Bischof ließ Jugendzentrum „Z6“ schließen

Erschienen: Tiroler Tageszeitung / 1. August 1974

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Der Kulturkampf zwischen Bischof Paulus Rusch, abtrünnigen Klerikern und Innsbrucker Einrichtungen für Jugendliche wie der MK und dem Z6 erreichte mit der Schließung des Z6 einen seiner Höhepunkte. 

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Innsbruck: Ein Experiment ist gescheitert

Das katholische Jugendzentrum „Z 6“ in der Innsbrucker Zollerstraße wurde auf Anweisung von Bischof Paulus Rusch geschlossen.

In den letzten Wochen war es zwischen den Erziehern und dem Bischof zu tiefgreifenden Auseinandersetzungen über Grundsatzprobleme gekommen. Nach den Worten des Bischofs hätten die im „Z 6“ vertretenen Auffassungen „mit der kirchlichen Lehre nicht mehr übereingestimmt“. So seien den Jugendlichen von der Leitung des Zentrums absolute Gewissensfreiheit ohne gleichzeitige Anerkennung objektiver Normen zugebilligt und auch geschlechtliche Beziehungen vor der Ehe erlaubt worden.

Wie von der Diözese Innsbruck zu erfahren war, habe Rusch dem Erzieherstab das Angebot gemacht, alle Fragen auf einer Tagung im Heim zu erörtern, doch sei dieses Angebot abgelehnt worden.

Im „Z 6“ fanden sich vor allem Jugendliche aus Arbeiterkreisen zusammen, unter denen es auch zu Reibereien kam. So waren die beiden Innsbrucker Rockerbanden „Outsiders“ und „Riders“, die kürzlich von der Polizei wegen gefährlicher Drohung und Erpressung verhaftet worden sind, ständige, allerdings nicht immer gern gesehene Besucher des „Z 6“. Sie wurden von den Erziehern wegen ihres Verhaltens mehrmals mit Lokalverbot belegt. Dem Priester Dr. Meinrad Schumacher und seinen Mitarbeitern ging es bei ihrer Arbeit vor allem darum, die sogenannten Randschichten in die christliche Jugendarbeit einzubeziehen.