Innenraum der Kirche stellt die italienischen Wurzeln der Kirchenstifterin sehr eindrücklich dar.

Das „weltliche“ Leben von Anna Catarina Gonzaga war sehr bewegt. Als „Principessa“ von Mantua geboren, heiratete die gläubige Frau mit 16 Jahren Ihren Onkel Ferdinand II, den Lebemann und Landesfürsten von Tirol. Der fesche Ferdinand allerdings war bei der Hochzeit schon 53. Er war in erster Ehe mit der Augsburger Bürgerlichen Philippine Welser verheiratet gewesen, die ihm allerdings auf Grund ihres Standes keine legitimen Erben schenken konnte. Auch mit Anna Catarina gelangen Ferdinand II. „nur“ drei Töchter.

Nach dem Tod Ferdinands stiftete die strenge Katholikin das Regelhaus und ein Damenstift sowie das Servitenkloster. Sie selbst trat mit ihrer Tochter Maria in das Regelhaus ein, ein offenes Damenkloster mit etwas legereren Regeln, wo sie bis an ihr Lebensende ihrem Glauben nachging. In der Servitenkirche erinnert ein Wandfresko an der Rückseite bis heute an Anna Catarina Gonzaga von Mantua und ihre Tochter.

Am 3. November 1938 lösten die Nationalsozialisten den Servitenorden als erstes Kloster in Innsbruck „zum Schutze des Volkes“ auf. In der Österreichausgabe des „Völkischen Beobachter“ vom 4. November 1938 ist als Grund dafür zu lesen: „Staatspolizeiliche Untersuchungen im Servitenkloster in Innsbruck ergaben, dass in diesem Kloster derart sittenwidrige Zustände herrschen, dass es unmöglich ist, sie in der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Es handelt sich bei dem genannten Kloster um eine Lasterhöhle erster Ordnung, hinter deren Treiben das staatsfeindliche Verhalten, das durch aufgefundene Schriften festgestellt wurde, weit in den Hintergrund tritt.“