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Wilhelm Greil war Bürgermeister von 1896 bis 1923, nachdem er vorher bereits als Vizebürgermeister tätig war. Diese Zeit war für Innsbruck richtungsweisend, viele Projekte die damals vorangetrieben wurden gehören heute wie selbstverständlich zum täglichen Leben in Innsbruck, waren um die Jahrhundertwende aber eine echte Revolution. Wilhelm Greil gehörte der "Deutschen Volkspartei" an, die sich als nationale Partei aus der liberalen Bewegung herausgeschält hatte. Was uns heute als Widerspruch erscheint, liberal und national, war im 19. Jahrhundert ein politisch übliches und gut funktionierendes Gedankenpaar. Durch eine Wahlordnung, die auf das Stimmrecht über Vermögensklassen aufgebaut war, konnten sich die großen Massenparteien wie die Sozialdemokraten nicht durchsetzen. Viel mehr waren es eben die von wohlhabenden Bürgern und Unternehmern unterstützten liberalnationalen Politiker die den Ton angaben.
Unter Wilhelm Greil erweiterte sich Innsbruck beträchtlich. Vor allem die Dörfer Wilten und Pradl, die 1904 eingemeindet und Teil der Stadt wurden, trugen zum Wachstum bei. Von 1880 bis 1900 vermehrte sich Innsbrucks Bevölkerung von 20.000 auf 26.000 Einwohner, Wilten hingegen verdreifachte sich quasi von 4000 auf 12.000. Neben dem quantitativen Wachstum durch die Stadterweiterung wurde unter Wilhelm Greil auch die Bautätigkeit innerhalb der Stadtteile emsig vorangetrieben. Neben den Villen im Saggen entstanden auch die Wohnhäuser im östlichen Teil des Stadtviertels. Infrastrukturprojekte wie das neue Rathaus in der Maria-Theresienstraße 1897, die Hungerburgbahn 1906, die Karwendelbahn hinauf nach Seefeld, der Bau des Greisenasyls und des Waisenhauses im Saggen, die Verlegung der Schwemmkanalisation, die Erneuerung des Marktplatzes und der Bau der Markthalle, die Übernahme des Gaswerks in Pradl und des Elektrizitätswerks in Mühlau und die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf elektrisches Licht fielen unter die Ägide Wilhelm Greils. 1928 verstarb der verdiente Altbürgermeister als Ehrenbürger der Stadt Innsbruck im Alter von 78 Jahren.
"Wie der Bürgermeister in einer der letzten Gemeinderatssitzungen berichtete, trägt sich Herr von Sieberer mit dem Plan, hier ein großes, schönes Armenhaus zu errichten … Der Bau soll auf einer jetzt freistehenden Parzelle hinter dem Claudiaplatz, neben dem Südbahnviadukt errichtet werden und zwei gesonderte Trakte (einen für Frauen und einen für Männer) erhalten. Zwischen den Trakten ist die Erbauung einer Kapelle projektiert." Das konnte man am 1. Juni 1907 als Innsbrucker der Presse rund um die Pläne des bürgerlichen Gönners entnehmen, der die Wohnstätte für Innsbrucks Senioren plante. 1908 stiftete Johann von Sieberer das Innsbrucker Greisenasyl zur Ehre des 60jährigen Thronjubiläums von Kaiser Franz Josef I. Der Bau wurde im Frühling 1908 begonnen und konnte schon im Oktober 1909 vollendet werden. Am 29 August 1909, zum 100. Jubiläum der Berg-Isel Schlacht wurde das Gebäude von Franz Josef I. persönlich in Anwesenheit des Bischofs von Brixen eingeweiht.
Eine staatlich geregelte Pensionsversicherung wie wir sie heute kennen, gab es im Habsburgerreich nicht. Ältere Untertaten, die nicht mehr arbeiten konnten, wurden zu Hause von Verwandten oder Angestellten versorgt. Bei Bauern wurde dies mit dem sogenannten Ausgedinge im Rahmen der Übergabe des Hofes geregelt. Wer nicht zu einer dieser privilegierten Schichten gehörte, fiel schnell durch den Rost. Arbeiter, Handwerksgesellen, Tagelöhner, Knechte und niederes Personal mussten betteln oder waren auf die Armen- und Altenpflege von Gönnern oder der Kirche angewiesen, die seit dem 16. Jahrhundert in Tirol Sache der Gemeinden war, denen ein Untertan angehörte. In Notzeiten waren die Gemeinden damit aber oft überfordert. Auch die Kirche konnte sich nicht dauerhaft und zuverlässig diesem Problem annehmen. Durch den durch die Industrialisierung und Urbanisierung bedingten Zuzug nach Innsbruck und dem Verkauf zweier Armenhäuser in St. Nikolaus, war die Situation in Innsbruck um 1900 angespannt.
Johann von Sieberer, zu dieser Zeit bereits selbst in fortgeschrittenem Alter, kam zum Entschluss, der Stadt Innsbruck mit Planung des Projekts und der Finanzierung eines großen Teils davon, bei der Errichtung eines Greisenasyls zu unterstützen. Die Stadt musste sich dafür verpflichten einen Baugrund, die Übernahme der Erschließung von Kanalisation und Elektrifizierung und den Kosten für Rechtliches, Architekten und der Bauleitung zu übernehmen. Das Armenamt der Stadt sollte das Altersheim betreiben. Die Betreuung wurde den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz und Paul überlassen. Die revolutionäre Idee Freiherr Johann von Sieberers war es, älteren Ehepaaren die Möglichkeit zu geben ihren Lebensabend gemeinsam zu verbringen. Die Zimmer waren für damalige Verhältnisse mit Eisenbetten, Nachtkästchen, Kleiderschrank und Spucknapf gut ausgestattet. Der schmucklose Raum sollte die Pflege der Unterkünfte und die Freihaltung von Ungeziefer und Schädlingen erleichtern. Schwer sozialisierbare Bewohner wie Alkoholkranke wurden angenommen, jedoch separat untergebracht. Für die Stadtentwicklung waren Einrichtungen wie Greisenasyl und Waisenhaus sehr wichtig. Das Altersheim besteht bis zum heutigen Tag, auch wenn es natürlich mehrmals modernisiert wurde.
Neben dem ÖBB-Verwaltungsgebäude und dem Waisenhaus ist das Greisenasyl der dritte palastartige Bau im Saggen. Die prächtige Fassade auf einer Länge von 86 m ist bis heute erhalten geblieben. Sie erinnert nicht nur entfernt an einen Palast, sondern wurde bewusst so angelegt um der Würde des Alters einen geeigneten baulichen Rahmen zu geben. Dies spiegelte sich auch in der Einrichtung des Greisenasyls. Die Küche war so ausgestattet, dass Essen für bis zu 300 Personen verpflegt werden konnten. Die Kapelle wird von einem Glockenturm gekrönt. Man sieht die Statuen der Heiligen Petrus und Paulus sowie Christus als Zeichen für Güte gegenüber allen Menschen. An den Erbauer Freiherr Johann von Sieberer erinnert der Schriftzug "Gespendet von einem Patrioten".
Innsbruck unter Wilhelm Greil
Wilhelm Greil war Bürgermeister von 1896 bis 1923, nachdem er vorher bereits als Vizebürgermeister tätig war. Diese Zeit war für Innsbruck richtungsweisend, viele Projekte die damals vorangetrieben wurden gehören heute wie selbstverständlich zum täglichen Leben in Innsbruck, waren um die Jahrhundertwende aber eine echte Revolution. Wilhelm Greil gehörte der "Deutschen Volkspartei" an, die sich als nationale Partei aus der liberalen Bewegung herausgeschält hatte. Was uns heute als Widerspruch erscheint, liberal und national, war im 19. Jahrhundert ein politisch übliches und gut funktionierendes Gedankenpaar. Bedingt durch eine Wahlordnung, die auf das Stimmrecht über Vermögensklassen aufgebaut war, konnten sich die großen Massenparteien wie die Sozialdemokraten nicht durchsetzen. Viel mehr waren es eben die von wohlhabenden Bürgern und Unternehmern unterstützten liberalnationalen Politiker, die den Ton in dieser Zeit angaben.
Unter Wilhelm Greil erweiterte sich Innsbruck beträchtlich. Vor allem die Dörfer Wilten und Pradl, die 1904 eingemeindet und Teil der Stadt wurden, trugen zum Wachstum bei. Von 1880 bis 1900 vermehrte sich Innsbrucks Bevölkerung von 20.000 auf 26.000 Einwohner, Wilten hingegen verdreifachte sich quasi von 4000 auf 12.000. Neben dem quantitativen Wachstum durch die Stadterweiterung wurde unter Wilhelm Greil auch die Bautätigkeit innerhalb der Stadtteile emsig vorangetrieben. Neben den Villen im Saggen entstanden auch die Wohnhäuser im östlichen Teil des Stadtviertels. Infrastrukturprojekte wie das neue Rathaus in der Maria-Theresienstraße 1897, die Hungerburgbahn 1906, die Karwendelbahn hinauf nach Seefeld, der Bau des Greisenasyls und des Waisenhauses im Saggen, die Verlegung der Schwemmkanalisation, die Erneuerung des Marktplatzes und der Bau der Markthalle, die Übernahme des Gaswerks in Pradl und des Elektrizitätswerks in Mühlau und die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf elektrisches Licht fielen unter die Ägide Wilhelm Greils. 1928 verstarb der verdiente Altbürgermeister als Ehrenbürger der Stadt Innsbruck im Alter von 78 Jahren.
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Der Claudiaplatz im Saggen ist ein wunderbares Beispiel für die Architektur der Belle Epoque. Der runde Platz bildet bis heute so etwas wie das Zentrum des Stadtteils. Fünf Straßen münden in dieses Rondell. Westlich des Platzes führt die Elisabetstraße zu den schönen Villen, während die Kaiser-Franz-Josef-Straße mit dem reizvollen begrünten Mittelstreifen mit größeren aber ebenfalls schönen Wohnhäusern bestückt ist. Die Claudiastraße führt zur Bundesbahndirektion. Die Häuser die den Claudiaplatz umgeben sind trapezförmig im Grundriss und reizvoll mit Türmen, Erkern und sonstigem Schmuck verziert. Sehr reizvoll ist auch das Haus Conradstraße 6, das nur wenige Meter vom Claudiaplatz entfernt ist. Der Besitzer des Porphyr Steinbruchs Josef Leutsch ließ sich vom Architekten Josef Mayr ein Gebäude im Jugendstil errichten. Immobilienspekulation war auch 1898 beim Beginn der Bebauung des Claudiaplatz schon ein Thema. Claudiaplatz 1 und 2 sowie Elisabethstraße Nummer 11 wurden vom rheinländischen „Immoentwickler“ Reinhold Boos finanziert. Dass man über die Erweiterung der Stadt im Innsbruck der Jahrhundertwende erfreut war, zeigt ein Artikel vom 24.2.1900: „Im östlichen Stadterweiterungs-Gebiet am Saggen scheint sich in diesem Jahre eine außerordentlich rege Bauthätigkeit entwickeln zu wollen. Abgesehen davon, dass im Teile für geschlossene Bauweise 9 Gebäude, im Cottage vier Villen im Baue sind und noch in diesem Jahr vollendet werden, ist die weitere Erbauung von 6 Häuser, darunter zwei ausgedehnten Eckwohngebäuden am Claudiaplatz und in der Adolf Pichlerstraße in sicherer Aussicht.“
Rund um das Jahr 1870 breitete sich Innsbruck räumlich nach allen Richtungen hin aus. Zwischen 1830 und 1870 stieg die Zahl der Einwohner von 12.000 auf 17.000. Studenten, Soldaten und Arbeiter aus allen Teilen des Reiches kamen nach Innsbruck. Einer heutigen Stadtteile der sich entwickelte, war der Saggen. Während sich im heutigen Pradl und in Wilten viele Gewerbebetriebe ansiedelten, war der Saggen rund um den Claudiaplatz das Viertel für gehobenes Wohnen und Entertainment. Das Panorama des Riesenrundgemäldes und eine Radrennbahn waren ebenso Teil des Saggen wie die kurz nach 1900 eröffnete Hungerburgbahn. Das Viertel versprüht mit seinen Wohngebäuden, den kleinen Geschäften und Villen noch immer den Charme der Jahrhundertwende. Die Straßennamen im Saggen erinnern noch an die bürgerliche Welt die sich hier ansiedelte. Haydn, Bruckner, Schubert, , Stifter, Goethe, Schiller und Mozart standen Pate für die neuen Straßenzüge die entstanden.
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Die Christuskirche im Innsbrucker Stadtteil Saggen war lange Zeit das einzige evangelische Gotteshaus im Heiligen Land Tirol. Erst 1906 öffnete die Christuskirche ihre Pforten für die protestantische Kirchengemeinde. Dieser Teil der Stadt, der heute zu den teuersten und schönsten Innsbrucks zählt, war damals nur spärlich bebaut und entwickelte sich erst nach und nach. Das architektonisch interessante Bauwerk besitzt sowohl neugotische wie auch neuromanische Elemente. Der spitz zulaufende Kirchturm ist ein schöner Kontrast zum Tonnengewölbe und den Rundbögen. Wie viele andere Bauwerke, zum Beispiel die Triumphpforte, wurde auch die Christuskirche aus Höttinger Breccie vom alten Steinbruch unter der Hungerburg erbaut.
Reformation in Tirol
Im ausgehenden Mittelalter und in der Frühen Neuzeit spaltete ein Glaubenskrieg weite Teile Europas. Die stark verweltlichte und korrupte katholische Kirche mit dem Zentrum in Rom kam durch Reformatoren wie Jan Hus, Jean Calvin und Martin Luther setzten die kirchliche Obrigkeit mit ihren Lehren immer mehr unter Druck. In Tirol waren vor allem die Bergwerkstädte Hall und Schwaz Zentren in denen Prediger wie Jacob Strauß mit abweichenden Gedanken die Menschen nicht nur im religiösen, sondern auch im sozialen Sinn aufwiegelten. Die Habsburger galten als erzkatholisch, schließlich war es ja so, dass das feudale System des Adels und der Kaiser sich über den Papst legitimierten.
Anhänger der Reformation hatten es in Tirol alles andere als leicht. Bis heute gilt Tirol als selbsternanntes "Heiliges Land", wobei sich heilig auf den katholischen Glauben bezieht. In Innsbruck wurden Protestanten wie in vielen anderen Städten und Ländern der Stadt verwiesen. Noch unter Maria Theresia im 18. Jahrhundert wurden Tiroler Protestanten in weit entlegene Teile des Reichs zwangsumgesiedelt. Immer wieder kam es zu Hausdurchsuchungen, Bücherkontrollen und Zensur. 1781 erließe Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent, das den Bau von protestantischen Kirchen erlaubte, wenn auch an Bedingungen gebunden. So durften diese Bethäuser keine Türme oder sonstigen baulichen Besonderheiten aufweisen. In Tirol kam es zu Widerständen gegen das Toleranzpatent, man fürchtete um die guten Sitten im selbsternannten Heiligen Land und wollte fremdartige Religionen, Zwietracht und Unruhen aller Art vermeiden. Konvertierten oder auch nur übertrittswilligen Personen wurden Dinge wie Ehe und ein Begräbnis auf katholischen Friedhöfen verwehrt.
Nach und nach hielt die Toleranz zwar Einzug im Kaiserreich und in den Ländern, die Zusammengehörigkeit von Obrigkeit und katholischer Kirche biss sich aber weit ins 20. Jahrhundert durch viele Lebensbereiche wie zum Beispiel der Schulbildung fest. Die Tiroler Bevölkerung ließ sich in ihrer Sturheit auch nicht vom kaiserlichen Protestantenpatent von ihrer Intoleranz abbringen. Erst 1876 kam es zur Gründung einer evangelischen Pfarrgemeinde. Es wundert also kaum, dass die erste evangelische Kirche Tirols erst knapp 400 Jahre nach den 95 Thesen Martin Luthers an wenig prominenter Stelle eröffnet wurde.
