Die Nachkriegszeit in Innsbruck

Auferstanden aus Ruinen

Nach Kriegsende kontrollierten US-Truppen für zwei Monate Tirol. Anschließend übernahm die Siegermacht Frankreich die Verwaltung. Den Tirolern blieb die sowjetische Besatzung, die über Ostösterreich hereinbrach, erspart. Besonders in den ersten drei Nachkriegsjahren war der Hunger der größte Feind der Menschen. Der Mai 1945 brachte nicht nur das Kriegsende, sondern auch Schnee. Der Winter 1946/47 ging als besonders kalt und lang in die Tiroler Klimageschichte ein, der Sommer als besonders heiß und trocken. Es kam zu Ernteausfällen von bis zu 50%. Die Versorgungslage war vor allem in der Stadt in der unmittelbaren Nachkriegszeit katastrophal. Die tägliche Nahrungsmittelbeschaffung wurde zur lebensgefährlichen Sorge im Alltag der Innsbrucker. Neben den eigenen Bürgern mussten auch tausende von Displaced Persons, freigekommenen Zwangsarbeitern und Besatzungssoldaten ernährt werden. Um diese Aufgabe zu bewältigen, war die Tiroler Landesregierung auf die Hilfe von außerhalb angewiesen. Der Vorsitzende der UNRRA (Anm.: United Nations Relief and Rehabilitation Administration), die Kriegsgebiete mit dem Nötigsten versorgte, Fiorello La Guardia zählte Österreich „zu jenen Völkern der Welt, die dem Hungertod am nächsten sind.“ Milch, Brot, Eier, Zucker, Mehl, Fett – von allem war zu wenig da. Die französische Besatzung konnte den Bedarf an benötigten Kilokalorien pro Kopf nicht abdecken, fehlte es doch der eigenen Bevölkerung und den Einsatzkräften oft an der Versorgung. Bis 1946 entnahmen sie der Tiroler Wirtschaft sogar Güter.

Die Lebensmittelversorgung erfolgte schon wenige Wochen nach Kriegsende über Lebensmittelkarten. Erwachsene mussten eine Bestätigung des Arbeitsamtes vorlegen, um an diese Karten zu kommen. Die Rationen unterschieden sich je nach Kategorie der Arbeiter. Schwerstarbeiter, Schwangere und stillende Mütter erhielten Lebensmittel im „Wert“ von 2700 Kalorien. Handwerker mit leichten Berufen, Beamte und Freiberufler erhielten 1850 Kilokalorien, Angestellte 1450 Kalorien. Hausfrauen und andere „Normalverbraucher“ konnten nur 1200 Kalorien beziehen. Zusätzlich gab es Initiativen wie Volksküchen oder Ausspeisungen für Schulkinder, die von ausländischen Hilfsorganisationen übernommen wurden. Aus Amerika kamen Carepakete von der Wohlfahrtsorganisation Cooperative for American Remittances to Europe. Viele Kinder wurden im Sommer zu Pflegehaushalten in die Schweiz verschickt, um wieder zu Kräften zu kommen und ein paar zusätzliche Kilo auf die Rippen zu bekommen.

Für alle reichten all diese Maßnahmen allerdings nicht aus. Vor allem Hausfrauen und andere „Normalverbraucher“ litten unter den geringen Zuteilungen. Viele Innsbrucker machten sich trotz der Gefahr, festgenommen zu werden, auf den Weg in die umliegenden Dörfer, um zu hamstern. Wer Geld hatte, bezahlte teils utopische Preise bei den Bauern. Wer keins hatte, musste um Nahrungsmittel betteln. Frauen, deren Männer gefallen, in Gefangenschaft oder vermisst waren, sahen in Extremfällen keinen anderen Ausweg, als sich zu prostituieren. Diese Frauen, besonders die unglücklichen, die schwanger wurden, mussten über sich und ihren Nachwuchs übelste Beschimpfungen ergehen lassen. Vom legalen Schwangerschaftsabbruch war man in Österreich noch 30 Jahre entfernt.

