Claudiaplatz

Wo ist das?

Claudiaplatz, Innsbruck

 

Wissenswertes

 

Der Claudiaplatz im Saggen ist ein wunderbares Beispiel für die Architektur der Belle Epoque. Der runde Platz bildet bis heute so etwas wie das Zentrum des Stadtteils. Fünf Straßen münden in dieses Rondell. Westlich des Platzes führt die Elisabetstraße zu den schönen Villen, während die Kaiser-Franz-Josef-Straße mit dem reizvollen begrünten Mittelstreifen mit größeren aber ebenfalls schönen Wohnhäusern bestückt ist. Die Claudiastraße führt zur Bundesbahndirektion. Die Häuser, die den Claudiaplatz umgeben, sind trapezförmig im Grundriss und reizvoll mit Türmen, Erkern und sonstigem Schmuck verziert. Bemerkenswert ist auch das Haus Conradstraße 6, das sich nur wenige Meter vom Claudiaplatz befindet. Der Besitzer des Porphyr Steinbruchs Josef Leutsch ließ sich vom Architekten Josef Mayr dieses Haus im Jugendstil planen.

Die Besiedlung des Saggen am Beispiel des Claudiaplatzes ist ein Beispiel für die Innsbrucker Immobilienspekulation, die schon früh einsetzte. Claudiaplatz 1 und 2 sowie Elisabethstraße Nummer 11 wurden ab 1898 vom rheinländischen „Immoentwickler“ Reinhold Boos finanziert. Dass man über die Erweiterung der Stadt im Innsbruck der Jahrhundertwende erfreut war, zeigt ein Artikel vom 24.2.1900: „Im östlichen Stadterweiterungs-Gebiet am Saggen scheint sich in diesem Jahre eine außerordentlich rege Bauthätigkeit entwickeln zu wollen. Abgesehen davon, dass im Teile für geschlossene Bauweise 9 Gebäude, im Cottage vier Villen im Baue sind und noch in diesem Jahr vollendet werden, ist die weitere Erbauung von 6 Häusern, darunter zwei ausgedehnten Eckwohngebäuden am Claudiaplatz und in der Adolf Pichlerstraße in sicherer Aussicht.

Rund um das Jahr 1870 breitete sich Innsbruck nach allen Richtungen hin aus. Zwischen 1830 und 1870 stieg die Zahl der Einwohner von 12.000 auf 17.000. Studenten, Soldaten und Arbeiter aus allen Teilen des Reiches kamen nach Innsbruck. Einer der Stadtteile der sich besonders entwickelte, war der Saggen. Während sich im heutigen Pradl und in Wilten viele Gewerbebetriebe ansiedelten, war der Saggen rund um den Claudiaplatz das Viertel für gehobenes Wohnen und Entertainment. Das Panorama des Riesenrundgemäldes und eine Radrennbahn waren ebenso Teil des Saggen wie die kurz nach 1900 eröffnete Hungerburgbahn. Das Viertel versprüht mit seinen Wohngebäuden, den kleinen Geschäften und Villen noch immer den Charme der Jahrhundertwende. Die Straßennamen im Saggen erinnern an das bürgerliche Publikum, das sich hier ansiedelte. Haydn, Bruckner, Schubert, Stifter, Goethe, Schiller und Mozart standen Pate für die neuen Straßenzüge, die entstanden. Die Straßennamen geben auch Auskunft über die Machtverhältnisse in der Innsbrucker Stadtpolitik der Jahrhundertwende. Die Liberalen, die vielfach den Bürgermeister stellten, waren großdeutsch gesinnt.