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Die Siebererschule im Innsbrucker Stadtteil Saggen war einst ein Waisenheim. Als am 1. Oktober 1889, im 40. Jubiläumsjahr der Thronbesteigung Kaiser Franz Josef I., das Sieberer Waisenhaus eröffnet wurde, überschlugen sich die Innsbrucker Nachrichten in ihrem Lob für den edlen Spender Johann von Sieberer. „Wohl selten hat eine Stadtgemeinde gerechtere und begründetere Ursache sich zu freuen und festlich zu schmücken, als heute die Stadt Innsbruck, da eine Stiftung derselben übergeben wird, wie eine solche wohl selten eine Stadt sich erfreuen kann. Diese Freude und Festestimmung wird noch erhöht durch die Anwesenheit des erlauchten Bruders unseres geliebten Monarchen, seiner k. und k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Karl Ludwig, der hierher gekommen ist um zu beweisen wie hoch der edle Prinz ein Werk reinster Menschenfreundlichkeit zu schätzen weiß und demselben seine Anerkennung zu zollen. Schon wenn der Name des kaiserlichen Prinzen ertönt, schlägt höher das Tiroler Herz….“
Das Waisenhaus für 100 Mädchen und 100 Burschen ist heute eine Volksschule mit Kindergarten. Der Bau im Neorenaissancestil ist ein wunderbares Beispiel für die Architektur um die Jahrhundertwende. Wie ein kleiner Palast soll es neben dem Zweck des Waisenhauses auch zur Mehrung des Ruhms seines Spenders beitragen. Die beiden Statuen über dem Eingang repräsentieren den „Unterricht“ und die „Menschenliebe“. Im Untergeschoss ließ sich Freiherr Johann von Sieberer seine Gruft mit einem marmornen Grab errichten.
Wer war Johann von Sieberer?
Selfmademan, Patriot und Menschenfreund. So könnte man Johann von Sieberer wohl beschreiben. Waren es in Mittelalter und früher Neuzeit vor allem Aristokraten, die für die Entwicklung von Städten, Infrastruktur und Bauwesen verantwortlich waren, machten sich im 18. und 19. Jahrhundert mehr und mehr Mitglieder des wohlhabenden Bürgertums dazu auf, das Stadtbild zu prägen. Einer dieser wohlhabenden Mäzen war Johann von Sieberer.
Sieberer kam 1830 in Going im Tiroler Unterland als uneheliches Kinde auf die Welt. Das Unterland gehörte damals noch zum Bistum Salzburg. Der Erzbischof von Salzburg scheint früh das herausragende Talent erkannt zu haben und ermöglichte dem Jungen den Besuch des Franziskanergymnasiums in Hall in Tirol. Vermutlich studierte er anschließend in Wien.
Trotz seines unglücklichen Starts ins Leben, er wurde sehr schnell zum Waisenkind, machte er eine herausragende Karriere. Ab 1860 arbeitete er für die Versicherungsgesellschaft Österreichischer Phönix. Durch den Verkauf hoher Polizzen an Mitglieder der Habsburgerfamilie und andere Adlige kam er zu einem großen Vermögen.
Wofür Johann von Sieberer vor allem bekannt ist, sind seine großzügigen Stiftungen in Innsbruck. Das Waisenhaus samt einem Fond zur Betreibung sowie das Franz-Joseph-Jubiläums-Greisenasyl gehen auf die Spenden des Menschenfreunds Sieberer zurück. Auch am Umbau der Jesuitenkirche beteiligte er sich. 1909 wurde Sieberer zum Ehrenbürger Innsbrucks, 1910 zum Freiherrn ernannt. In Innsbruck erinnert die Siebererstraße im Stadtteil Saggen an diesen großen Innsbrucker.
Dreiheiligenkirche Innsbruck
Die Dreiheiligenkirche wurde 1611 von Maximilian III. in Auftrag gegeben.
Das 16. Jahrhundert, das oft als der Beginn der Neuzeit tituliert wird, war alles andere als eine behagliche Zeit. Die Kirchenspaltung bedrohte das Heilige Römische Reich. Fromme Kirchenmänner wie der Jesuit Petrus Canisius stemmten sich der Reformation entgegen. 1589 wurde Innsbruck auch von einem Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Menschen neigten in ihrer Frömmigkeit oft dazu, schlechte Ereignisse auf ihre eigenen Sünden vor Gott zu schieben. Die Bemühungen der Kirche, ihre verunsicherten Schäflein fromm zu halten, drückte sich in prunkvollen Bauten und der Ansiedlung neuer Orden wie der Franziskaner und der Jesuiten aus.
Einer dieser frommen Bürger war der Hofarzt Paul Weinhart. Als 1611 zu allem Überfluss auch noch die Pest die Stadt bedrohte, beschloss der Mediziner nicht nur seinen Kenntnissen zu vertrauen, sondern das Wohl der Stadt den Pestheiligen Pirmin, Sebastian und Rochus zu überantworten. Seitdem sind diese drei Heiligen die Schutzpatrone der Stadt. Die Gebeine des Heiligen Pirmin sind seit 1575 als Reliquie im Besitz der Jesuiten. Auf das Drängen des Arztes hin entschloss sich Maximilian III. „der Deutschmeister“ zur Planung einer Kirche nahe dem Pestkrankenhaus am Stadtrand.
Die Dreiheiligenkirche wurde 1615 fertiggestellt. 1750 wurde die Kirche im bis heute bestehenden Rokokostil umgestaltet. Da die sogenannte Kohlstatt, das Viertel rund um die heutige Dreiheiligenstraße, schnell wuchs, benötigte diese Kirchengemeinde ein größeres Gebäude. 1860 wurde die Dreiheiligenkirche nochmals um ein Vorhallenjoch erweitert. 1900 wurde das von der Tiroler Glasmalerei angefertigte Mosaik an der Fassade angebracht, das neben den drei Pestheiligen auch den Heiligen Alexius, den Schutzheiligen gegen Erdbeben, darstellt.
Innsbrucker Wachstumsprobleme
1567 wurden in Innsbruck 5050 Einwohner gezählt. Der Bevölkerungszuwachs innerhalb der Stadtmauern war enorm. Die Versorgung aus den Umlandgemeinden mit Lebensmitteln war nur eines der Probleme. Schwierig war vor allem die Bereitstellung von Trinkwasser. 1485 wurde eine erste Wasserleitung von Hötting herab in die Stadt verlegt. Die Hygiene verbesserte sich dadurch zwar, trotzdem kam es immer wieder zu Seuchen. Die Medizin stand vor allem der Pest sehr lange hilflos gegenüber. Erreger der Pest waren Bakterien, Yersinia Pestis, auch „Pestbazillus“ genannt, die über Flöhe auf Ratten und von dort auf Menschen übertragen wurden. Die Pest wurde zum Inbegriff von epidemisch auftretenden „Seuchen“. Ein grundlegendes Problem war die Sauberkeit, die in den einzelnen Wohnhäusern, aber auch an öffentlichen Orten herrschte. Der Totengräber der Stadt war unter anderem auch für die Reinlichkeit von Kotgruben und der Stadtbäche, die aus dem Sillkanal in den Stadtgraben flossen. Ab 1527 war es verboten Schweine in der Stadt frei herumlaufen zu lassen, 1550 waren die letzten Misthaufen aus der Stadt verschwunden. Besonders betroffen von Seuchen war allerdings nicht das Gebiet innerhalb der Stadtmauern, sondern die Armenviertel in den Vorstädten wie die Kohlstatt oder St. Nikolaus.
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Sigmund der Münzreiche war es, der im 15. Jahrhundert Niklas Türing nach Innsbruck holte. Innsbruck war mittlerweile die Residenzstadt der Fürsten von Tirol und dank der Silberminen in Schwaz und der Münzprägeanstalt in Hall zu einem bedeutenden Zentrum geworden. Für Baumeister war eine goldene Zeit angebrochen, die unter Maximilian nochmals mehr an Fahrt aufnehmen sollten. Als eine der wichtigsten Städte im Heiligen Römischen Reich war es für die Aristokratie von Vorteil eine Residenz in oder rund um Innsbruck zu haben. Es kam zu einem wahren Bauboom. Die Türings prägten die Innsbruck quasi im gotischen Stil. Vor allem in der Altstadt kann man das Wirken der Türings sehr gut nachverfolgen. Auf Niklas Türing geht das berühmte Goldene Dachl zu einem guten Teil zurück. Sein Sohn Gregor verewigte sich unter anderem am Trautsonhaus in der Herzog-Friedrich-Straße und am Burgriesenhaus in der Domgasse. Der letzte der Türings mit Einfluss auf die Innsbrucker Bauszene war Niklas Türing der Jüngere, der mit Andrea Crivelli gemeinsam die Planungen an der Hofkirche begann.
Die bürgerliche Philippine Welser war die Ehefrau Erzherzog Ferdinands II., dem kunstsinnigen Landesfürsten Tirols. Sie galt als überaus schön. Ihre Haut sei so zart gewesen, man hätte einen Schluck Rotwein durch ihre Kehle fließen sehen können.
Kennengelernt sollen sich die Augsburgerin und der Habsburger auf einem Faschingsball in Pilsen. Ferdinand verliebte sich Hals über Kopf in seine Philippine und heiratete sie. Besonders erfreut war im Hause Habsburg niemand über die in aller Heimlichkeit geschlossene Ehe der beiden. Die Kinder wurden von der Erbfolge ausgeschlossen.
Philippine Welsers Leidenschaft war das Kochen. In der Österreichischen Nationalbibliothek ist noch heute eine Rezeptsammlung vorhanden. Unter anderem kann man dort das Rezept einer Nusstorte nachlesen oder auch wie man Maiblüten zur Linderung von Wehenschmerzen verwendet. Kräuterkunde war ihr zweites Steckenpferd. Auf Schloss Ambras in Innsbruck ließ sie deshalb einen Kräutergarten anlegen. Überliefert ist auch, dass sie sich sehr um die arme Bevölkerung Innsbrucks gekümmert haben soll, was ihre bis heute andauernde Bewunderung der Tiroler Bevölkerung erklärt.
Ihre letzte Ruhe fand Philippine Welser nach ihrem Tod 1580 in der Silbernen Kapelle in der Innsbrucker Hofkirche. Gemeinsam mit ihren als Säugling verstorbenen Kindern und Ferdinand wurde sie dort begraben.
Nicht jede städtische Siedlung war auch eine Stadt. Voraussetzungen um das Stadtrecht zu erhalten waren eine Stadtmauer sowie die Anerkennung durch den Landesfürsten. Verbunden war das Stadtrecht mit Marktrecht, dem Zollrecht und vor allem einer eigenen Gerichtsbarkeit. Bürger mussten den Bürgereid leisten, der zu Steuern und Wehrdienst verpflichtete. Damit unterstanden die Stadtbürger auch nicht mehr dem Landesfürsten, sondern der städtischen Gerichtsbarkeit, zumindest innerhalb der Stadtmauern. Das geflügelte Wort "Stadtluft macht frei" rührt daher, dass man nach einem Jahr in der Stadt von allen Verbindlichkeiten seines ehemaligen Herrn frei war. Neben der städtischen Gerichtsbarkeit gab es in vielen Städten auch die Rechtsprechung der Handwerkszünfte, die auf das soziale Leben ihrer Mitglieder großen Einfluss ausübten. Ab dem 14. Jahrhundert besaß Innsbruck nachweisbar einen Stadtrat, der von der Bürgerschaft gewählt wurde. Ebenfalls ab dem 14. Jahrhundert mussten die Steuern, die von den Bürgern gezahlt wurden, nicht mehr an den Landesfürsten weitergegeben werden.
Die Grafen von Andechs waren im Mittelalter die Gründer der Stadt Innsbruck.
Die Entstehung Innsbrucks ist eng mit der Loslösung Tirols vom Herzogtum Bayern verbunden. Mit dem Reschen- und dem Brennerpass verfügte Tirol über zwei niedrige Alpenübergänge, die für die kaiserliche Verbindung nach Reichsitalien sehr wichtig waren. Um diese beiden Übergänge weg von den mächtigen bayrischen Herzögen und unter die Kontrolle der Kirche, die dem Kaiser stets nahe war, zu bringen, wurde das Territorium Tirols 1027 den beiden Bischöfen von Brixen und Trient zugesprochen.
Die Grafen von Andechs waren Vögte des Bischofs von Brixen und verwalteten den mittleren Teil des Inntals, das Wipptal und das Eisacktal. Die Kirche hatte das Problem, dass sie nur die niedere Gerichtsbarkeit ausüben durfte, nicht aber Blutsgerichtsbarkeit. Sie brauchten also Vertreter, die das Weltliche für sie regelten. Das war die Rolle der Vögte. Diese niedrigen Adligen wurden von der Kirche eingesetzt.um die Besitztümer der Bischöfe zu verwalten.
Zur Kontrolle dieses Gebiets erbauten die Andechser im heutigen Innsbrucker Stadtteil Amras eine Burg. Als diese 1133 von den Bayern zerstört wurde, beschlossen die Andechser dort wo sich heute die beiden Stadtteile Mariahilf und St. Nikolaus befinden, einen Markt zu gründen und das nördliche und das südliche Innufer miteinander zu verbinden. Anbruggen war geboren, die Geschichte Innsbrucks konnte ihren Lauf nehmen.
Anbruggen wuchs vermutlich schnell, der Platz aber zwischen Nordkette und Inn war knapp bemessen. 1180 erwarb Berchtold V. von Andechs deshalb vom Kloster Wilten ein Stück Land auf der Südseite des Inns. Innsbruck war geboren. Die Grafen von Andechs ließen im Zuge der Errichtung der Stadtmauer die Andechser Burg bauen und verlegten ihren Stammsitz von Meran nach Innsbruck.
Ein Mitglied einer der bekanntesten Dynastien der europäischen Geschichte lenkte für einige Jahre die Geschicke des Landes Tirol. Claudia de Medici war in zweiter Ehe mit Leopold V. verheiratet. Die gebildete Renaissancefürstin galt als überaus intelligent und fähig, was sie nach dem frühen Tod ihres Gatten ab 1632 unter Beweis stellen durfte. Claudia de Medici schaffte es als Landesfürstin über geschickte Politik und den Ausbau der Tiroler Landesverteidigungsanlagen gemeinsam mit ihrem Kanzler Wilhelm Bienner den Dreißigjährigen Krieg mehr oder minder von Tirol fernzuhalten. Bei Scharnitz an der heutigen deutschen Grenze wurden Verteidigungsanlagen errichtet und nach der Primadonna Tirols Porta Claudia genannt. Überreste davon sind noch heute zu besichtigen. Dafür machten sich die beiden bei den Tiroler Ständevertretern nicht unbedingt beliebt. Der gebürtige Schwabe Bienner, der mit einer rigiden Sparpolitik die Landesfinanzen sanierte, wurde nach dem Tod Claudia de Medicis 1648 von den Tiroler Landständen gefangengenommen und nach einem Schauprozess enthauptet.
