Rudolfsbrunnen

Wo ist das?

Boznerplatz Innsbruck

 

Wissenswertes

„Mag auch die strenge Kritik einiges an dem Standbilde ausstellen, so muß doch das Ganze als höchst gelungen bezeichnet werden und macht einen schönen, befriedigenden Eindruck.“
 
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In der Redaktion des Innsbrucker Tagblatts scheint man am 29. September 1877, dem Tag der Enthüllung des Rudolfsbrunnens, einigermaßen zufrieden gewesen sein. Das Projekt den Brunnen zu bauen, begann 1863 anlässlich 500 Jahre Zugehörigkeit Tirols zu Österreich. Die Figur am 12 m hohen Brunnen stellt Herzog Rudolf IV. von Österreich, Kärnten, der Steiermark und Graf von Tirol dar, der das Land Tirol von Margarethe von Tirol-Görz geerbt hatte. Der Rudolfsbrunnen am Innsbrucker Boznerplatz erinnert an die Vereinigung Tirols mit dem Habsburgerreich.

Das 19. Jahrhundert war die große Zeit des Nationalismus. Europaweit wurde nach Traditionen und Gemeinsamkeiten gesucht, um Menschen Identifikation, Zugehörigkeit und Zusammenhalt zu geben. Bauwerke, Literatur und Denkmäler sollten die Akzeptanz des nationalstaatlichen Prinzips in der Bevölkerung stärken. Tirol als Teil Österreichs und des Vielvölkerreichs der Habsburger war hier keine Ausnahme, im Gegenteil bemühte sich vor allem der deutschsprachige Teil Tirols um eine deutsche Identität. Sogar Kronprinz Rudolf, der SohnThronfolger Kaiser Franz Josefs, war zur Enthüllung des Brunnens anwesend.

Tirol wird Teil des Habsburgerreichs

Die Geschichte, wie die gefürstete Grafschaft Tirol im Jahr 1363 an die Habsburger fiel, ist äußerst spannend. Margarethe „Maultasch“ von Tirol-Görz war in zweiter Ehe mit Ludwig von Brandenburg, einem Wittelsbacher verheiratet. Den Spitznamen Maultasch trug sie, weil sie laut Überlieferung einen fürchterlich deformierten Mund gehabt haben soll, jedoch gilt dieses Gerücht als widerlegt.

Die bayrischen Wittelsbacher waren damals die großen Widersacher der Habsburger innerhalb des Heiligen Römischen Reichs, eine Verbindung mit den Fürsten von Tirol sollte ihre Position weiter stärken. Das Problem an der Verbindung zwischen den Tirolern und den Wittelsbacher war, dass Margarethe von ihrem ersten Ehemann Johann-Heinrich von Luxemburg noch gar nicht geschieden war. Dieser ungeliebte böhmische Adlige war von der Tiroler Bevölkerung unter Zustimmung der von ihrem Ehemann, den sie mit 12 Jahren ehelichen hatte müssen, ebenfalls nicht begeisterten Margarethe 1341 aus dem Land gescheucht worden, zu einer Scheidung kam es allerdings freilich nicht. Um die Tiroler Bevölkerung auf ihre Seite zu bringen, beschlossen die bayrischen Landesherren den Tirolern im Großen Freiheitsbrief“ von 1342 gewisse Sonderrechte einzuräumen.

Der Kampf der Luxemburger und der Wittelsbacher um Tirol zog das Land gehörig in Mitleidenschaft. Der Papst hatte zu allem Übel das Land Tirol wegen der unheiligen Ehe seiner Landesfürsten auch noch mit einem Bannfluch belegt. Dieses Interdiktum war für die Menschen im Mittelalter eine der härtesten Strafen, waren damit auch Messen und die Erteilung der Kommunion untersagt. Als die große Pestepidemie von 1347 bis 1350 von Italien Tirol gehörig dezimierte, waren es nicht wenige Einwohner die die Verwüstung des Landes als eine Strafe Gottes ansahen.

Die Tiroler Erbschaft eine Fälschung?

Die Habsburger hatten sich derweilen um eine Versöhnung zwischen dem Papst und den Fürsten von Tirol eingesetzt, nicht ganz ohne Eigeninteresse natürlich. Der Sohn Margarethes und Ludwigs, Meinhard III. war mittlerweile mit Margarethe von Österreich verheiratet. Zudem war ein Erbvertrag aufgesetzt worden: sollte Margarethe und ihre erbberechtigten Nachkommen sterben, so würde die Grafschaft Tirol an das Haus Habsburg fallen.

An der Echtheit dieser Urkunde bestehen bis heute Zweifel, trotzdem wurde sie 1363 schlagend. Herzog Ludwig starb 1361, im Jahr 1362 verschied sein Sohn Meinhard. Margarethe überließ ihre Regierungsgeschäfte 1363 mit der Zustimmung des Tiroler Adels an Rudolf IV. von Österreich übergehen. Tirol fiel dem Haus Habsburg zu, die somit ihre Besitzungen im Osten der heutigen Republik Österreich und die Schweizer Ländereien erfolgreich verbunden hatten.[/swpm_protected]