Jugendliche Einbrecherbande
Erschienen: Allgemeiner Tiroler Anzeiger / 3. Februar 1937
Über diesen Text...
Der Artikel über zwei Jugendliche, die sich auf Raubzüge nach Grundnahrungsmitteln und Kohlen begaben, zeigt die Not in den 1930er Jahren in Innsbruck. Interessant ist auch, dass die Herkunft aus dem verrufenen Schlachthofblock mehrmals betont wird. Während der Jahre, die als Austrofaschismus in die Geschichte eingingen, waren die sozialdemokratisch orientierten Gemeindewohnbauten ein besonderes Feindbild.
Der Artikel
Die Innsbrucker Kriminalpolizei hat wie berichtet, zwei Burschen im Alter von 15 und 16 Jahren verhaftet, die im Schlachthofblock wohnten und seit länger als einem halben Jahr von dort aus ihre Raubzüge unternahmen. Sie bildeten einen wahren Schrecken für die Geschäftsleute der ganzen Gegend und hatten dabei noch die Frechheit, sich anderen Burschen gegenüber ihrer Verbrechen zu rühmen. Bisher konnten ihnen folgende Einbrüche nachgewiesen werden: Filiale der Therese Mölk, Viaduktbogen 5 größere Mengen Lebensmittel, Sardinen, Salami usw.); Lebensmittelhandlung Ischia u. Co., Erzherzog-Eugen-Stratze (Wermutwein und größere Mengen Sardinen): Trafik Plattner, Erzherzog-Eugen-Straße (Zigaretten. Schokolade und Geld); Magazin des Stadtbauamtes im Viadukt bogen (mehrere Säcke Steinkohlen): Metzgermeister Tschon, Schlachthofblock (Wurstwaren): Gemischtwarenhandlung Rufinatscher im Schlachthofblock (größere Menge Lebensmittel); zwei Magazinseinbrüche bei der Firma Mölk (einige Lebensmittel, sie konnten nicht mehr mitnehmen, weil sie beide Male verscheucht wurden); Auslageneinbruch am Hindenburgplatz (mehrere Flaschen Liköre, Zuckerwaren und Schokolade); Auslageneinbruch bei „Frifa“, Wilhelm- Greil-Straße (mehrere Handtaschen, Brieftaschen und Geldtaschen): Auslageneinbruch in der Maria-Theresien[1]Straße bei der Firma Dannhauser (Hemden, Pullover, Krawatten usw.); Auslageneinbruch im Spielwarengeschäft Hammerle, Maria-Theresien-Straße (Spielwaren): Auslageneinbruch in der Trafik Sailer in der Pfarrgaffe (hier wurden sie verscheucht); ferner Gelegenheitsdiebstähle in den Gemischtwarenhandlungen Stauder und Sterzinger in der Pradler Straße (Lebensmittel), Gemischtwarenhandlung Mayer in der Weyerburggasse (Zigaretten), Kohlenhandlung Kritzinger in der Defreggerstraße (Kohlen). Ein Teil der entwendeten Gegenstände wurde von der Polizei sichergestellt, die Lebensmittel, Rauchwaren und Kohlen haben die Buben verraucht oder verkauft.