Der Wirt aus dem Südtiroler Passeiertal gilt vielen Tirolern bis heute als unumstrittener Held. In drei siegreichen und einer verlorenen Schlacht am Berg Isel kämpfte der "Sandwirt" 1809 in der Tiroler Erhebung gegen die bayrischen Besatzer Tirols. Dieser „Freiheitskampf“ symbolisiert bis heute für das Tiroler Selbstverständnis. Die Bayern waren während der Napoleonischen Kriege mit Frankreich verbündet und konnten in mehreren Etappen des Kriegs zwischen 1796 und 1805 Tirol erobern. Im Anschluss wurde Tirol an Bayern angeschlossen und hörte faktisch auf, in seiner Form als eigenes Land zu existieren. Die Bayern begingen den Fehler, in Tiroler Traditionen aller Art einzugreifen. Prozessionen und religiöse Feste der konservativen und gläubigen Tiroler fielen dem aufklärerischen Programm der von der französischen Revolution geprägten neuen Landesherren zum Opfer. Endgültig zuviel wurde es, als junge Tiroler Männer bei der Aushebung zum Dienst in der bayrisch-napoleonischen Armee gezwungen werden sollten, obwohl Tiroler seit dem Landlibell, einem Gesetz Kaiser Maximilians, nur für die Verteidigung der eigenen Grenzen herangezogen werden durften. Häufig kam es bei den Aushebungen zu Aufständen, was schließlich in den Befreiungskrieg in mehreren Schlachten gegen die Bayern unter dem Passeirer Schützenhauptmann Andreas Hofer münden sollte. Für Gott, Kaiser und Vaterland eroberten die Schützen Innsbruck zurück - und plünderten die Stadt, deren Bevölkerung der modernen bayrischen Verwaltung nicht in allem abgeneigt war. Drei Mal konnten die Tiroler Aufständischen den Sieg vom Schlachtfeld tragen. In die Geschichtsbücher eingegangen ist vor allem die 3. Schlacht am Berg Isel nach Innsbruck. Andreas Hofer wurde zum zwischenzeitlichen Landeskommandanten Tirols ernannt. Am Ende gab es im Herbst 1809 allerdings in der vierten und letzten Schlacht am Berg Isel eine empfindliche Niederlage gegen die französische Übermacht. Andreas Hofer wurde gefangengenommen und am 20. Januar 1810 in Mantua in Norditalien hingerichtet. Lange Zeit galt Andreas Hofer als unumstrittener Held und als Prototyp des wehrhaften, vaterlandstreuen und standhaften Tiroler. In Tirol wurde und wird er für alle möglichen Initiativen und Pläne vor den Karren gespannt. Vor allem im Nationalismus des 19. Jahrhunderts berief man sich immer wieder auf den Helden Andreas Hofer. Hofer wurde über Gemälde, Flugblätter und Schauspiele zur Ikone stilisiert. 1896 wurde der Kampf der Tiroler gegen Bayern und Franzosen am Riesenrundgemälde festgehalten. Dieses Gemälde kann im Museum 1809 am Berg Isel noch bewundert werden. In konservativen Kreisen Tirols wie den Schützen wird Hofer unkritisch und kultisch verehrt. In den letzten Jahrzehnten allerdings setzte eine kritische Betrachtung des erzkonservativen und mit seiner Aufgabe als Tiroler Landeskommandanten wohl überforderten Schützenhauptmanns ein, der nicht nur Franzosen und Bayern, sondern auch das liberale Gedankengut der Aufklärung vehement aus Tirol fernhalten wollte. llte.
Maximilian zählt zu den bedeutendsten Figuren der Innsbrucker Stadtgeschichte. Er machte Innsbruck in seiner Regierungszeit zu einem der wichtigsten Zentren des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Das Goldene Dachl, die Hofburg, die Hofkirche und das Innsbrucker Zeughaus wurden von ihm maßgeblich initiiert. Darüber hinaus ließ er den Handelsweg im heutigen Mariahilf verlegen und verbesserte die Wasserversorgung der Stadt. Über Tirol soll der passionierte Jäger gesagt haben: "Tirol ist ein grober Bauernkittel, der aber gut wärmt." Innsbruck wurde unter Maximilian aber nicht nur auf künstlerischer Ebene zu einem Zentrum des Reiches, auch wirtschaftlich brummte die Stadt. Unter anderem war Innsbruck Zentrale des Postdienstes im Kaiserreich. Die Familie Thurn und Taxis erhielt das Monopol auf diesen wichtigen Service und startete ihr Start-Up in Innsbruck.
Neben seiner Liebe für die Tiroler Natur waren ihm die Kostbarkeiten wie das Haller Salz und das Schwazer Silber immer teuer und nützlich. Seinen aufwändigen Hofstaat, die Wahl zum König durch die Kurfürsten und die vielen Kriege finanzierte sich Maximilian unter anderem durch Verpfändung der Bodenschätze des Landes an die reiche Kaufmannsfamilie Fugger aus Augsburg. Durch eine beginnende Zentralisierung seiner Hausmacht und eine effizientere Verwaltung nahm Maximilian eine gedachte Einheit Österreichs vorweg. Beginnend mit ihm war das Heilige Römische Reich, auch dank der finanziellen Kraft Tirols, fest in Habsburger Hand. Zu verdanken war diese Entwicklung einer geschickten Außenpolitik mit Krieg und Heirat.
1486 wurde Maximilian zum Kaiser gewählt, 1493 wurde er gekrönt. Im 15. Jahrhundert allerdings war es schwer durch das politisch zerstückelte Italien nach Rom zu reisen. Die Habsburger standen zu dieser Zeit mit Venedig und Mailand auf Kriegsfuß. Die Serenissima Republica di San Marco verweigerte Maximilian den Durchzug. 1508 ließ er sich pragmatisch in Trient zum erwählten römischen Kaiser krönen, jedoch nicht salben. Das machte seinen Vater Friedrich III. zum letzten gesalbten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs.
„Wer immer sich im Leben kein Gedächtnis macht, der hat nach seinem Tod kein Gedächtnis und derselbe Mensch wird mit dem Glockenton vergessen.“ Dieser Angst wirkte Maximilian höchst erfolgreich aktiv entgegen. Unter ihm spieletn Propaganda, Bild und Medien eine immer stärkere Rolle, bedingt auch durch den aufkeimenden Buchdruck. Auch durch Bauwerke wie die Hofkirche in Innsbruck ließ er seinen Ruhm verewigen.
Häufig wird Maximilian auch als letzter Ritter und erster Kanonier bezeichnet. Er lebte in einer Zeit des Übergangs zwischen feudaler Armee unter der Führung der einzelnen Landesfürsten, die dem Kaiser unterstanden, und Söldnerheeren. Die Rechnung der Finanzierung dieser Heere wurde unter anderem auch mit Tiroler Reichtum bezahlt.
Er erkannte aber auch, dass man Macht nicht nur am Schlachtfeld erringenkann. "Mögen andere Krieg führen, du glückliches Österreich, heirate!" Hochzeiten waren seit jeher ein beliebtes Mittel zum Machterwerb, Maximilian aber perfektionierte diese Methode. Durch die Hochzeit mit seiner ersten Ehefrau Maria von Burgund konnte er große Gebietsgewinne verzeichnen. Das von Siegmund dem Münzreichen an Karl von Burgund verpfändete Vorderösterreich mit Elsass und Breisgau fielen ebenso an ihn wie das wohlhabende Burgund.
Er stellte die Hochzeit mit Maria gerne als Liebeshochzeit dar, obwohl es wohl eine Zweckhochzeit war wie die meisten Ehen dieser Zeit. Maria von Burgund allerdings war die Begründerin seiner Dynastie und es ließ sie wohl auch deshalb als besonders hübsch und geliebt am Goldenen Dachl darstellen. Durch die Hochzeit mit Maria von Burgund gelang ihm ein Modernisierungsschub in der Verwaltung. Nachdem Maria bei einem Reitunfall tödlich verunglückte, heiratete er in zweiter Ehe Bianca Maria Sforza von Mailand, um den Machtbereich nach Süden zu stabilisieren.
Auch seine Nachkommen waren vor dem Hochzeitsmanager Maximilian nicht sicher. Maximilian begründet die spanische Linie der Habsburger, die sich 200 Jahre lang halten konnte. Sein Sohn Philipp "der Schöne" wurde mit Johanna "der Wahnsinnigen" von Kastilien verheiratet. Sogar seine Enkel wurden im Spiel um Macht eingesetzt. Die Kinder von Philipp, Maria und Ferdinand, wurden von Maximilian schon im Kindesalter mit den Kindern des Königs von Ungarn und dem König von Polen in der Doppelhochzeit von Wien verheiratet. Als der König von Ungarn in der Schlacht von Mohacs fiel, ging auch die Krone Ungarns, Böhmens und Kroatiens an die Habsburger. Sein Enkel Karl V. regierte als Regent von Spanien und als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches über ein Riesenreich.
Bei den Tiroler Bauern war Maximilian lange Zeit nicht übermäßig beliebt. Viele Tiroler mussten auf den Schlachtfeldern des Kaisers trotz des Tiroler Landlibells den kaiserlichen Willen durchsetzen. Die Kriege gegen die Schweizer Eidgenossen im Westen und die Republik Venedig im Süden verlangten den wehrfähigen Männern oft mehr als nur die Landesverteidigung ab. Zudem beschnitt Maximilian die bäuerlichen Rechte der Allmende. Holzschlag, Jagd und Fischerei wurden dem Landesherrn unterstellt und waren kein Allgemeingut mehr. Das hatte negative Auswirkungen auf die bäuerliche Selbstversorgung. Maximilian gestand den Tirolern im Landlibell von 1511 in einer Art Verfassung zu, dass sie als Soldaten nur für den Krieg zur Verteidigung des eigenen Landes herangezogen werden dürfen. So konnte er sich die Treue der Tiroler Bevölkerung erkaufen und den Einfluss der Bischöfe von Trient und Brixen im Land beschneiden.
Als Maximilian III. von Österreich kinderlos stirbt, brauchte es einen Ersatz als Statthalter Tirols. Leopold, im Jahr 1618 noch Bischof von Passau, wurde auserkoren um die Regierungsgeschäfte im reichen Tirol zu führen. 1625 verzichtete der nunmehr zum Herzog erhobene Leopold V. auf seine kirchlichen Würden um heiraten und eine neue Linie gründen zu können.
Als Braut wurde Caterina de Medici vom mächtigen und reichen Fürstengeschlecht aus der Toskana gefunden. Das Hochzeitsfest der beiden soll eines der prächtigsten Feste in der Geschichte der Stadt gewesen sein. Weniger prächtig war die Regierungszeit, die von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges geprägt war. Auch wenn Tirol von Kämpfen mehr oder minder verschont blieb, war die Landesverteidigung kostspielig und verlangte ein rigides Sparprogramm.
In Innsbruck ließ Leopold das Ballhaus Dogana, das heutige Kongresszentrum und die Jesuitenkirche errichten. Am Platz vor dem Tiroler Landestheater erinnert ein Brunnen an diesen wichtigen Tiroler Landesfürsten des 17. Jahrhunderts.
Wer in Österreich unterwegs ist, kennt die Kuppen und Zwiebeltürme der Kirchen in Dörfern und Städten. Prachtvoll und prunkvoll sollten Kirchen und Religion sein. Architektur und Malerei waren ebenso wie die Musik reich, füllig und üppig. Barock war nicht nur eine Stilrichtung, es war ein Lebensgefühl, das seinen Ausgang zur Mitte des 17. Jahrhunderts nahm.
Die Barockkultur ist ein wichtiges Merkmal der europäischen Geschichte und Kultur. Beginnend mit dem dreißigjährigen Krieg in den 1630ern setzte es sich durch das 17. und 18. Jahrhundert fort. Absolutistische Fürsten wählten den Barock als Stilmittel um ihre Macht zu demonstrieren. Neben Kirchen sind es vor allem die prunkvollen Schlösser und Parkanlagen, die in ganz Europa in dieser Zeit errichtet wurden. Viele katholische Feiertage und die dazugehörigen Prozessionen gehen ebenfalls auf diese Zeit zurück. Man wollte den katholischen Glauben gegenüber dem protestantischen für die Bevölkerung attraktiver machen.
Der Barockstil wurde von den Habsburgern in der Zeit der Gegenreformation auch als eine Art Propagandamittel gegen die Reformation genutzt, um die Einheit von Kaisertum und Katholizismus in all seiner Pracht zu demonstrieren. Die Macht des Kaisers wurde vom Papst legitimiert, die Bewegung, die von Martin Luther und anderen Reformatoren ausging, war katholischen Herrschern ein Dorn im Auge.
Die Barockkultur ist ein zentrales Element des Katholizismus und der politischen Darstellung. Besonders in Österreich gab es das Phänomen der Barockfrömmigkeit, die von Kaiser und Fürsten gerne auch zur Erziehung der Untertanen eingesetzt wurde. Auch wenn der Ablass, das Freikaufen von Sünden, in der Zeit nach dem 16. Jahrhundert keine gängige Praxis mehr in der katholischen Kirche war, so gab es doch noch eine rege Vorstellung von Himmel und Hölle. Durch ein tugendhaftes Leben, sprich ein Leben im Einklang mit katholischen Werten und gutem Verhalten als Untertan gegenüber der göttlichen Ordnung, konnte man dem Paradies einen großen Schritt näherkommen.
Der Deutsche Orden wurde als Ritterorden um 1120 in Jerusalem in einem Hospiz gegründet. 1229 begannen die Ritter mit dem Bau der Festung Montfort bei Akko im Heiligen Land. Gleichzeitig schaute man sich aber in weiser Voraussicht ob der drohenden Niederlage im Nahen nach neuen Territorien um. In Siebenbürgen im heutigen Rumänien engagierten sich die Ritter des Deutschen Ordens für die christlichen Ungarn gegen heidnische Stämme. Im 13. Jahrhundert konnte der Orden vor allem unter Hermann von Salza im Baltikum im Kampf gegen die heidnischen Prußen viel Land gewinnen und den Deutschordensstaat errichten. Bei der Bekehrung der Heiden ging man nicht zimperlich vor. Der Deutsche Orden war eine Art Staatlichkeit, der sich ähnlich den religiösen Fundamentalisten heute, auf Gott berief und dessen Ordnung auch auf Erden herstellen wollte. Die Marienburg im heutigen Polen ist ein eindrucksvolles Zeugnis von Macht und Reichtum des Deutschen Ordens. Nach dem Niedergang des Ordens im 15. Jahrhundert in Nordosteuropa behielt der Orden durch geschickte Verbindung zum Adel und zum Militär vor allem im Habsburgerreich noch Besitzungen und Macht. Die bekanntesten Hochmeister des Deutschen Ordens waren Maximilian III., Landesfürst von Tirol und Erzherzog Eugen, der oberste Befehlshaber an der Italienfront im Ersten Weltkrieg. Diese beiden Mitglieder der Familie Habsburg sind im Dom zu St. Jakob in Innsbruck begraben.
Als 1700 mit Karl II. von Spanien der letzte Habsburger der Spanischen Linie den Thron ohne Erben hinterlässt, entbrennt der Spanische Erbfolgekrieg zwischen den Weltmächten. Die österreichischen Habsburger möchten Karl III. auf den Thron bringen, der französische König Ludwig XIV. möchte seinen Landsmann Philipp II. von Anjou in der Nachbarschaft an der Macht sehen. Über häufig wechselnde Bündnisse mischen auch Bayern, Niederländer, Großbritannien - ja sogar Schweden und Russen mit.
Was aber hat das mit Innsbruck zu tun? 1703 erhebt Bayern Anspruch auf die Grafschaft Tirol, die im Mittelalter ja Teil des Herzogtums Bayern war. Die Bayern, Bündnispartner der Franzosen, lösten sich faktisch aus dem Heiligen Römischen Reich. Um ihren Anspruch auf Tirol militärisch zu untermauern, marschierten sie über Kufstein nach Innsbruck. Relativ schnell konnten sie die Tiroler Hauptstadt erobern. Die Tiroler erhoben sich aber und konnten die bayrische Fremdherrschaft am 26. Juli, dem Sankt Anna Tag, wieder aus Innsbruck vertreiben. Aus diesem Anlass beschlossen die Bürger Innsbrucks die Annasäule zu errichten.
Der "Boarische Rummel", wie der kurze Kampf um Tirol genannt wurde, klingt nur oberflächlich nach einem Scherzgefecht in diesem generell überaus blutigen Krieg. 1704 kam es in der Schlacht von Höchstädt zu einer bayrischen Niederlage gegen die Habsburger. In der Folge besetzten österreichische Truppen München besetzen. Nun war es andersherum, die Bayern erhoben sich gegen die Habsburger. Unter anderem kam es dabei zur bekannten Sendlinger Mordweihnacht, bei der habsburgische Truppen etwa 1000 Soldaten, die sich eigentlich schon ergeben hatten, niedermetzeln ließen.
Eine Neuordnung Europas
Der Spanische Erbfolgekrieg endete quasi mit einer Niederlage der Habsburger, auch wenn dies nicht mit allerletzter Sicherheit gesagt werden kann wer was tatsächlich verloren hatte. Karl, der Vater Maria Theresias, kann zwar den Spanischen Thron besteigen, der Krieg dauert aber noch einige Jahre. Erst in den Friedensverträgen von Utrecht und Rastatt 1713 und 1714 wurde Frieden hergestellt zwischen den einzelnen Mächten.
