Evangelische Christuskirche

 

Wissenswertes

 

Die Christuskirche im Innsbrucker Stadtteil Saggen war lange Zeit das einzige evangelische Gotteshaus im Heiligen Land Tirol. Erst 1906 öffnete die Christuskirche ihre Pforten für die protestantische Kirchengemeinde. Dieser Teil der Stadt, der heute zu den teuersten und schönsten Innsbrucks zählt, war damals nur spärlich bebaut und entwickelte sich erst nach und nach. Das architektonisch interessante Bauwerk besitzt sowohl neugotische wie auch neuromanische Elemente. Der spitz zulaufende Kirchturm ist ein schöner Kontrast zum Tonnengewölbe und den Rundbögen. Wie viele andere Bauwerke, zum Beispiel die Triumphpforte, wurde auch die Christuskirche aus Höttinger Breccie vom alten Steinbruch unter der Hungerburg erbaut.

Reformation in Tirol

Im ausgehenden Mittelalter und in der Frühen Neuzeit spaltete ein Glaubenskrieg weite Teile Europas. Die stark verweltlichte und korrupte katholische Kirche mit dem Zentrum in Rom kam durch Reformatoren wie Jan Hus, Jean Calvin und Martin Luther setzten die kirchliche Obrigkeit mit ihren Lehren immer mehr unter Druck. In Tirol waren vor allem die Bergwerkstädte Hall und Schwaz Zentren in denen Prediger  wie Jacob Strauß mit abweichenden Gedanken die Menschen nicht nur im religiösen, sondern auch im sozialen Sinn aufwiegelten. Die Habsburger galten als erzkatholisch, schließlich war es ja so, dass das feudale System des Adels und der Kaiser sich über den Papst legitimierten.

Anhänger der Reformation hatten es in Tirol alles andere als leicht. Bis heute gilt Tirol als selbsternanntes „Heiliges Land“, wobei sich heilig auf den katholischen Glauben bezieht. In Innsbruck wurden Protestanten wie in vielen anderen Städten und Ländern der Stadt verwiesen. Noch unter Maria Theresia im 18. Jahrhundert wurden Tiroler Protestanten in weit entlegene Teile des Reichs zwangsumgesiedelt. Immer wieder kam es zu Hausdurchsuchungen, Bücherkontrollen und Zensur. 1781 erließe Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent, das den Bau von protestantischen Kirchen erlaubte, wenn auch an Bedingungen gebunden. So durften diese Bethäuser keine Türme oder sonstigen baulichen Besonderheiten aufweisen. In Tirol kam es zu Widerständen gegen das Toleranzpatent, man fürchtete um die guten Sitten im   selbsternannten Heiligen Land und wollte fremdartige Religionen, Zwietracht und Unruhen aller Art vermeiden. Konvertierten oder auch nur übertrittswilligen Personen wurden Dinge wie Ehe und ein Begräbnis auf katholischen Friedhöfen verwehrt. 

Nach und nach hielt die Toleranz zwar Einzug im Kaiserreich und in den Ländern, die Zusammengehörigkeit von Obrigkeit und katholischer Kirche biss sich aber weit ins 20. Jahrhundert durch viele Lebensbereiche wie zum Beispiel der Schulbildung fest. Die Tiroler Bevölkerung ließ sich in ihrer Sturheit auch nicht vom kaiserlichen Protestantenpatent von ihrer Intoleranz abbringen. Erst 1876 kam es zur Gründung einer evangelischen Pfarrgemeinde. Es wundert also kaum, dass die erste evangelische Kirche Tirols erst knapp 400 Jahre nach den 95 Thesen Martin Luthers an wenig prominenter Stelle eröffnet wurde.

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