Die Politik stand dem zu einem großen Teil machtlos gegenüber. Alle Interessen zu befrieden, war schon in normalen Zeiten unmöglich. Viele Entscheidung zwischen dem Parlament in Wien, dem Tiroler Landtag und dem Innsbrucker Rathaus waren für die Menschen nicht nachvollziehbar. Während Kinder auf Obst und Vitamine verzichten mussten, wurde von manchen Bauern legal gewinnbringender Schnaps gebrannt. Amtsgebäude und Gewerbebetriebe bekamen vom Elektrizitätswerk Innsbruck freie Hand, während den Privathaushalten ab Oktober 1945 der Zugang zum Strom an mehreren Tagzeiten eingeschränkt wurde. Selbige Benachteiligung der Haushalte gegenüber der Wirtschaft galt für die Versorgung mit Kohle. Die alten Gräben zwischen Stadt und Land wurden größer und hasserfüllter. Innsbrucker warfen der Umlandbevölkerung vor, bewusst Lebensmittel für den Schwarzmarkt zurückzuhalten. Es kam zu Überfällen, Diebstählen und Holzschlägerungen. Transporte am Bahnhof wurden von bewaffneten Einheiten bewacht. Sich Lebensmittel aus einem Lager anzueignen war illegal und Alltag zu gleich. Kinder und Jugendliche streunten hungrig durch die Stadt und nahmen jede Gelegenheit sich etwas zu Essen oder Brennmaterial zu besorgen wahr. Der erste Tiroler Landeshauptmann Gruber, während des Krieges selbst illegal im Widerstand, hatte zwar Verständnis für die Situation der Menschen, die sich gegen das System auflehnten, konnte aber nichts daran ändern. Auch dem Innsbrucker Bürgermeister Anton Melzer waren die Hände gebunden. Es war nicht nur schwierig, die Bedürfnisse aller Interessensgruppen unter einen Hut zu bringen, immer wieder kam es unter der Beamtenschaft zu Fällen von Korruption und Gefälligkeiten gegenüber Verwandten und Bekannten. Grubers Nachfolger am Landeshauptmannsessel Alfons Weißgatterer musste gleich mehrere kleine Aufstände überstehen, als sich der Volkszorn Luft machte und Steine Richtung Landhaus flogen Die Antwort der Landesregierung erfolgte über die Tiroler Tageszeitung. Das Blatt war 1945 unter der Verwaltung der US-Streitkräfte zur Demokratisierung und Entnazifizierung gegründet worden, ging aber bereits im Folgejahr an die Schlüssel GmbH unter Leitung des ÖVP Politikers Joseph Moser. Dank der hohen Auflage und ihrem fast unmittelbaren Einfluss auf den Inhalt konnte die Tiroler Landesregierung die öffentliche Stimmung lenken:

Sind etwa die zerbrochenen Fensterscheiben, die gestern vom Landhaus auf die Straße klirrten, geeignete Argumente, um unseren Willen zum Wiederaufbau zu beweisen? Sollten wir uns nicht daran erinnern, dass noch niemals in irgendeinem Lande wirtschaftliche Schwierigkeiten durch Demonstrationen und Kundgebungen beseitigt worden sind?

Mindestens gleich schlecht war die Wohnsituation. Geschätzte 30.000 Innsbrucker waren obdachlos, lebten auf engstem Raum bei Verwandten oder in Barackensiedlungen wie dem ehemaligen Arbeitslager in der Reichenau, in der vom Volksmund „Ausländerlager“ genannten Barackensiedlung für Vertriebene aus den ehemals deutschen Gebieten Europas oder der Bocksiedlung. Weniges erinnert noch an den desaströsen Zustand, in dem sich Innsbruck nach den Luftangriffen der letzten Kriegsjahre in den ersten Nachkriegsjahren befand. Zehntausende Bürger halfen mit, Schutt und Trümmer von den Straßen zu schaffen. Die Maria-Theresien-Straße, die Museumstraße, das Bahnhofsviertel, Wilten oder die Pradlerstraße wären wohl um einiges ansehnlicher, hätte man nicht die Löcher im Straßenbild schnell stopfen müssen, um so schnell als möglich Wohnraum für die vielen Obdachlosen und Rückkehrer zu schaffen. Ästhetik aber war ein Luxus, den man sich in dieser Situation nicht leisten konnte. Die ausgezehrte Bevölkerung benötigte neuen Wohnraum, um den gesundheitsschädlichen Lebensbedingungen, in denen Großfamilien teils in Einraumwohnungen einquartiert waren, zu entfliehen.