Schlussendlich wird Karl III. nach dem Tod des Kaisers Josef I. vom spanischen Thron zurück nach Mitteleuropa geholt um die wichtigen Stammländer zu sichern. Österreich und das Deutsche Reich mit den Erblanden sind wichtiger für die Habsburger als Spanien. Über das sogenannte Konvenienzprinzip werden die Habsburger für ihren Verlust aber reich entschädigt und erhielten Herrschaften in Italien (Mantua, Mailand, Sardinien, Neapel), die südlichen Niederlande (Belgien & Luxemburg). Dieses etwas schwer zu durchschauende Prinzip bescherte übrigens auch dem späteren Ehemann von Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen die Herrschaft über das Herzogtum Toskana. Weil er Lothringen an Frankreich abtreten musste, kassierte er als kleinen Ausgleich das italienische Großherzogtum.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, dessen Haupt der Kaiser war, darf man sich nicht als Nationalstaat moderner Prägung vorstellen. Es war wie ein Zusammenschluss einzelner Länder und Hausmächte, geprägt von Konflikten und Zankereien um Macht, sowohl zwischen den Fürsten des Reiches untereinander wie auch zwischen den Fürsten und dem Kaiser. Im Reichstag hatten die Fürsten Sitz und Stimme, der Kaiser war in seinen Entscheidungen bis zu einem gewissen Grund von ihnen abhängig.
Ende des Kaisertums - Ende der Welt?
Die Wichtigkeit des Heiligen Römischen Kaisertums lag im Religiösen. Der Kaiser musste vom Papst gesalbt werden, war also von ihm abhängig. Gleichzeitig war der Kaiser die Schutzmacht des Heiligen Stuhls auf Erden. Die Römisch-Deutschen Kaiser verstanden sich als direkte Nachfolger der Römischen Kaiser der Antike. Für gläubige Christen war es laut der Lehre der Vier Weltreiche von enormer Wichtigkeit, dass das Kaisertum fortbestand. Mit dem Untergang des Kaisertums wäre auch die Welt dem Untergang geweiht.
Die christliche Lehre der Vier Weltalter
Grundlage der Lehre der Vier Weltreiche war das Buch Daniel des Alten Testaments. In dieser Geschichte wird der Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar erzählt, der 4 irdische Reiche aufeinanderfolgen sieht. Nach diesen vier Weltreichen geht laut dem Glauben die Welt unter. Der Kirchenvater Hieronymus deutete diese vier Reiche um 400 nach Christus als die Abfolge Babylon, Persien, Griechenland und eben dem Römischen Kaiserreich. Damit legitimierte er den Herrschaftsanspruch Roms. Das Ende der römischen Herrschaft bedeutete gleichzeitig das Ende der Welt und somit durfte Rom nicht untergehen. Über die sogenannte Translatio Imperii, also die Übertragung des Rechtsanspruchs des Imperium Romanum der Antike auf die Römisch Deutschen Kaiser nach Karl dem Großen, wird die Beständigkeit Roms gewahrt.
Die Familie Gumpp bestimmt bis heute sehr stark das Aussehen Innsbrucks. Vor allem die barocken Teile der Stadt sind auf die Hofbaumeister zurückzuführen. Der Gründer der Dynastie Christoph Gumpp (1600-1672) war eigentlich Tischler. Seine Tätigkeit als Hofbaumeister begann 1633 und er sollte diesen Titel an die nächsten beiden Generationen weitervererben.
Johann Martin Gumpp der Älter, Georg Anton Gumpp und Johann Martin Gumpp der Jüngere waren für viele der bis heute prägendsten Gebäude zuständig. So stammen die Wittener Stiftskirche, die Mariahilfkirche, die Johanneskirche und die Spitalskirche von den Gumpps.
Neben Kirchen und ihrer Arbeit als Hofbaumeister machten sich die Architekten aber auch als Planer von Profanbauten einen Namen. Viele der Bürgerhäuser und Stadtpaläste Innsbrucks wie das Taxispalais wurden von Ihnen ersonnen. Auch das alte Landhaus in der Maria-Theresienstraße geht auf diese Architektendynastie zurück. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Gumpp kann heute noch begutachtet werden, es beherbergt heute die Konditorei Munding, eines der traditionsreichsten Cafés der Stadt.
Erzherzog Ferdinand zählt zu den schillerndsten Figuren der Tiroler Landesgeschichte. Teils aufgewachsen am Spanischen Hof seines Onkels Kaiser Karl V. um als Kosmopolit für zukünftige Regierungsgeschäfte fit zu sein, füllte er diese Erwartungen in seiner Regierungszeit auch vollkommen aus. Er wird stets als sehr charmant, charismatisch, kunstsinnig und attraktiv beschrieben.
Ferdinand und die Frauen
In erster "halbwilder Ehe" war Ferdinand mit der Bürgerlichen Philippine Welser verheiratet. Ein Skandal für die damalige Zeit. Für seine über alles geliebte Frau ließ Ferdinand auch Schloss Ambras erbauen. Sein Bruder Maximilian meinte gar, dass "Ferdinand verzaubert sai" von der schönen Philippine Welser, als Ferdinand während des Türkenkriegs seine Truppen abzog um nach Hause zu seiner Frau zu gehen. Erben konnte sie ihm allerdings keinen schenken, die Kinder die sie gemeinsam zeugten konnten allesamt nicht anerkannt werden.
Ob der Geschichten um Ferdinands legendären Feste auf Schloss Ambras verwundert es kaum, dass er sich nicht bei seiner zweiten Ehefrau Anna Caterina Gonzaga im Servitenkloster, sondern mit der im Volk sehr beliebten ersten Ehefrau in der silbernen Kapelle an der Innsbrucker Hofburg beerdigen ließ. Nachdem Philippine Welser verstorben war, heiratete Ferdinand mit 53 Jahren die tiefgläubige, erst 16jährige Prinzessin von Mantua. Große Zuneigung haben die beiden allem Anschein nach aber nicht zueinander empfunden, zumal Anna Caterina die Nichte Ferdinands war. Auch mit ihr konnte er allerdings "nur" drei Töchter zeugen.
Ferdinand und die Kunst
Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte der Kaisersohn Ferdinand II. auf Schloss Ambras in Innsbruck, wo er sich eine der kostbarsten Sammlungen von Kunstwerken und Rüstungen anlegte, die noch heute zu den wertvollsten der Welt ihrer Art zu zählen ist. Auf Schloss Ambras können die Exponate sowie der Spanische Saal oder das Bad der Philippine Welser noch heute begutachtet werden.
Nach der Hochzeit mit Landesfürstin Margarete von Tirol Görz waren die bayrischen Wittelsbacher für kurze Zeit die Landesherren von Tirol. Um die Tiroler Bevölkerung für sich zu gewinnen, beschlossen sie den Landständen, also den Sprechern der Tiroler Bevölkerung, im 14. Jahrhundert ein Zuckerl anzubieten.
Der Große Freiheitsbrief - eine erste Tiroler Verfassung?
Im "Großen Freiheitsbrief" von 1342 versprach Ludwig von Brandenburg den Tirolern keine Gesetze oder Steuererhöhungen zu erlassen ohne sich nicht vorher mit ihnen zu besprechen. Dieser Große Freiheitsbrief wurde fortan von den Vertretern der Tiroler Bevölkerung bei allen Forderungen der Herrschenden und Fürsten gegenüber dem Land ins Feld geführt. Von einer demokratischen Verfassung kann allerdings keine Rede sein, waren diese Landleute doch vor allem die hohe Geistlichkeit und der lokale Adel, die natürlich auch über dementsprechenden Besitz verfügten.
Die Entwicklung der Landesstände
Als im 15. Jahrhundert Städte und ihre Bürger langsam wichtiger wurden, entwickelte sich ein Gegengewicht zum Adel. Beim Landtag von 1423 unter Friedrich IV. trafen erstmals 18 Mitglieder des Adels auf 18 Mitglieder der Städte und Bauernschaft. Nach und nach entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert eine feste Zusammensetzung mit einem fixen Ablauf. Vertreten waren die Tiroler Bischöfe von Brixen und Trient, die Äbte der Tiroler Klöster, die Adligen, Vertreter der Städte und der Bauernschaft. Den Vorsitz hatte der Landeshauptmann.
Natürlich waren die Beschlüsse und Wünsche des Landtags für den Fürsten nicht bindend, allerdings war es für den Regenten wohl ein beruhigendes Gefühl wenn er die Vertreter der Bevölkerung auf seiner Seite wusste bzw schwere Entscheidungen mitgetragen wurden.
Das Tiroler Landlibell
Eine weitere sehr wichtige Urkunde ist das Tiroler Landlibell. Maximilian gestand den Tirolern in dieser Urkunde 1511 in einer Art Verfassung zu, dass sie als Soldaten nur für den Krieg zur Verteidigung des eigenen Landes herangezogen werden dürfen. Dieses Sonderrecht der Tiroler war einer der Gründe für den Aufstand gegen die französischen Truppen im napoleonischen Krieg, als junge Tiroler bei der Mobilisierung der Streitkräfte ausgehoben wurden.
Der intelligente, liberal eingestellte und sensible Kronprinz Rudolf galt als der Liebling aller Völker des Habsburgerreichs. Besonders hart waren seine frühen Jahre, als er auf Wunsch seines Vaters Kaiser Franz Josef eine soldatische Erziehung unter General Gondrecourt durchlaufen musste. Erst nach Einschreiten seiner Mutter Elisabeth wurden Schikanen wie Wasserkuren, Exerzieren in Regen und Schnee und das Aufwecken mit Pistolenschüssen aus dem täglichen Programm des sechsjährigen Kronprinzen genommen.
Tragisches Ende eines liberalen Thronfolgers
Tragisch verlief auch das weitere Leben Rudolfs. Er galt nach seiner weiteren Ausbildung durch Graf Latour von Thurmberg als sehr belesen und gebildet, sprach neben Griechisch und Latein auch Französisch, Ungarisch, Tschechisch und Kroatisch und verfasste liberale Artikel im "Neuen Wiener Tagblatt" unter einem Pseudonym. Er wollte unter anderem Grund- und Bodenreformen vorantreiben durch stärkere Besteuerung der Großgrundbesitzer und den Slawen des Habsburgerreichs mehr Rechte zugestehen. Rudolf wurde bei Regierungsgeschäften auch deshalb von seinem Vater außen vor gelassen, während der gleichaltrige Prinz Wilhelm in Deutschland bereits das Reich führte. Diesen Monarchen soll Rudolf als Gecken verachtet und verabscheut haben, waren Wilhelms politische Ansichten denen Rudolfs genau entgegengesetzt.
Statt der Politik widmete sich Rudolf neben dem Verfassen von Artikeln der Wissenschaft, dem Reisen und den Frauen. Er veranlasste die Herausgabe des Kronprinzenwerks, einer naturwissenschaftlichen Enzyklopädie. Seine Ehe war äußerst unglücklich und lieblos, wie auch die Beziehung zu seinem Vater Franz Josef. Schon während seines Militärdiensts wird Rudolf eine Affäre nachgesagt, es sollte nicht die letzte sein. In seinen letzten Lebensmonaten unterhielt er eine Affäre mit der als besonders schön geltenden noch nicht volljährigen Mary Vetsera.
Rudolfs Ende in Mayerling
Unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen nahm sich Rudolf gemeinsam mit Mary Vetsera am 30. Januar 1889 in Mayerling in der Nähe von Wien das Leben durch einen Pistolenschuss in den Kopf. Erst nach einigen Diskussionen mit dem Papst konnte er christlich bestattet werden, Selbstmord war eine schwere Sünde und verhinderte ein christliches Begräbnis eigentlich.
Im ganzen Reich wurde der Tod Rudolfs als Tragödie angesehen, galt er doch als Hoffnung des Reiches. Seit dem liberalen Joseph II., dem Sohn Maria Theresias, war eine Reichsreform nie näher. Von der Familie Habsburg wurde der Selbstmord nicht anerkannt. Zita, die Witwe des letzten Habsburgerkaisers Karl, sprach noch in den 1980ern von einem Mordanschlag.
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Friedl mit der leeren Tasche und der Aufstieg Innsbrucks
Friedrich IV. lebte in einer bewegten Zeit der habsburgischen Geschichte und war häufig in kostspielige Kriege und Konflikte gegen äußere und innere Gegner verwickelt. Sein Vater Leopold III. hatte für kurze Zeit nach dem Tod seines Bruders die habsburgischen Erblande wieder vereint. Seine drei Söhne teilten sich die Regentschaft wieder. Einer davon, Friedrich IV. übernahm ab 1406 neben der Regentschaft in Vorderösterreich auch die Grafschaft Tirol. Vorderösterreich? Also Vorarlberg? Nicht ganz. Unter Vorderösterreich verstand sich der Besitz der Habsburger unter anderem in der Schweiz, in Vorarlberg, im Elsass, in Baden-Württemberg. Tirol und Vorderösterreich wurden seit Friedrich gemeinsam verwaltet als Oberösterreich. Für uns, die wir in den Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhhunderts aufgewachsen sind, ist diese Verbindung verschiedenster Ländereien quer durch Europa unter einem Landesfürsten oder Geschlecht schwer vorstellbar. Im Mittelalter war dies ebenso gängig wie Tausch, Verkauf oder Aufteilung von Ländereien innerhalb der mächtigen europäischen Adelsgeschlechter. Friedrich machte Innsbruck zu seiner Residenzstadt an Stelle von Meran. Schnell nahm die Bedeutung der Stadt am Inn zu, auch wenn Innsbruck erst 1849 offiziell Tiroler Landeshauptstadt wurde.
Ebenso bewegt wie die Epoche Friedrichs, war auch sein eigenes Leben. Es war die Zeit, in der es durch Unfrieden und Spaltung in der Kirche mehr als einen Papst gab. Religion war im Alltag der Menschen allgegenwärtig und wichtiger Teil des Lebens. Auf dem Konzil von Konstanz sollte über den Streit in der Kirche Einigkeit erlangt werden. Friedrich stellte sich auf die Seite des eigentlich abgesetzten Papstes Johannes XXIII und verhalf diesem zur Flucht. König Sigismund ließ ihn dafür mit der Acht belegen, also aus der Kirche ausschließen, einsperren und erklärte ihn von seinen Ländereien losgelöst. Nach abenteuerlicher Flucht wieder in Tirol angelangt, konnte sich Friedrich aber rehabilitieren. Dafür musste er der Bevölkerung, vor allem dem landbesitzenden Kleinadel und den Städten, Reformen zugestehen. So kam es, dass auch die Landbevölkerung im Tiroler Landtag, vertreten war. Neben Klerus, Adel und den Städten durften auch die Gerichte, die für die Verwaltung der Landgemeinden zuständig waren, ihre Vertreter in den Landtag entsenden. Auch wegen dieser Zugeständnisse wurde er wohl von seinen politischen Gegnern spöttisch "Friedl mit der leeren Tasche" genannt. Dieser Ausdruck blieb im Volksmund erhalten, auch wenn Friedrich am Ende seiner Regierung durch die reichen Silberfunde in Schwaz und Gossensaß sowie durch Zölle und Maut auf den Handel zwischen Venedig und Augsburg einer der reichsten Fürsten Europas seiner Zeit war.
Obwohl sie oft als Kaiserin tituliert wird, war sie offiziell "nur" unter anderem Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Königin von Böhmen. Auf den Kaisertitel verzichtete sie sehr rücksichtsvoll im Sinne ihres Gatten Franz Stephan. Der stand als Großherzog der Toskana laut spanischem Hofzeremoniell niedriger als seine Frau bis zu seiner Krönung zum Deutschen Kaiser.
Dabei war auch Franz Stephan durchaus ein fähiger und tüchtiger Mann. Er erwirtschaftete sich als Unternehmer ein großes Privatvermögen und erwarb die Grafschaft Teschen in Schlesien. Franz Stephan war auch Berater seiner Gattin und begründet wichtige wissenschaftliche naturwissenschaftliche Sammlungen. Sein Sohn und kaiserlicher Nachfolger Joseph II., der sich als der "Erste Diener des Staates" sah, erbte sein Vermögen, übertrug es aber zum allergrößten Teil dem Staat um Staatsschulden zu tilgen.
