Katzunghaus & Trautsonhaus

Herzog-Friedrich-Straße 16 / 20

Relief Katzunghaus Innsbruck

Im Südwesten der Herzog-Friedrich-Straße befinden sich einige der schönsten gotischen Häuser Innsbrucks. Es lohnt sich, die Fassaden, Erker, Reliefs und Fresken genau zu taxieren. Das Katzunghaus in der Herzog-Friedrich-Straße 16 beherbergt heute ein beliebtes Café. Besonders sehenswert sind die Reliefs am Erker am Eck zur Riesengasse, die ein spätmittelalterliches Turnier zeigen. Zu Zeiten Maximilians (83) fanden an diesem Platz regelmäßig Wettkämpfe statt, um den Kaiser, Adel und Besucher zu unterhalten. Besonders seine zweite Frau Bianca Maria Sforza, die viele Jahre am Hof in Innsbruck verbrachte, forcierte diese Showturniere, um sich der Langeweile der Kleinstadt zu erwehren. Mit ihrer Heimat Mailand, wo zu dieser Zeit unter anderem Leonardo da Vinci als Hofkünstler und Baumeister angestellt war, konnte Innsbruck trotz des aufwändigen Hofstaats nicht mithalten. Das Katzung zählt heute zu den beliebtesten Cafés der Stadt.

Ebenfalls sehenswert ist das Trautsonhaus, das von einem gotischen Brunnen flankiert wird. Namensgeber des Gebäudes ist Erbmarschall von Trautson, der das Haus 1541 erwarb. Umgebaut wurde das Gebäude durch Gregor Türing, aus der bedeutendsten Baumeisterfamilie der Innsbrucker Gotik. Nach dem Krieg musste das von Bomben versehrte Gebäude wieder renoviert werden. Einen kurzen Abstecher wert ist der gotische Innenhof. Er zeigt die klassische Struktur der steinernen Innsbrucker Wohnhäuser dieser Zeit mit Schacht und Aufgang.

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Baumeisterdynastie Türing: Innsbruck wird Weltstadt

Siegmund der Münzreiche war es, der im 15. Jahrhundert Niklas Türing nach Innsbruck holte. Die Türings waren eine Steinmetz- und Baumeisterfamilie aus dem heutigen Schwaben, das damals als Vorderösterreich zur Habsburgermonarchie gehörte. Die Stadt war zur Residenzstadt der Fürsten von Tirol und dank der Silberminen in Schwaz und der Münzprägeanstalt in Hall zu einem bedeutenden Zentrum geworden. Für Baumeister war eine goldene Zeit angebrochen, die unter Maximilian (83) nochmals mehr an Fahrt aufnehmen sollte. Als eine der wichtigsten Städte im Heiligen Römischen Reich war es für die Aristokratie von Vorteil eine eigene Residenz in oder rund um Innsbruck zu haben, um Landesfürst, Kaiser und Wirtschaft möglichst nahe zu sein. Die Politik spielte sich in der Zeit vor Presse, Post und E-Mail vor allem im direkten Kontakt ab. Es kam zu einem wahren Bauboom. Die Türings prägten das gotische Innsbruck in der Übergangszeit zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. Die frühe Gotik und später die Renaissance hatte im Lauf des Spätmittelalters Europa mit einem neuen Verständnis von Architektur und Ästhetik in ein neues architektonisches Gewand getaucht. Bauten wie Notre Dame oder der Minster of York setzten den Trend, der ganz Europa bis zum Einsetzen des Barocks prägen sollte. Spitze Türme, Rippengewölbe, Erker und verspielte Schnitzereien, die den höfischen Alltag darstellen sind einige typische Merkmale, die den heterogenen Stil erkennbar machen. Vor allem in der Altstadt kann man das Wirken der Türings gut nachverfolgen. Viele der Bürgerhäuser weisen noch gotische Grundrisse, Innenhöfe und Schnitzereien auf. Auf Niklas Türing geht das berühmte Goldene Dachl zu einem guten Teil zurück. Er schuf auch die Statue des Burgriesen Haidl, eines besonders großen Mitglieds der Leibgarde Siegmunds, die heute im Stadtturm zu besichtigen ist. Kaiser Maximilian schätzte ihn derart hoch ein, dass er es ihm gestattete das Familienwappen der Türings und seiner Frau, einen Brunnen und einen Fisch, im Gewölbe des Goldenen Dachls zu verewigen. Sein Sohn Gregor verewigte sich unter anderem am Trautsonhaus in der Herzog-Friedrich-Straße und am Burgriesenhaus in der Domgasse. Der letzte der Türings mit Einfluss auf die Innsbrucker Bauszene war Niklas Türing der Jüngere, der mit Andrea Crivelli gemeinsam die Planungen an der Hofkirche begann. Im 16. und 17. Jahrhundert begann der Einfluss der Gotik vor allem im heutigen Österreich nachzulassen. Vor allem Kirchen wurden im Rahmen der Gegenreformation (86) zunehmend im Barockstil (93) um- und neugebaut. In Innsbrucks Osten erinnert heute die Türingstraße an diese bedeutende Familie der Innsbrucker Stadtgeschichte.