„Die Notlage gefährdet die Behaglichkeit des Heims. Sie zehrt an den Wurzeln der Lebensfreude. Niemand leidet mehr darunter als die Frau, deren Glück es bildet, einen zufriedenen, trauten Familienkreis, um sich zu sehen. Welche Anspannung der seelischen Kraft erfordern der täglich zermürbende Kampf um ein bisschen Einkauf, die Mühsal des Schlangestehens, die Enttäuschungen der Absagen und Abweisungen und der Blick in den unmutigen Gesichtern der von Entbehrungen gepeinigten Lieben.“

Was in der Tiroler Tageszeitung zu lesen stand, war nur ein Teil der harten Alltagsrealität. Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg, als die Spanische Grippe viele Opfer forderte, kam es auch 1945 zu einem Anstieg gefährlicher Infektionen. Impfstoffe gegen Tuberkulose konnten im ersten Winter nicht geliefert werden. Auch Krankenhausbetten waren Mangelware. Auch wenn sich die Situation nach 1947 entspannte, blieben die Lebensumstände in Tirol prekär. Bis es zu merklichen Verbesserungen kam, dauerte es Jahre. Die Lebensmittelrationierungen wurde am 1. Juli 1953 eingestellt. Im selben Jahr konnte Bürgermeister Greiter verkünden, dass alle während der Luftangriffe zerstörten Gebäude wieder in Stand gesetzt worden waren.

Zu verdanken war dies auch den Besatzern. Die französischen Truppen unter Emile Bethouart verhielten sich sehr milde und kooperativ gegenüber dem ehemaligen Feind und begegneten der Tiroler Kultur und Bevölkerung freundlich und aufgeschlossen. Stand man der Besatzungsmacht anfangs feindlich gesinnt gegenüber - schon wieder war ein Krieg verloren gegangen - wich die Skepsis der Innsbrucker mit der Zeit. Die Soldaten waren vor allem bei den Kindern beliebt wegen der Schokoladen und Süßigkeiten, die sie verteilten. Viele Menschen erhielten innerhalb der französischen Verwaltung Arbeit. Manch ein Tiroler sah dank der Uniformierten der 4. Marokkanischen Gebirgsdivision, die bis September 1945 den Großteil der Soldaten stellten, zum ersten Mal dunkelhäutige Menschen. Die Besatzer stellten, soweit dies in ihren Möglichkeiten lag, auch die Versorgung sicher. Zeitzeugen erinnern sich mit Grauen an die Konservendosen, die sie als Hauptnahrungsmittel erhielten. Um die Logistik zu erleichtern legten die Franzosen bereits 1946 den Grundstein für den neuen Flughafen auf der Ulfiswiese in der Höttinger Au, der den 20 Jahre zuvor eröffneten in der Reichenau nach zwei Jahren Bauzeit ersetzte. Das Franzosendenkmal am Landhausplatz erinnert an die französische Besatzungszeit. Am Emile-Bethouart-Steg, der St. Nikolaus und die Innenstadt über den Inn verbindet, befindet sich eine Gedenktafel, die die Beziehung zwischen Besatzung und Bevölkerung gut zum Ausdruck bringt:

„Als Sieger gekommen.

Als Beschützer geblieben.