Die Ehe zwischen Maria Theresia und Franz Stephan, zumindest wird es so erzählt, sei sehr liebevoll gewesen, auch wenn Franz Stephan schon zu Lebzeiten mehr als nur eine Affäre nachgesagt wurde. Mit insgesamt 16 Nachkommen war auch für ausreichend Nachwuchs gesorgt, der quer durch Europa verheiratet und auf wichtigen Stellen der Macht installiert wurde. Die im Zuge der Französischen Revolution enthauptete Marie Antoinette, Ehefrau von Ludwig XVI., war eine Tochter Maria Theresias.
Zur Thronfolgerin ihres Vaters Karl VI. in den sogenannten Österreichischen Erblanden konnte Maria Theresia nur über eine Gesetzesänderung werden. Mit dem für die Habsburger richtungsweisenden Vertrag der Pragmatischen Sanktion wurde sowohl die weibliche Erbfolge ermöglicht wie auch die Unteilbarkeit des Habsburgischen Territoriums erwirkt. Als Maria Theresia 1740 allerdings ihr Erbe antrat, kam es trotzdem umgehend zum Österreichischen Erbfolgekrieg, der mehr oder minder ganz Europa involvierte und die lebenslange Feindschaft zwischen ihr und Friedrich II. von Preußen begründete.
Dabei war Maria Theresia keineswegs ein zimperliches Frauchen wie nicht zuletzt die humorlose Aufteilung des Königreichs Polen zwischen Preußen, Russland und Österreich bezeugt. Auch in Glaubensfragen war mit der frommen Regentin nicht zu spaßen. Ohne viel wenn und aber wurden zum Beispiel ungeliebte Protestanten aus dem Salzkammergut nach Transkarpatien in Oberungarn, der heutigen Ukraine umgesiedelt.
Trotz der anfänglichen Widrigkeiten konnten Maria Theresia und anschließend ihr Sohn Joseph II. das Habsburgerreich bis 1780 vor allem im Inneren stark beeinfluss. Sie begann mit Hilfe von Friedrich Wilhelm von Haugwitz und Wenzel Anton Kaunitz aus den Österreichischen Erblanden einen modernen Staat zu basteln und probierte aus einer Vielzahl an Territorien einen zentralistischen Einheitsstaat zu machen. Anstatt der Verwaltung ihrer Territorien durch den ansässigen Adel setzte sie auf eine moderne Verwaltung.
Das Wohl des Volkes war ihr wichtig, vor allem im Bewusstsein dass sich ein gesunder Staat auf gesunde Bürger stützt. So leitete sie mit Reformen im Heer, im Schulwesen in der Verwaltung und in der Landwirtschaft wichtige Änderungen ein, die von ihrem Sohn Joseph II. zu großen Teilen fortgeführt und noch erweitert wurden. Durch die Haugwitzsche Reform 1747/48 verschaffte sich die Zentralgewalt der Habsburger direkten Zugriff über die Grundherren hinweg auf die Erträge aus der Landwirtschaft.
Auch die erste Volkszählung geht auf Maria Theresia zurück. Ihr verdanken wir auch die Hausnummern, die notwendig waren um das gesamte Volk und das Staatseigentum zu katalogisieren. Über Militär und Verwaltung konnten nun auch Nichtadlige in höhere staatliche Positionen aufsteigen. Die Bildung wurde ein zentraler Teil des Staates, jedoch sollten keine Geistesgrößen, sondern Material für den staatlichen Verwaltungsapparat gezüchtet werden. Auch die Wirtschaftsreformen die Maria Theresia einleitete sollten nicht nur mehr Möglichkeiten für die Untertanen schaffen, sondern auch die Staatseinnahmen erhöhen. Ganz im Zeitgeist kann man sowohl Maria Theresia wie auch ihre Söhne somit als aufgeklärte, absolutistische Monarchen bezeichnen.
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Entlang und abseits der Herzog-Friedrich-Straße lassen sich innerhalb der Altstadt viele Kleinode entdecken. Viele Cafés und kleine Geschäfte laden zum Bummeln ein.
Wer heute den Eingang zwischen Hofburg und Schwarzmanderkirche in die Altstadt wählt, passiert das ehemalige Rumertor, das leider wie alle Stadttore der modernen Stadtplanung weichen musste. Links zweigt die Stiftsgasse ab, in der sich das Damenstift befindet, das Maria Theresia gründete. Geradeaus führt die Hofgasse zum Goldenen Dachl. Hier gegenüber dem Eingang der Hofburg zeugt die Fassade eines Hauses noch von zwei gar außergewöhnlichen Innsbruckern, dem Hofzwerg Thomele und dem Burgriesen Haidl. Der Hofzwerg diente am Hof von Ferdinand II., dem kunstsinnigen Tiroler Landesfürsten. Der Riese Nikolaus Haidl hingegen war der Bodyguard von Erzherzog Siegmund dem Münzreichen. Seine Skelettreste wurden 1866 bei Bauarbeiten im Innsbrucker Dom in der Gruft gefunden. Die überaus stattliche Eingangstür zu seinem Wohnhaus mit dem "Flüsterbogen" im Riesenhaus in der Hofgasse ist eine echte Innsbrucker Kuriosität. Flüstert doch auf einer Seite des Eingangsbogens etwas hinein und schaut, ob der "Gesprächspartner" das geflüsterte Wort hört, wenn er das Ohr an den Bogen legt.
Die Laubengänge in der Herzog-Friedrich-Straße wurden von den wohlhabenden Bürgern der Stadt errichtet, quasi als erstes Shoppingcenter der Stadt. Die Herzog-Friedrich-Straße, die vom Vorstadttor bei Altstadteingang Maria-Theresien-Straße übers Goldene Dachl bis hin zum Inntor bei der Ottoburg führte, war die Hauptverkehrsader der Stadt Innsbruck. Der Name der Herzog-Friedrich-Straße bildete sich wie die Namen vieler anderer Straßen natürlich erst im 19. Jahrhundert heraus. Im Mittelalter war dieser Teil der Stadt als Kramgasse bekannt, da hier die Krämer, also die Händler ansässig waren. Auf den Streifzügen durch Innsbruck empfiehlt es sich, die Augen offen zu halten. Gerade die Hausfassaden und Reliefs der vielfach gotischen Häuser sind großartige Zeugnisse vergangener Tage. Das Katzunghaus mit den mittelalterlichen Reliefs und das Trautsonhaus in der Herzog-Friedrich-Straße oder das Mundinghaus der Familie Gumpp sind nur einige Beispiele für die Pracht die Innsbrucks Bürgertum sich als kleinen Luxus leistete.
Eine kurze Entstehungsgeschichte Innsbrucks
Die Entstehung Innsbrucks ist eng mit der Loslösung Tirols vom Herzogtum Bayern verbunden. Mit dem Reschen- und dem Brennerpass verfügte Tirol über zwei niedrige Alpenübergänge, die für die kaiserliche Verbindung nach Reichsitalien sehr wichtig waren. Um diese beiden Übergänge weg von den mächtigen bayrischen Herzögen und unter die Kontrolle der Kirche, die dem Kaiser stets nahe war, zu bringen, wurde das Territorium Tirols 1027 den beiden Bischöfen von Brixen und Trient zugesprochen.
Die Grafen von Andechs waren Vögte des Bischofs von Brixen und verwalteten den mittleren Teil des Inntals, das Wipptal und das Eisacktal. Die Kirche hatte das Problem, dass sie nur die niedere Gerichtsbarkeit ausüben durfte, nicht aber Blutsgerichtsbarkeit. Sie brauchten also Vertreter, die das Weltliche für sie regelten. Das war die Rolle der Vögte. Diese niedrigen Adligen wurden von der Kirche eingesetzt.um die Besitztümer der Bischöfe zu verwalten. Zur Kontrolle dieses Gebiets erbauten die Andechser im heutigen Innsbrucker Stadtteil Amras eine Burg. Als diese 1133 von den Bayern zerstört wurde, beschlossen die Andechser dort wo sich heute die beiden Stadtteile Mariahilf und St. Nikolaus befinden, einen Markt zu gründen und das nördliche und das südliche Innufer miteinander zu verbinden. Anbruggen war geboren, die Geschichte Innsbrucks konnte ihren Lauf nehmen.
Anbruggen wuchs vermutlich schnell, der Platz aber zwischen Nordkette und Inn war knapp bemessen. 1180 erwarb Berchtold V. von Andechs deshalb vom Kloster Wilten ein Stück Land auf der Südseite des Inns. Innsbruck war geboren. Die Grafen von Andechs ließen im Zuge der Errichtung der Stadtmauer die Andechser Burg bauen und verlegten ihren Stammsitz von Meran nach Innsbruck. Auch diese Siedlung wuchs rasch, eine Stadtmauer und ein Graben wurden errichtet und irgendwann zwischen 1187 und 1204 konnten sich die Innsbrucker über das Stadtrecht freuen, das 1239 in einer Urkunde bestätigt wurde.
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Touristen und Innsbrucker genießen gleichermaßen die angenehme Atmosphäre am schönen Domplatz mitten in der Altstadt. Die Barockkirche in der Altstadt ist nicht nur Dom, sondern auch Grabmal von Maximilian III.
Der Dom von St. Jakob ist ein wunderbares Beispiel für die barocke Kirchenbaukunst des 18. Jahrhunderts in Österreich. Der Barockstil wurde von den Habsburgern in der Zeit der Gegenreformation als eine Art Propagandamittel gegen die Reformation genutzt um die Einheit von Kaisertum und Katholizismus in all seiner Pracht zu demonstrieren. Das schöne Innere des Doms wird gekrönt vom berühmte Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach. Beeindruckend sind auch die vielen Glocken des Doms. Die Marienglocke, die in der Traditionsgießerei Grassmayer in Innsbruck gegossen wurde, wiegt über sieben Tonnen. Zu wichtigen Anlässen erklingen die Glocken des Domes unter fachkundiger Ausführung eines eigenen Glockenspielers. Innsbruck ist eine der Stationen des Pilgerwegs St. Jakob, der bis nach Santiago de Compostela führt.
Maximilian und der Deutsche Orden
Ebenfalls sehenswert ist das Grabmal von Maximilian III. dem von Österreich, auch bekannt als der Deutschmeister. Der knieende Herrscher wird vom Heiligen Georg flankiert. Interessant ist es die Geschichte Maximilians zu kennen, die sehr gut die Verbindung von weltlicher und kirchlicher Macht im Mittelalter und der frühen Neuzeit darstellt. Maximilian war ein Hochmeister des Deutschen Ordens. Er war dadurch nicht nur Erzherzog von Österreich, sondern auch Administrator von Preußen.
Der Deutsche Orden wurde als Ritterorden um 1120 in Jerusalem in einem Hospiz gegründet. Im 13. Jahrhundert konnte der Orden im Baltikum im Kampf gegen die heidnischen Prußen viel Land gewinnen und den Deutschordensstaat errichten. Nach dem Niedergang des Ordens im 15. Jahrhundert in Nordosteuropa behielt der Orden durch geschickte Verbindung zum Adel und zum Militär vor allem im Habsburgerreich noch Besitzungen und Macht. Auch Erzherzog Eugen, der im Ersten Weltkrieg im Heer der K.u.K Monarchie diente und ein Mitglied des Deutschen Ordens war, ist im Dom zu St. Jakob begraben. In Innsbruck hatte der Deutsche Orden von 1532 bis 1539 seinen Sitz in der heutigen Hofgasse Nummer 3. Die Fassade dieses Hauses blieb bis heute erhalten und ist durchaus sehenswert.
Eine kleine Domgeschichte
Als Graf Berchtold V dem Stift Wilten 1180 das Land südlich des Inns abwarb, auf dem Innsbruck entstehen sollte, ist im Tauschvertrag bereits von der Marktkirche die Rede. Von einem Dom kann wohl noch kaum die Rede sein. Mehrmals brannte die Kirche nieder, auch das Erdbeben von 1689 das mehr oder mindert alle Innsbrucker Häuser beschädigte, verschonte den Dom nicht. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche zu St. Jakob das barocke Aussehen. Das Prunkstück des Innsbrucker Doms aber schaffte es 1650 unter dem kunstsinnigen Landesfürsten Leopold V nach Innsbruck. Die Madonna von Lucas Cranach zählt zu den bekanntesten Marienbildern nördlich der Alpen. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, findet die Maria in vielen Hausfassaden oder Brunnen. Auch außerhalb Innsbrucks ist das Bild im Alpenraum weit verbreitet.
1944 wurde die St. Jakobsbirche erneut zerstört. Eine Bombe beschädigte die Kirche schwer. Nach dem Krieg mussten sowohl der Außen- wie auch der Innenbereich aufwändig renoviert werden. 1964 schließlich wird aus der ehemaligen kleinen Niederlassung des Stifts Wilten der Dom zu Innsbruck. Nach dem Ersten Weltkrieg war es durch die neugezogene Grenze am Brenner nur noch schwer möglich Nord- und Südtirol gemeinsam über eine Diözese zu verwalten.
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Die von Innsbruckern liebevoll "Schwarzmanderkirche" genannte Hofkirche war als Grabmal Kaiser Maximilians geplant und wurde zum Grab des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer.
Kaum ein Bauwerk zeigt die Sicht, die Maximilian I. auf sich selbst hatte, so gut wie die Innsbrucker Hofkirche. Der "letzte Ritter und erste Kanonier" stellte sich selbst in den Mittelpunkt einer langen Ahnenreihe, die bis zum Sagenkönig Artus zurückreichen soll. Von den geplanten 40 schwarzen Mandern die sein Grab bewachen sollen, wurden schlussendlich nur 28 realisiert. Dieses größte Grabmal eines Römisch-Deutschen Kaisers ist nichtsdestotrotz ein eindrucksvolles Denkmal des PR-Profis Maximilian.
Die Fertigstellung seines Grabmals erlebte der Kaiser nicht mehr. Auch ist er nicht in Innsbruck begraben. Am Ende seines Lebens sollen ihm die Innsbrucker Wirtsleute die Rechnung präsentiert haben, die sein Hofstaat über die Jahre hinweg bei ihnen angehäuft hatte. Erzürnt über diese Anmaßung kehrte Maximilian "seinem" Innsbruck den Rücken und machte sich auf den Weg nach Linz, wo er Wiener Neustadt als seine letzte Ruhestätte bestimmte. Am Weg dorthin verstarb er.
Da die Figuren für die Burg in Wiener Neustadt allerdings zu schwer waren, beschloss Kaiser Ferdinand I., der Enkel Maximilians, das Grabmal in Innsbruck erbauen zu lassen. Hier waren die Bronzefiguren gegossen worden, der leere Sarg war eine unangenehme Nebenerscheinung. Der Bau an der Kirche wurde 1563 beendet. Der Leichnam Maximilians allerdings wurde nicht mehr überführt, der Kaiser blieb in Wiener Neustadt begraben. Was Maximilian nicht gelang, schaffte der Tiroler Widerstandskämpfer Andreas Hofer. Er liegt in der Hofkirche begraben.
Silberne Kapelle
Ein weiterer Landesfürst von Tirol ist in der Silbernen Kapelle begraben, die über die Hofkirche zugänglich ist. Ferdinand II., der für seine bürgerliche erste Frau Philippine Welser das Schloss Ambras zum Prunkstück oberhalb Innsbrucks ausbauen ließ, galt als Feingeist, Lebemann und Kunstsammler. Ob der Geschichten um seine legendären Feste im Schloss verwundert es kaum, dass er sich nicht bei seiner zweiten Ehefrau Caterina Gonzaga im Servitenkloster, sondern mit der im Volk sehr beliebten ersten Ehefrau in der silbernen Kapelle an der Innsbrucker Hofburg beerdigen ließ.
