Gemeinderatssitzung zur k.k. Staatsgewerbeschule

Erschienen: Innsbrucker Nachrichten / 13. Februar 1882

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Schon vor der Eröffnung des Schulgebäudes entspann sich im Innsbrucker Gemeinderat eine Diskussion darüber, wie sich die zukünftige k.k. Staatsgewerbeschule, die spätere HTL Anichstraße orientieren sollte. 

Der Artikel

Uebergehend zur Tagesordnung stellt der Vorsitzende, Bürgermeister Dr. Falk, betreffs der Errichtung einer k. k. Staatsgewerbeschule in Innsbruck den Antrag, es möge ihm die Ermächtigung ertheilt werden, in dieser Angelegenheit an die hohe Regierung eine eindringliche Vorstellung zu richten, damit nicht durch vorzeitige Verfügungen über die Räumlichkeiten im neuen Schulgebäude der ursprüngliche Plan einer vollständigen Staatsgewerbeschule wegen infolge dieser Verfügungen nothwendigen Weise eintretenden Raummangels vereitelt werde. Zur Begründung seines Antrages bringt er eine Zuschrift der hohen Statthalterei zur Verlesung, woraus hervorgeht, dass man seitens des Ministeriums in Wien die Räumlichkeiten des Neubaues für die Staatsgewerbeschule derart für Unterbringung der Abtheilungen dieser Anstalt zu vertheilen und verwenden gedenkt, dass dieselben beinahe ausschließlich von der Zeichnen und Modellierschule und der Centralanstalt für Holzindustrie in Anspruch genommen werden, so dass für Unterbringung weiterer Zweige des Baugewerbes, insbesondere auch der Metallindustrie nichts niehr übrig bleibe, und die Errichtung beider Abtheilungen wenn nicht gar aufgegeben, doch in weite Ferne gerückt werde. Die Stadt hat aber den Bau der Schule geführt und Sparkasse und Landtag haben ihre großmüthigen Beiträge zu dem Baue gegeben, nur in der Voraussetzung einer vollständigen Gewerbeschule. Es entspinnt sich eine längere Debatte, an der sich die Gemeinderäthe, Director Deininger, R. v. Schüllern, Sparcasse-Director Dr. Tschurtschenthaler, Prof. Hämmerle, Knoll und Bürgermeister Dr. Falk als Antragsteller betheiligen. Der Bürgermeister verliest noch eine Zuschrift der hohen Regierung vom 7. Mai v. Js, in dem allerdings die successive Ausbildung der Schule zu einer vollständigen Staatsgewerbeschule zugesichert ist; doch macht derselbe aufmerksam, dass schon mehrere ähnliche Zusagen vorliegen, und dass sich die Stadtcommune infolge dieser Zusagen schon zu großen Opfern herbeigelassen habe, um z. B. den Bau des chemischen Laboratoriums, des Justizgebäudes zu ermöglichen, ohne dass diese Zusagen der Regierung sich bis jetzt erfüllt hätten