Collegium Canisianum

Wo ist das?

Tschurtschenthalerstraße 7, Innsbruck

Wissenswertes

Der große Bau mit Wohnheim und Kapelle nimmt im Villenviertel Saggen zwischen den schönen Wohnhäusern seinen Platz ein. Der Eingang mit dem ionischen Säulenportikus und dem darüber aufragenden Turm mit Laterne bildet eine schöne Einheit. Das Mosaik wurde von der Tiroler Glasmalereianstalt umgesetzt und zeigt den Heiligen Petrus Canisius.

Seit 1857 waren die Jesuiten für die theologische Fakultät der Uni Innsbruck zuständig. Zuvor hatten sie lange Zeit, auch dank ihrer guten Verbindung zum Haus Habsburg, viele die Bildungsagenden der Stadt in ihren Händen. Schon bald wurde das Konvikt im Nikolaihaus in der heutigen Sillgasse zu klein für den großen Andrang an Studenten. 1911 öffnete das Collegium Canisianum seine Pforten für 276 Seminaristen aus der ganzen Welt. Wie viele andere kirchliche Einrichtung mussten auch das Canisianum und die Theologische Fakultät dem Furor der Nationalsozialisten 1938 nach dem Anschluss Österreichs weichen. Die Jesuiten exilierten nach Sitten in der Schweiz, kehrten nach dem Krieg 1945 aber bald wieder zurück. Seit 2013 ist das Collegium Canisianum ein Wohnheim für Studierende.

Petrus Canisius und die Jesuiten

Der Orden der Jesuiten, die selbsternannten „Soldaten Christi“, wurde vom ehemaligen Adeligen und Offizier Ignatius von Loyola gegründet. Durch geschickte Strukturen und Organisation wuchs der Orden rasch an und schaffte es in der Gegenreformation eine gewisse Nähe zu den Mächtigen der katholischen Länder zu erlangen. Den Jesuiten wurde sehr schnell ein Hang zur Macht attestiert. Der Orden verstand es, sich durch Architektur, Kunst und Zeremonien selbst darzustellen. Die Jesuiten waren einer der Orden, der die Gegenreformation und den katholischen Glauben in der Neuzeit prägten. Wichtige Bereiche. in denen die Jesuiten tätig waren und bis heute sind, sind Bildung, Erziehung und Mission. Dadurch schafften sie Strukturen die eng mit der Politik verbunden waren. Die Jesuiten waren ein sehr motivierter Orden, wenn es um Verfolgung von Hexen und Andersgläubigen oder um die Missionierung in Übersee ging.  Zwischen 1773 und 1814 war der Jesuitenorden von Papst Clemens XIV. verboten gewesen.

Ein besonders wichtiger Vertreter der Jesuiten in Tirol war Petrus Canisius. Dieser volksnahe Lehrmeister des Christentums ist seit 1964 Patron der Diözese Innsbruck und wurde sogar heiliggesprochen. Petrus Canisius wurde in den heutigen Niederlanden, die damals noch unter habsburgischem Einfluss standen, 1521 mitten in die unruhige Zeit der Reformation geboren. Rasch stieg der gebildete Kleriker im neu gegründeten Jesuitenorden auf und wurde von Kaiser Ferdinand als einer der wichtigsten Kirchenpolitiker installiert.

Petrus Canisius galt als äußerst sittenstreng. Er verfasste mit seinem Katechismus eine wichtige Ideensammlung im katholischen Kampf gegen die Reformation der Protestanten. Auf seinen Reisen, die ihn quer durch Europa führten, war Petrus Canisius auch einige Zeit in Innsbruck und maßgeblich an der Gründung des Jesuitenordens beteiligt. Bereits zuvor hatte er in Wien in Abstimmung mit Kaiser Ferdinand I. den ersten Jesuitenorden im deutschsprachigen Raum gebildet. Ebenfalls in Wien hatte er nach dem Konzil von Trient seinen Katechismus verfasst, der die katholische Kirche über Jahrhunderte hinweg prägen sollte. Er war allerdings nicht nur Humanist und Kirchenlehrer, sondern auch ein eifriger Hexenjäger. Nicht umsonst ist Petrus Canisius heute überaus umstritten in der Kirchengeschichte.