Kaiser Maximilian und seine Zeit
Maximilian zählt zu den bedeutendsten Figuren für die Innsbrucker Geschichte. Er machte Innsbruck in seiner Regierungszeit zu einem wichtigen Zentrum des Deutschen Kaiserreichs. Das Goldene Dachl, die Hofburg, die Hofkirche und das Innsbrucker Zeughaus wurden von ihm maßgeblich initiiert. Über Tirols soll der passionierte Jäger gesagt haben: "Tirol ist ein grober Bauernkittel, der aber gut wärmt." Innsbruck wurde unter Maximilian nicht nur auf künstlerischer Ebene zu einem Zentrum des Reiches, auch wirtschaftlich brummte die Stadt. Unter anderem war Innsbruck Zentrale des Postdienstes im Deutschen Kaiserreich.
Neben seiner Liebe für die Tiroler Natur waren ihm aber auch die Kostbarkeiten wie das Haller Salz und das Schwazer Silber immer teuer und nützlich. Seinen aufwändigen Hofstaat, die Wahl zum König durch die Kurfürsten und die vielen Kriege finanzierte sich Maximilian unter anderem durch Verpfändung der Bodenschätze des Landes an die reiche Kaufmannsfamilie Fugger aus Augsburg. Gerne wird Maximilian auch als letzter Ritter und erster Kanonier bezeichnet. Er lebte in einer Zeit des Übergangs zwischen feudaler Armee unter der Führung der einzelnen Landesfürsten, die dem Kaiser unterstanden, und Söldnerheeren. Die Rechnung der Finanzierung dieser Heere wurde unter anderem auch mit Tiroler Reichtum bezahlt.
1486 wird Maximilian zum Kaiser gewählt, 1493 wird er gekrönt. Im 15. Jahrhundert allerdings war es schwer durch das stark unterschiedlich politisch organisierte Italien nach Rom zu reisen, wo sich sein Vater Friedrich III. als letzter Kaiser salben lassen konnte. Die Habsburger standen zu dieser Zeit mit Venedig und Mailand auf Kriegsfuß und Venedig verweigert Maximilian den Durchzug. 1508 lässt er sich in Trient zum erwählten römischen Kaiser krönen, jedoch nicht salben.
Maximilian gestand den Tirolern im Landlibell von 1511 in einer Art Verfassung zu, dass sie als Soldaten nur für den Krieg zur Verteidigung des eigenen Landes herangezogen werden dürfen. In den napoleonischen Kriegen war dieses Tiroler Sonderrecht im militärischen ein Zankapfel. So konnte er sich die Treue der Tiroler Bevölkerung erkaufen und den Einfluss der Bischöfe von Trient und Brixen im Land beschneiden. Durch eine beginnende Zentralisierung seiner Hausmacht und eine effizientere Verwaltung nahm Maximilian eine gedachte Einheit Österreichs vorweg.
„Wer immer sich im Leben kein Gedächtnis macht, der hat nach seinem Tod kein Gedächtnis und derselbe Mensch wird mit dem Glockenton vergessen.“ Dieser Angst wirkte Maximilian aktiv entgegen und zwar höchst erfolgreich. Unter ihm spielen Propaganda, Bild und Medien eine Rolle durch den aufkeimenden Buchdruck. Auch durch Bauwerke wie die Hofkirche in Innsbruck ließ er seinen Ruhm verewigen.
Er erkannte auch, dass man Macht nicht nur am Schlachtfeld gewinnen kann. "Mögen andere Krieg führen, du glückliches Österreich, heirate!" Hochzeiten waren seit jeher ein beliebtes Mittel zum Machterwerb, Maximilian aber perfektionierte diese Methode. Durch die Hochzeit mit seiner ersten Ehefrau Maria von Burgund konnte er große Gebietsgewinne verzeichnen. Das von Siegmund dem Münzreichen an Karl von Burgund verpfändete Vorderösterreich mit Elsass und Breisgau fielen ebenso an ihn wie das wohlhabende Burgund.
Er stellte die Hochzeit mit Maria gerne als Liebeshochzeit dar, obwohl es wohl eine Zweckhochzeit war wie die meisten Ehen dieser Zeit. Maria von Burgund allerdings war die Begründerin seiner Dynastie und es ließ sie wohl auch deshalb als besonders hübsch und geliebt darstellen. Durch die Hochzeit mit Maria von Burgund gelingt ihm ein Modernisierungsschub in der Verwaltung.
Auch seine Nachkommen waren vor dem Hochzeitsmanager Maximilian nicht sicher. Maximilian begründet die spanische Linie der Habsburger, die sich 200 Jahre lang halten konnte bis zum spanischen Erbfolgekrieg. Sein Sohn Philipp "der Schöne" wurde mit Johanna "der Wahnsinnigen" von Kastilien verheiratet. Sogar seine Enkel wurden im Spiel um Macht eingesetzt. Die Kinder von Philipp, Maria und Ferdinand, wurden von Maximilian schon im Kindesalter mit den Kindern des Königs von Ungarn und dem König von Polen in der Doppelhochzeit von Wien verheiratet. Als der König von Ungarn in der Schlacht von Mohacs fiel, ging auch die Krone Ungarns, Böhmens und Kroatiens an die Habsburger. Sein Enkel Karl V. regierte als Regent von Spanien und als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches über ein Riesenreich.
Das Goldene Dachl, der Stadtturm und das Helblinghaus zählen zu den Wahrzeichen Innsbrucks.
Das ganze Jahr über kommen Touristen aus aller Welt um die Schönheit der Innsbrucker Altstadt zu genießen, durch die engen Altstadtgassen zu schlendern oder im Winter am pittoresken Christkindlmarkt Glühwein und Kiachl vor der einzigartigen Kulisse zu genießen.
Das Goldene Dachl
Friedrich IV. ließ den Neuhof erbauen und siedelte seine Innsbrucker Residenz von der Andechser Burg dorthin um. Kaiser Maximilian wiederum war der Neuhof zu klein und er zog in die Hofburg. Anschließend ließ er den prunkvollen Erker mit seinen 2657 vergoldeten Schindeln an den Neuhof anbauen und mit Szenen aus dem mittelalterlichen, höfischen Leben schmücken. Die Reliefs auf der Vorderseite zeigen unter anderem Kaiser Maximilian mit seinen beiden Ehefrauen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza. Interessant dabei ist zum Beispiel das Erscheinungsbild der beiden Frauen. Während die erste Ehefrau Maria von Burgund züchtig und mit Haube ihr Haar verhüllend dargestellt wird, wallen die Locken der Mailänderin Bianca Maria Sforza weit hinab. Einige Figuren und Reliefs geben Forschern bis heute Rätsel auf. Eines davon, die Geheimschrift die am Band hinter den Tänzern und Personen auf den oberen Reliefplatten zu sehen ist, wurde erst 2020 entschlüsselt. Die Zeichen geben verschlüsselt Folgendes zu verstehen: “Ego sum lux mundi qui sequitur me non ambulabit in tenebris sed habebit lucem vitae dicit dominus”, übersetzt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir folgt, wird nicht in Finsternis wandeln sondern wird im Licht wohnen, so spricht der Herr. An der Decke unter den Erker befinden sich putzige Figuren, einige davon in für das 16. Jahrhundert wohl anzüglicher Pose.
Stadtturm und Altes Rathaus
Am 55 m hohen Innsbrucker Stadtturm fühlt man sich wie ein mittelalterlicher Turmwächter und kann die ganze Altstadt überblicken. 1450 wurde der Turm erbaut, 1560 erhielt er den Abschluss mit dem Zwiebeldach. Von hier oben aus musste der Turmwächter nach Gefahren Ausschau halten, die Stadt überwachen und vor allem im Brandfall Alarm schlagen. Wie viele mittelalterliche Städte brannte auch Innsbruck im Mittelalter mehrmals ab. Das rote Gebäude, das den Stadtturm flankiert, ist das Alte Rathaus. Ein Relief an der Fassade erinnert an die Bestätigung des Stadtrechts.
Helblinghaus
Das Helblinghaus gilt vielen als das schönste Gebäude Innsbrucks. Als einziges Barockgebäude der Innsbrucker Altstadt wirkt das reich geschmückte Bürgerhaus beinahe deplatziert. Die verspielte Fassade wird von Naturmotiven, Putten, Masken und anderem Schmuck nach Plänen des Architekten Anton Gigl geziert. Nachdem Sebastian Helbling hier ein Kaffeehaus im 19. Jahrhundert betrieben hatte, wurde das Helblinghaus im frühen 20. Jahrhundert zum Katholischen Kasino. Dabei handelte es sich nicht um ein Etablissement in dem gespielt wurde, sondern um den Treffpunkt der Kasinobewegung in Innsbruck. Diese Bewegung entstand in Süddeutschland als konservative Reaktion auf die liberalen Bestrebungen die Macht der katholischen Kirche zu beschneiden, vor allem in Schul- und Bildungsfragen. In Innsbruck war das katholische Kasino ein Treffpunkt der konservativen Bürgerschaft der Stadt.
Friedl, Siegmund und der Aufstieg Innsbrucks
Zwei Landesfürsten von Tirol trugen zur Entwicklung Innsbrucks im 15. Jahrhundert maßgeblich bei. Herzog Friedrich IV. übernahm ab 1406 neben der Regentschaft in Vorderösterreich auch die Grafschaft Tirol. Unter Vorderösterreich verstand sich der Besitz der Habsburger unter anderem in der Schweiz, in Vorarlberg, im Elsass, in Baden-Württemberg. Tirol und Vorderösterreich wurden seit Friedrich gemeinsam verwaltet als Oberösterreich. Für uns, die wir in den Nationalstaaten des 20. Jahrhhunderts aufgewachsen sind, ist diese Verbindung verschiedenster Ländereien quer durch Europa unter einem Landesfürsten oder Geschlecht schwer vorstellbar. Im Mittelalter war dies ebenso gängig wie Tausch, Verkauf oder Aufteilung von Ländereien innerhalb der mächtigen europäischen Adelsgeschlechter.
Friedrich IV. lebte in einer bewegten Zeit der habsburgischen Geschichte und war häufig in kostspielige Kriege und Konflikte gegen äußere und innere Gegner verwickelt. Von seinen Gegnern wurde er spöttisch als "Friedl mit der leeren Tasche" bezeichnet. Dieser Ausdruck blieb im Volksmund erhalten, auch wenn Friedrich am Ende seiner Regierung durch die reichen Silberfunde in Schwaz und Gossensaß einer der reichsten Fürsten Europas seiner Zeit war. Friedrich machte Innsbruck zu seiner Residenzstadt an Stelle von Meran. Schnell nahm die Bedeutung der Stadt am Inn zu, auch wenn Innsbruck erst 1849 offiziell Tiroler Landeshauptstadt wurde.
Als Friedrich IV. 1439 starb, war sein Sohn Siegmund 12 Jahre alt. Er startete seine Karriere als Geisel des Kaisers, seines Vetters Friedrichs III. Tirol war mittlerweile eine reiche Grafschaft, die direkte Kontrolle darüber wollte der Kaiser nur ungern aufgeben. 1484 ließ Siegmund die Münzprägeanstalt von Meran in Südtirol nach Hall verlegen, was ihm den Beinamen Siegmund der Münzreiche einbrachte. In Wahrheit war Siegmund auf Grund seines opulenten Lebenswandels nicht besonders münzreich im Gegensatz zu seinem Vater der ungerechterweise den weniger schmeichelhaften Spitznamen erhielt. Als er 1496 starb, war er bereits entmachtet und hatte 1490 die Herrschaft an Maximilian I. übergeben müssen.
Inquisition in Innsbruck
Unter Siegmund fällt eine bedeutende historische Begebenheit. Der Inquisitor Heinrich Kramer, der Autor des berühmt-berüchtigten Hexenhammers, wurde von den Bürgern Innsbrucks und dem Bischof von Brixen aus der Stadt gejagt, als er mehrere Frauen der Hexerei anklagte. Man könnte sagen, das war der Startschuss einer zweifelhaften Karriere für Kramer, dem man wohl nicht unrecht tut wenn man ihn als krankhaften religiösen Eiferer bezeichnet. Im Anschluss an diese Episode verfasste er sein Werk "Der Hexenhammer". Das Mittelalter war keineswegs wie oft vermittelt eine Zeit der Hexenverbrennungen im großen Stil. Diese dunkle Episode sollte erst im 16. Jahrhundert starten, angestoßen unter anderem vom Hexenhammer Kramers.
Die Hutterer
Weniger gut als den Innsbrucker Hexen erging es Jakob Hutter, der in Innsbruck für sein Wirken bei den als ketzerischer Sekte eingestuften Täufern 1536 vor dem Goldenen Dachl am Scheiterhaufen sein Ende fand. Hier erinnert heute eine Gedenktafel an ihn. Seine Lehren allerdings lebten weiter. Die Gemeinde der Hutterer kam nach langen Irrfahrten und vielen Fluchten quer durch Europa im 19. Jahrhundert in Nordamerika an. Noch heute gibt es einige hundert Hutterer Kolonien in Kanada und den USA, die noch immer nach dem Gebot der Jerusalemer Gütergemeinschaft in einer Art kommunistischem Urchristentum leben. Wie die Mennoniten und die Amisch leben die Hutterer meist isoliert von der Außenwelt und haben sich eine eigene Form der ans deutschen angelehnten Sprache erhalten.
Andechser Burg, Ottoburg, Regierungsgebäude, Inntor, und der Goldene Adler - der untere Stadtplatz war das wahre Downtown Innsbrucks.
Ottoburg und Andechsburg
Wer von der Innbrücke in die Altstadt spaziert, passiert am Weg zum Unteren Stadtplatz linkerhand die Ottoburg. Dieses markante Gebäude war ab dem 16. Jahrhundert ein reiner Wohnturm ohne Funktion, meist auch ohne Bewohner. Bevor die Ottoburg 1495 zum Wohnturm umgebaut wurde, war sie ein Teil der Andechsburg und der Innsbrucker Wehranlage am Inntor. Lange Zeit stand das markante Gebäude in Folge einer Übergabe durch Kaiser Maximilian I. an eine Privatperson allerdings leer. Die Innsbrucker Bevölkerung taufte die Ottoburg daher "öd burg", also leere Burg. Im Laufe der Zeit wurde so aus der "öd Burg" die Otto Burg. Seit 1913 kann man in der Ottoburg in mittelalterlichen Gemäuern Tiroler Spezialitäten genießen. Das Denkmal "Vater und Sohn" von Christian Plattner erinnert an die Tiroler Erhebung gegen die bayerisch-französische Besatzung im Jahr 1809. Auf der anderen Seite des Altstadteingangs befindet sich der Andechshof, die ehemalige Innsbrucker Stadtburg und Kaserne. Dazwischen befand sich bis zu seinem Abriss 1790 das Inntor.
Der Anfang des Frächterwesens
Das schmale, gelbe Gebäude das an den Andechshof anschließt ist als Innsbrucker Ballhaus bekannt. Hier konnten passierende Händler ihre Warenballen einlagern und im Rahmen des Rodfuhrwesens auf einen neuen Wagen laden.
Dieses System des Rodfuhrwesens durch Tirol regelte seit dem Mittelalter die für das Land so wichtige Transitwirtschaft zwischen Venedig und Augsburg. Die einzelnen Stationen waren zwischen 20 und 40 km voneinander entfernt. Händler durften Waren nicht auf ihrem eigenen Fuhrwerk transportieren, sondern mussten die örtlichen Fuhrleute engagieren. Die Händler konnten sich auf die ortskundigen Fuhrleute verlassen die immer nur einen kleinen, ihnen bekannten Abschnitt zu bedienen hatten und profitierten von mehr Sicherheit. Auch waren die verwendeten Zugtiere stets ausgeruht. Als im 16. Jahrhundert Venedig nach der Eroberung der Neuen Welt im Westen an Bedeutung verlor, litt auch das Rodfuhrwesen. Man könnte im Falle der Innsbrucker Fuhrleute von den ersten Globalisierungsverlierern sprechen. Das System der Warenbeförderung durch das Rodfuhrwesen hielt sich trotzdem bis 1867 und fiel erst mit der Eröffnung der Bahnstrecke über den Brenner.
Gasthof Goldener Adler
Die Gasthöfe entlang der Strecke Venedig - Augsburg verdienten ebenfalls an den Kaufleuten. Einer davon war der Goldene Adler. Erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde der Goldene Adler 1573, da aber bereits Kaiser Maximilian hier genächtigt haben soll kann man davon ausgehen, dass der Gasthof auch schon wesentlich früher Gäste empfing. Ein Schild des Gasthofs gibt 1390 als Entstehungsdatum an. Wer nach Innsbruck kam und etwas auf sich hielt, stieg im Goldenen Adler ab. Könige, Adelige - sogar Johann Wolfgang von Goethe nächtigte hier am Weg nach Italien. Und vom Balkon aus soll Andreas Hofer nach der Eroberung der Stadt seine Ansprache an die Innsbrucker Bevölkerung gehalten haben. Unter den Lauben beim Eingang des Goldenen Adlers erinnert eine Tafel an eine Rede, die der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer hier gehalten haben soll.
Regierungsgebäude
Gegenüber dem Goldenen Adler befindet sich das alte Regierungsgebäude, das seit Kaiser Ferdinand I. den Tirolern für Politik, Gericht und Verwaltung des Landes diente. Claudia de Medici, die einflussreiche Landesfürstin, die nach dem Tod ihres Gatten Leopold V. die Geschicke Tirols mehr oder minder leitete, ließ das Gebäude umbauen. Nach dem Erdbeben, das Innsbruck 1689 erschütterte, wurde das nun als Claudiana bekannte Gebäude im Barockstil renoviert, die gotische Innenausstattung der Räume blieb erhalten. Der prächtigste Saal den Claudia de Medici ausbauen ließ mit seiner wunderschönen Holzdecke ist leider nur bei Veranstaltungen der Universität Innsbruck zugänglich.
Nach der gläubigen Caterina Gonzaga von Mantua, die als Witwe Ferdinands II. ihren Lebensabend zurückgezogen im Regelhaus des Servitenklosters verbrachte, verkörperte die Florentinerin Claudia de Medici das genaue Gegenteil nach dem Tod ihres Gatten Leopold. Claudia de Medici schaffte es als Landesfürstin über geschickte Politik und den Ausbau der Tiroler Landesverteidigungsanlagen gemeinsam mit ihrem Kanzler Wilhelm Bienner den Dreißigjährigen Krieg mehr oder minder von Tirol fernzuhalten. Dafür machten sich die beiden bei den Tiroler Ständevertretern nicht unbedingt beliebt. Der gebürtige Schwabe Bienner, der mit einer rigiden Sparpolitik die Landesfinanzen sanierte, wurde nach dem Tod Claudia de Medicis 1648 von den Tiroler Landständen gefangengenommen und nach einem Schauprozess enthauptet.
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Einen ganz wunderbaren Ausblick hat man vom Marktplatz zu den ältesten Stadtteilen St. Nikolaus und Mariahilf. Der Inn und die Nordkette umrahmen die bunten Häuser, die zu den beliebtesten Fotomotiven Innsbrucks zählen.
Lange Zeit war der Markt innerhalb der Stadtmauern vor dem Goldenen Dachl angesiedelt. Im 16 Jahrhundert siedelte der Wochenmarkt dann an den Rennplatz vor die Hofburg. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Innsbrucker Wochenmarkt wegen Platzmangels vor die Tore der Stadt gelegt und siedelte sich am Innrain an. Die Markthalle an der Westseite entstand im 20. Jahrhundert.
Wer vom Marktplatz aus den Blick Richtung Altstadt richtet, erblickt auf der rechten Seite ein recht schmuckloses Gebäude, den Andechshof. Hier erbauten die Grafen von Andechs im Zuge der Gründung Innsbrucks ihre Stadtburg. Als Kaiser Maximilian die Hofburg zu seiner Residenz machte, wurde aus der Innsbrucker Burg das Innere Zeughaus, ein Waffenlager. Nach etlichen Umbauten wurde aus der Andechser Burg 1775 eine Kaserne. 1853 erhielt das Gebäude sein aktuelles Aussehen.
Die Innbrücke
Innsbruck bedeutet nichts anderes als Brücke über den Inn. Die Innbrücke war lange Zeit die einzige Brücke die die Innsbrucker Innenstadt mit den älteren Stadtteilen St. Nikolaus und Mariahilf verband. 1871 wurde die regelmäßig von Hochwasser zerstörte Holzbrücke durch eine von Betonpfeilern getragene Eisenfachwerkbrücke ersetzt. 1982 wurde die Innbrücke in ihre aktuelle Form gebracht. Das Kruzifix auf der Brücke des Künstlers Rudi Wach, das Christus nackt und ohne Wunden zeigt, sollte 1986 aufgestellt werden. Unter dem Druck einer Unterschriftenkampagne konservativer Tiroler musste dieses "Skandalwerk" bis 2007 im Volkskunstmuseum ausharren, bis Innsbrucks erste Bürgermeisterin Hilde Zach es doch noch aufstellen ließ.
St. Nikolaus und Mariahilf
Heute finden sich in den bunten Stadtteilen St. Nikolaus und Mariahilf entlang des Inns viele Kneipen, Lokale und kleine Geschäfte. Besonders St. Nikolaus galt sehr lange als verelendeter Stadtteil Innsbrucks. Die "Koatlackn" beherbergte die ärmeren Bevölkerungsteile. Der Name "Koatlackla" für seine Anwohner kommt von Überschwemmungen und dem von der Stadt abgeleiteten, verschmutzten Wasser, das flussabwärts in St. Nikolaus landete, eben in der "Kotlacke". Einen großen Teil zur "Koatlackn" trugen auch die Metzger und die Fleischbank an der Innbrücke bei, die ihre Fleischabfälle im Inn entsorgten. In St. Nikolaus war all das ansässig, was man in der Stadt nicht haben wollte wie der Judenfriedhof, der Hinrichtungsplatz, das Zuchthaus und spätere Arbeitshaus, das Siechenhaus. Der älteste Teil Innsbrucks beinhaltete diese für das Funktionieren der Stadt wichtigen, aber ungeliebten Institutionen. Dabei war St. Nikolaus für die Wirtschaft der Stadt unverzichtbar. Die unter Maximilian 1485 angelegte Trinkwasserleitung von der Nordkette, die die Innsbrucker Brunnen speiste, verlief durch St. Nikolaus. Die Transportwege nach Osten führten direkt durch die St-Nikolaus-Gasse. Östlich des heutigen Waltherparks befand sich die Floßlände, auf der die Warenabladung der Innschifffahrt abgewickelt wurde. Auch die Industrialisierung in der frühen Neuzeit begann in St. Nikolaus.
Mariahilf, der Ortsteil westlich der Innbrücke, blühte nach dem Anlegen eines Verkehrswegs nach Westen direkt am Inn unter Kaiser Maximilian auf. Traditionelle Gasthäuser wie das Gasthof Lamm seit 1634 oder der Goldene Greif verköstigten Durchreisende und Händler. Der Platz an der Innbrücke war seit der frühen Neuzeit ein wichtiger Knotenpunkt im Transitverkehr und Treffpunkt außerhalb der Stadtmauern.
Die meisten Straßen trugen im Mittelalter andere Namen als heute. Die Namen waren meistens für sich sprechend.
Die Kiebachgasse war unter mehreren Namen bekannt: Ballhausgasse, Rindergasse oder Schulgasse waren im Laufe der Zeit ebenfalls gängige Bezeichnungen. Die Schule war 1768 als Theresianische Normalschule von ihrem ehemaligen Standort bei der Kirche St. Jakob in die heutige Kiebachgasse 10 übersiedelt. Der Innenhof mit den Galerien und dem Florianbrunnen ist sehenswert. Die Seilergasse war als Fleischergasse bekannt, da sie zur Fleischbank in der Nähe der Innbrücke führte. An ihrem Ende stand das Frauen- oder Pickentor, an das heute leider nur noch eine kleine Tafel erinnert.
In der heutigen Kiebachgasse befand sich an der Kreuzung mit der Seilergasse sozusagen die Innsbrucker Ausgehmeile. Die Gasthöfe Goldener Löwe, Goldener Hirsch, Roter Adler und Weißes Rössl waren für Durchreisende und Händler wichtige Raststätten. Sie bestehen bis heute und sind auch bis heute noch als Vier-Viecher-Eck bekannt. Wer sich gut positioniert, kann die vier schönen historischen Schilder auf einen Blick erkennen. Und wer ganz genau schaut, wird mit dem Goldenen Adler ganz am Straßenende sogar noch ein fünftes Viech ins Visier nehmen können.
Innsbruck war auch schon vor der Erfindung des Autos und dem Bau der Brennerautobahn ein Knotenpunkt. Die Herzog-Friedrich-Straße, die die Altstadt als Hauptstraße durchquert, lag an der Hauptverkehrsroute zwischen Venedig und Augsburg.
Am Platz des südlichen Altstadteingangs hin zur Maria-Theresien-Straße befand sich bis weit ins 18. Jahrhundert das Vorstadttor. Neben dem Pickentor, dem Inntor, dem Rumer Tor und dem Tränkertörl war es eines der fünf Stadttore. Das Vorstadttor wurde im Zuge der Hochzeitsfeierlichkeiten Leopolds mit Maria Ludovica abgerissen, der Stadtgraben, der als Verteidigungsanlage im 18. Jahrhundert sinnlos geworden war, wurde zugeschüttet. Das Material wurde für den Bau der Triumphpforte verwendet. Ein kleines Bild auf der Fassade des Hauses am westlichen Eingang zeigt das Vorstadttor in seiner ursprünglichen Form.
Die Maria-Theresien-Straße wurde damals noch als sogenannte Vorstadt bezeichnet. Schräg gegenüber dem Altstadteingang steht die Spitalskirche, die 1700 nach den Plänen von Johann Martin Gumpp dem Älteren entstanden. Die Familie Gumpp kann wohl getrost als die einflussreichste Baumeisterfamilie Innsbrucks bezeichnet werden. Hier befand sich auch das Stadtspital Innsbrucks, das sich seit dem frühen 14. Jahrhundert um die Fürsorge der Innsbrucker Stadtbevölkerung kümmerte. Dieses Hospiz wurde bewusst außerhalb Innsbrucks angelegt, um die Verbreitung von Krankheiten innerhalb der Stadtmauern zu vermeiden. Im Zuge der Bauarbeiten des neuen Rathauses wurden bei Ausgrabungen am Adolf-Pichler-Platz auch Teile des alten Spitals- und Stadtfriedhofs freigelegt. Die Innsbrucker Klinik an ihrem neuen Areal in der Anichstraße gilt nicht nur in Österreich als eine der besten medizinischen Anstalten, sondern genießt weltweit einen hervorragenden Ruf.
Kaiser, Fürsten, Kirchenmänner
In der Nähe des Altstadteingangs befindet sich mit dem Quaternionenadler am Laubengang der Herzog-Friedrich-Straße 35 (McDonalds) ein sehr interessantes kaiserliches Zeugnis Innsbrucks. Der Quaternionenadler galt als Symbol für die Einheit aus Kaisertum, den einzelnen Ländern, der Kirche und den Landständen. Der Körper des Quaternionenadlers besteht aus Kurfürsten, Reichsgrafen, dem Kopf mit Kaiser und König und der Maiestas domini, der Herrschaft Christi. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, dessen Haupt der Kaiser war, darf man sich nicht als Nationalstaat moderner Prägung vorstellen. Es war ein Zusammenschluss einzelner Länder wie Bayern, Sachsen oder Tirol, Reichsstädten wie Augsburg und vieler kleiner Fürstentümer, geprägt von Konflikten und Zankereien um Macht, sowohl zwischen den Fürsten des Reiches untereinander wie auch zwischen den Fürsten und dem Kaiser. Im Reichstag hatten die Fürsten Sitz und Stimme, der Kaiser war in seinen Entscheidungen bis zu einem gewissen Grad von ihnen abhängig.
Der Boarische Rummel von 1703 war Tirols Beitrag zum ersten "Weltkrieg". Die Annasäule erinnert noch heute daran.
Die Annasäule zählt zu den beliebtesten Fotomotiven Innsbrucks, besonders wenn sich im Winter die schneebedeckte Nordkette hinter der Altstadt erhebt ist dieses Panorama ein wahrer Blickfang. Die Annasäule zeigt neben der Heiligen Anna auch den Heiligen Georg, damals Patron des Landes Tirol, Kassian als Patron der Diözese Brixen (Südtirol) und Vigilius als Patron der Diözese Trient (Trentino). Innsbruck war zu dieser Zeit noch kein Bischofssitz, Tirol wurde kirchenrechtlich im Erbauungsjahr des Denkmals 1706 noch von diesen beiden Diözesen aus regiert. Die Heilige Anna war die Großmutter Marias. Erst sehr spät wurde ihr von Gott ein Kinderwunsch erfüllt. Sie gilt als die Schutzheilige der werdenden Mütter und der Kinderlosen. Vor allem ihre hausfrauliche Tüchtigkeit und ihre mütterliche Stabilisierung des Haushalts galten zu dieser Zeit als Tugenden.
Tirol mitten im Spanischen Erbfolgekrieg
Als 1700 mit Karl II. von Spanien der letzte Habsburger der Spanischen Linie den Thron ohne Erben hinterließ, entbrannte der Spanische Erbfolgekrieg zwischen den Weltmächten. Die österreichischen Habsburger probierten Karl III. auf den Thron zu bringen, der französische König Ludwig XIV. wollte seinen Landsmann Philipp II. von Anjou in der Nachbarschaft an der Macht sehen. Über häufig wechselnde Bündnisse mischten auch Bayern, Niederländer, Großbritannien - ja sogar Schweden und Russen mit.
Was aber hatte das mit der Innsbrucker Annasäule zu tun? 1703 erhob Bayern Anspruch auf die Grafschaft Tirol, die im Mittelalter ja Teil des Herzogtums Bayern war. Die Bayern, Bündnispartner der Franzosen, lösten sich faktisch aus dem Heiligen Römischen Reich. Um ihren Anspruch auf Tirol militärisch zu untermauern, marschierten sie über Kufstein nach Innsbruck. Relativ schnell konnten sie die Tiroler Hauptstadt erobern. Die Tiroler erhoben sich aber und konnten die bayrische Fremdherrschaft am 26. Juli, dem Sankt Anna Tag, wieder aus Innsbruck vertreiben. Aus diesem Anlass beschlossen die Bürger Innsbrucks die Annasäule zu errichten.
Der Boarische Rummel, wie der kurze Kampf um Tirol genannt wurde, klingt nur oberflächlich nach einem Scherzgefecht in diesem generell überaus blutigen Krieg. 1704 kam es in der Schlacht von Höchstädt zu einer bayrischen Niederlage gegen die Habsburger. In der Folge ließ Joseph I. München besetzen. Nun war es andersherum, die Bayern erhoben sich gegen die Habsburger. Unter anderem kam es dabei zur bekannten Sendlinger Mordweihnacht, bei der habsburgische Truppen etwa 1000 Soldaten, die sich eigentlich schon ergeben hatten, niedermetzelten.
Der Spanische Erbfolgekrieg endete quasi mit einer Niederlage der Habsburger, auch wenn dies nicht mit allerletzter Sicherheit gesagt werden kann wer was tatsächlich verloren hatte. Karl, der Vater Maria Theresias, konnte zwar den Spanischen Thron besteigen, der Krieg dauert aber noch einige Jahre. Erst in den Friedensverträgen von Utrecht und Rastatt 1713 und 1714 wurde Frieden hergestellt zwischen den einzelnen Mächten.
Schlussendlich wurde Karl III. nach dem Tod des Kaisers Josef I. vom spanischen Thron zurück nach Mitteleuropa geholt um die wichtigen Stammländer zu sichern. Österreich und das Deutsche Reich mit den Erblanden waren wichtiger für die Habsburger als Spanien. Über das sogenannte Konvenienzprinzip wurden die Habsburger für ihren Verlust aber reich entschädigt und erhielten Herrschaften in Italien (Mantua, Mailand, Sardinien, Neapel), die südlichen Niederlande (Belgien & Luxemburg). Dieses etwas schwer zu durchschauende Prinzip bescherte übrigens auch dem späteren Ehemann von Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen die Herrschaft über das Herzogtum Toskana. Weil er Lothringen an Frankreich abtreten musste, kassierte er als kleinen Ausgleich das italienische Großherzogtum.
Die Geschichte der Servitenkirche ist bewegter als man dem unscheinbaren Gotteshaus ansieht. Gegründet im 17. Jahrhundert, wurden Orden und Gebäude mehrmals empfindlich getroffen.
Anna Catarina Gonzaga gründete 1613 in Innsbruck mit der Servitenkirche die erste Niederlassung der Neuzeit des "Ordo Servorum Mariae" (Orden der Diener Marias) nördlich der Alpen. Während der Reformation wurde der aus der Toskana stammende Orden im deutschsprachigen Raum komplett aufgelöst und konnte sich erst im 17. Jahrhundert von Innsbruck aus wieder ausbreiten. Die Serviten widmeten sich als Bettelorden in ihrer Frühzeit der Armenfürsorge. Heute engagieren sie sich vor allem in der Entwicklungshilfe.
1620 brannte der erste Bau bei einem Feuer ab. Am 15. Dezember 1943 wurde die von den Habsburgern im Barockstil erbaute Kirche bei einem Bombenangriff auf Innsbruck zerstört. Das Gemälde an der Außenseite und das Deckenfresko wurden nach 1945 beim Wiederaufbau vom bekannten österreichischen Künstler Hans Andre neu geschaffen. Die Servitenkirche ist ein wunderbares Beispiel barocker Architekturkunst. Das Mosaik im Eingangsgewölbe zeigt das Wappen des Herzogtums Mantua mit den 4 schwarzen Adlern und dem roten Löwen gemeinsam mit dem Wappen des Erzherzogtums Österreich und symbolisiert so die Einheit Ferdinands und Anna Catarina Gonzagas. Auch das Deckenfresko im Innenraum der Kirche stellt die italienischen Wurzeln der Kirchenstifterin sehr eindrücklich dar.
Das "weltliche" Leben von Anna Catarina Gonzaga war sehr bewegt. Als "Principessa" von Mantua geboren, heiratete die gläubige Frau mit 16 Jahren Ihren Onkel Ferdinand II, den Lebemann und Landesfürsten von Tirol. Der fesche Ferdinand allerdings war bei der Hochzeit schon 53. Er war in erster Ehe mit der Augsburger Bürgerlichen Philippine Welser verheiratet gewesen, die ihm allerdings auf Grund ihres Standes keine legitimen Erben schenken konnte. Auch mit Anna Catarina gelangen Ferdinand II. "nur" drei Töchter.
Nach dem Tod Ferdinands stiftete die strenge Katholikin das Regelhaus und ein Damenstift sowie das Servitenkloster. Sie selbst trat mit ihrer Tochter Maria in das Regelhaus ein, ein offenes Damenkloster mit etwas legereren Regeln, wo sie bis an ihr Lebensende ihrem Glauben nachging. In der Servitenkirche erinnert ein Wandfresko an der Rückseite bis heute an Anna Catarina Gonzaga von Mantua und ihre Tochter.
Am 3. November 1938 lösten die Nationalsozialisten den Servitenorden als erstes Kloster in Innsbruck "zum Schutze des Volkes" auf. In der Österreichausgabe des "Völkischen Beobachter" vom 4. November 1938 ist als Grund dafür zu lesen: "Staatspolizeiliche Untersuchungen im Servitenkloster in Innsbruck ergaben, dass in diesem Kloster derart sittenwidrige Zustände herrschen, dass es unmöglich ist, sie in der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Es handelt sich bei dem genannten Kloster um eine Lasterhöhle erster Ordnung, hinter deren Treiben das staatsfeindliche Verhalten, das durch aufgefundene Schriften festgestellt wurde, weit in den Hintergrund tritt."
Gekauft von "Friedl mit der leeren Taschn", erbaut von "Siegmund dem Münzreichen", zur Residenz gemacht von Kaiser Max und veredelt von Maria Theresia. Die Geschichte der Innsbrucker Hofburg ist wie ein Spaziergang durch vergangen Jahrhunderte Innsbrucks und zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Friedrich IV. erwarb das Grundstück der Hofburg und das Areal des heutigen Hofgartens im 15. Jahrhundert. Sein Sohn Siegmund ließ an dieser Stelle an der Außenmauer der Stadt anschließend an das Saggentor eine Burg bauen. Kaiser Maximilian verlagerte seine Residenz vom zu klein gewordenen Neuhof in die Hofburg. Ihr aktuelles Aussehen im Rokoko Stil verdankt die Innsbrucker Hofburg Österreichs prominentester Regentin Maria Theresia. Nach der Befreiung Innsbrucks von den bayrischen Besatzern in den napoleonischen Kriegen residierte auch Andreas Hofer dort.
Das Innere der Hofburg kann besichtigt werden und ist sehr sehenswert. Die Highlights sind der Salon der Kaiserin und das Kaiserin-Elisabeth-Appartement von Sissi und der Riesensaal mit Bildern der Familie Maria Theresias.
Maria Theresia stiftete auch das Innsbrucker Damenstift auf der Südseite der Innsbrucker Hofburg, in dem 16 adlige Damen im zur Kapelle umgebauten Sterbezimmer des Kaisers für das Seelenheil ihres verstorbenen Gatten Franz Stephan fürbaten. Bis zum heutigen Tag besteht diese Einrichtung fort, es wird noch immer fleißig gebetet.
Landestheater & Leopoldsbrunnen
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinden sich das Landestheater, der Leopoldsbrunnen und der Hofgarten. Christoph Gumpp plante 1653 eines der Ballspielhäuser am Rennweg zu einem sogenannten Comedihaus um, nachdem am Platz des heutigen Kongresshauses bereits seit 1629 ein Theater gestanden hatte. Das Landestheater in seiner heutigen Form wurde im 19. Jahrhundert unter Kaiser Ferdinand I. von Österreich genehmigt. Das aufstrebende Bürgertum der Stadt Innsbruck wollte unterhalten werden. Neben dem neuen Haus der Musik wirkt das Landestheater heute leider etwas verloren, bis lange hinein ins 20. Jahrhundert allerdings war es einer der wichtigsten Versammlungsorte Innsbrucks.
Leopoldsbrunnen
Der Leopoldsbrunnen, der den Platz vor dem Theater dominiert, erinnert an den einflussreichen Tiroler Landesfürsten Leopold V.. Das Besondere am Brunnen ist, dass die Figur des Pferds des Reiterstandbilds steht ohne sich am Schwanz "abzustützen". Im 17. Jahrhundert war dies eine Seltenheit und ist es durchaus noch heute. Ein anderes wichtiges Bauwerk das unter der Ägide Leopolds V. entstand ist die Jesuitenkirche, die sich nur einige Meter weiter östlich auf der Universitätsstraße befindet. Hier wurde Leopold auch beigesetzt.
Als Andreas Hofer als Landeskommandant unter anderem auch die Geschicke der Stadt Innsbruck lenkte, waren ihm die allzu freizügigen Figuren, die der griechischen Götterwelt entstammen, ein Dorn im Auge. Er wollte die Bronzestatuen einschmelzen lassen um sie vor den frommen Augen der Bevölkerung zu verbergen.
Andreas Hofer und seine Zeit
Der Wirt aus dem Südtiroler Passeiertal gilt vielen Tirolern bis heute als unumstrittener Held. In drei siegreichen und einer verlorenen Schlacht am Berg Isel kämpfte der "Sandwirt" 1809 im Tiroler Befreiungskampf gegen die bayrischen Besatzer Tirols. Die Bayern waren mit Napoleon verbündet und konnten in mehreren Etappen des Kriegs zwischen 1796 und 1805 Tirol erobern. Im Anschluss wurde Tirol an den Einheitsstaat Bayern angeschlossen und hörte faktisch auf in seiner Form als eigenes Land zu existieren. Zudem machten die Bayern den Fehler, in Tiroler Traditionen aller Art einzugreifen. Prozessionen und religiöse Feste der konservativen und gläubigen Tiroler fielen dem zum Opfer.
Endgültig zuviel wurde es, als junge Tiroler Männer bei der Aushebung zum Dienst in der bayrisch-napoleonischen Armee gezwungen werden sollten, obwohl Tiroler seit dem Landlibell Kaiser Maximilians nur für die Verteidigung der eigenen Grenzen herangezogen werden durften. Häufig kam es bei den Aushebungen zu Aufständen, was schließlich als Befreiungskrieg in mehreren Schlachten gegen die Bayern unter dem Passeirer Schützenhauptmann Hofer münden sollte. Für Gott, Kaiser und Vaterland eroberten die Schützen Innsbruck zurück - und plünderten erstmal die Stadt, deren Bevölkerung der modernen bayrischen Verwaltung nicht in allem abgeneigt war. Andreas Hofer wurde zum zwischenzeitlichen Landeskommandanten Tirols ernannt. Der Befreiungskrieg gipfelte in den Berg Isel Schlachten bei Innsbruck, an deren Ende eine Tiroler Niederlage, die Gefangennahme Andreas Hofers und dessen Hinrichtung 1810 in Mantua standen.
Lange Zeit galt Andreas Hofer als unumstrittener Held und als Prototyp des wehrhaften, vaterlandstreuen und standhaften Tiroler. In Tirol wird er für alle möglichen Initiativen und Pläne vor den Karren gespannt. In den letzten Jahrzehnten allerdings setzte eine kritische Betrachtung des erzkonservativen und mit seiner Aufgabe als Tiroler Landeskommandanten wohl überforderten Schützenhauptmanns ein, der nicht nur Franzosen und Bayern, sondern auch das liberale Gedankengut der Aufklärung vehement aus Tirol fernhalten wollte.
Eine kaiserliche Hochzeit und ein kaiserlicher Todesfall innerhalb weniger Tage im Jahr 1765 machten Innsbruck zumindest für einige Zeit zum Nabel Europas.
Der August 1765 zählt wohl zu den aufregendsten Perioden der Innsbrucker Stadtgeschichte. Am 5. August heiratete Leopold, der Sohn Maria Theresias, in Innsbruck die spanische Prinzessin Maria Ludovica. Nur kurz darauf, am 18. August starb Leopolds Vater Kaiser Franz I. von Habsburg-Lothringen an einem Schlaganfall. Bis heute erinnert die daraufhin 1774 errichtete Innsbrucker Triumphpforte an diese beiden für die Zeit prägenden Ereignisse mit ihren zwei Seiten. Der südliche Teil der Triumphpforte hin zur Leopoldstraße, drückt die Freude über die Hochzeit des späteren Kaisers Leopold II. aus. Das Porträt des Herrscherpaares wird flankiert von den Figuren der Providentia Divina, der göttlichen Vorsehung, und der Constantia, der Beständigkeit. Diese beiden Eigenschaften sahen die Habsburger als ganz entscheidend für ihre Dynastie an. Maria Theresia wollte sich so als fürsorgliche Landesmutter darstellen.
Am nördlichen Teil hin zur Maria-Theresien-Straße thront hingegen der Todesengel, der die Trauer über den plötzlichen Tod des Gatten der so berühmten und für Österreichs Geschichte prägenden Powerfrau Maria Theresia zeigen soll.
Die Triumphpforte markierte die bis 1904 geltende Grenze zwischen Innsbruck und dem damals eigenständigen Wilten. Händler wurden an der Zollstation zur Kasse gebeten.
Maria Theresia und ihre Zeit
Obwohl sie oft als Kaiserin tituliert wird, war Maria Theresia offiziell nur unter anderem Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Königin von Böhmen. Auf den Kaisertitel verzichtete sie sehr rücksichtsvoll im Sinne ihres Gatten Franz Stephan. Der stand als Großherzog der Toskana laut spanischem Hofzeremoniell niedriger als seine Frau bis zu seiner Krönung zum Deutschen Kaiser.
Dabei war auch Franz Stephan durchaus ein fähiger und tüchtiger Mann. Er erwirtschaftete sich als Unternehmer ein großes Privatvermögen und erwarb die Grafschaft Teschen in Schlesien. Franz Stephan war auch Berater seiner Gattin und begründet wichtige wissenschaftliche naturwissenschaftliche Sammlungen. Sein Sohn und kaiserlicher Nachfolger Joseph II., der sich als der "Erste Diener des Staates" sah, erbte sein Vermögen, übertrug es aber zum allergrößten Teil dem Staat um Staatsschulden zu tilgen.
Die Ehe zwischen Maria Theresia und Franz Stephan, zumindest wird es so erzählt, sei sehr liebevoll gewesen, auch wenn Franz Stephan schon zu Lebzeiten mehr als nur eine Affäre nachgesagt wurde. Mit insgesamt 16 Nachkommen war auch für ausreichend Nachwuchs gesorgt, der quer durch Europa verheiratet und auf wichtigen Stellen der Macht installiert wurde. Die im Zuge der Französischen Revolution enthauptete Marie Antoinette, Ehefrau von Ludwig XVI., war eine Tochter Maria Theresias.
Zur Thronfolgerin ihres Vaters Karl VI. in den sogenannten Österreichischen Erblanden konnte Maria Theresia nur über eine Gesetzesänderung werden. Mit dem für die Habsburger richtungsweisenden Vertrag der Pragmatischen Sanktion wurde sowohl die weibliche Erbfolge ermöglicht wie auch die Unteilbarkeit des Habsburgischen Territoriums erwirkt. Als Maria Theresia 1740 allerdings ihr Erbe antrat, kam es trotzdem umgehend zum Österreichischen Erbfolgekrieg, der mehr oder minder ganz Europa involvierte und die lebenslange Feindschaft zwischen ihr und Friedrich II. von Preußen begründete.
Dabei war Maria Theresia keineswegs ein zimperliches Frauchen wie nicht zuletzt die humorlose Aufteilung des Königreichs Polen zwischen Preußen, Russland und Österreich bezeugt. Auch in Glaubensfragen war mit der frommen Regentin nicht zu spaßen. Ohne viel wenn und aber wurden zum Beispiel ungeliebte Protestanten aus dem Salzkammergut nach Transkarpatien in Oberungarn, der heutigen Ukraine umgesiedelt.
Trotz der anfänglichen Widrigkeiten konnten Maria Theresia und anschließend ihr Sohn Joseph II. das Habsburgerreich bis 1780 vor allem im Inneren stark beeinfluss. Sie begann mit Hilfe von großen, aufgeklärten Denkern wie Friedrich Wilhelm von Haugwitz, Joseph von Sonnenfels und Wenzel Anton Kaunitz aus den Österreichischen Erblanden einen modernen Staat zu basteln und probierte aus einer Vielzahl an Territorien einen zentralistischen Einheitsstaat zu machen. Anstatt der Verwaltung ihrer Territorien durch den ansässigen Adel setzte sie auf eine moderne Verwaltung.
Das Wohl des Volkes war ihr wichtig, vor allem im Bewusstsein, dass sich ein gesunder Staat auf gesunde Bürger stützt. So leitete sie mit Reformen im Heer, im Schulwesen in der Verwaltung und in der Landwirtschaft wichtige Änderungen ein, die von ihrem Sohn Joseph II. zu großen Teilen fortgeführt und noch erweitert wurden. Durch die Haugwitz´sche Reform 1747/48 verschaffte sich die Zentralgewalt der Habsburger direkten Zugriff über die Grundherren hinweg auf die Erträge aus der Landwirtschaft.
Auch die erste Volkszählung geht auf Maria Theresia zurück. Ihr verdanken wir auch die Hausnummern, die notwendig waren um das gesamte Volk und Staatseigentum zu katalogisieren. Über Militär und Verwaltung konnten nun auch Nichtadlige in höhere staatliche Positionen aufsteigen. Die Bildung wurde ein zentraler Teil des Staates, jedoch sollten keine Geistesgrößen, sondern Material für den staatlichen Verwaltungsapparat gezüchtet werden. Auch die Wirtschaftsreformen die Maria Theresia einleitete, sollten nicht nur mehr Möglichkeiten für die Untertanen schaffen, sondern auch die Staatseinnahmen erhöhen. Ganz im Zeitgeist kann man sowohl Maria Theresia wie auch ihre Söhne somit als aufgeklärte, absolutistische Monarchen bezeichnen.