Als Freund in die Heimat zurückgekehrt.“

Neben den materiellen Nöten bestimmte das kollektive Kriegstrauma die Gesellschaft. Die Erwachsenen der 1950er Jahre waren Produkte der Erziehung der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus. Männer, die an der Front gekämpft hatten, konnten als Kriegsverlierer nur in bestimmten Kreisen von ihren grauenhaften Erlebnissen sprechen, Frauen hatten meist gar kein Forum zur Verarbeitung ihrer Ängste und Sorgen. Häusliche Gewalt und Alkoholismus waren weit verbreitet. Lehrer, Polizisten, Politiker und Beamte kamen vielfach aus der nationalsozialistischen Anhängerschaft, die nicht einfach mit dem Ende des Krieges verschwand, sondern lediglich öffentlich totgeschwiegen wurde. Am Innsbrucker Volksgerichtshof kam es unter der Regie der Siegermächte zwar zu einer großen Anzahl an Verfahren gegen Nationalsozialisten, die Anzahl an Verurteilungen spiegelte aber nicht das Ausmaß des Geschehens wider. Der größte Teil der Beschuldigten kam frei. Besonders belastete Vertreter des Systems kamen für einige Zeit ins Gefängnis, konnten aber nach Verbüßung der Haft relativ unbehelligt an ihr altes Leben anknüpfen, zumindest im Beruflichen. Nicht nur wollte man einen Schlussstrich unter die letzten Jahrzehnte ziehen, man benötigte die Täter von gestern, um die Gesellschaft von heute am Laufen zu halten.

Das Problem an dieser Strategie des Verdrängens war, dass niemand die Verantwortung für das Geschehene übernahm, auch wenn vor allem zu Beginn die Begeisterung und Unterstützung für den Nationalsozialismus groß war. Es gab kaum eine Familie, die nicht mindestens ein Mitglied mit einer wenig rühmlichen Geschichte zwischen 1933 und 1945 hatte. Scham über das, was seit 1938 und in den Jahren in der Politik Österreichs geschehen war mischte sich zur Angst davor, von den Besatzungsmächten USA, Großbritannien, Frankreich und die UDSSR als Kriegsschuldiger ähnlich wie 1918 behandelt zu werden. Es entstand ein Klima, in dem niemand, weder die daran beteiligte noch die nachfolgende Generation über das Geschehene sprach. Diese Haltung verhinderte lange die Aufarbeitung dessen, was seit 1933 geschehen war. Der Mythos von Österreich als erstem Opfer des Nationalsozialismus, der erst mit der Affäre Waldheim in den 1980er Jahren langsam zu bröckeln begann, war geboren. Polizisten, Lehrer, Richter – sie alle wurden trotz ihrer politischen Gesinnung an ihrem Platz gelassen. Die Gesellschaft brauchte sie, um am Laufen zu bleiben.

Ein Beispiel für den großzügig ausgebreiteten Mantel des Vergessens mit großem Bezug zu Innsbruck ist die Vita des Arztes Burghard Breitner (1884-1956). Breitner wuchs in einem wohlbetuchten bürgerlichen Haushalt auf. Die Villa Breitner am Mattsee war Sitz eines Museums über den vom Vater verehrten deutschnationalen Dichter Josef Viktor Scheffel. Nach der Matura entschied sich Breitner gegen eine Karriere in der Literatur und für ein Medizinstudium. Anschließend beschloss er seinen Militärdienst und begann seine Karriere als Arzt. 1912/13 diente er als Militärarzt im Balkankrieg. 1914 verschlug es ihn an die Ostfront, wo er in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Als Arzt kümmerte er sich im Gefangenenlager aufopferungsvoll um seine Kameraden. Erst 1920 sollte er als Held und „Engel von Sibirien“ aus dem Gefangenenlager wieder nach Österreich zurückkehren. 1932 begann seine Laufbahn an der Universität Innsbruck. 1938 stand Breitner vor dem Problem, dass er auf Grund des jüdischen Hintergrundes seiner Großmutter väterlicherseits den „Großen Ariernachweis“ nicht erbringen konnte. Auf Grund seines guten Verhältnisses zum Rektor der Uni Innsbruck und zu wichtigen Nationalsozialisten konnte er aber schlussendlich an der Universitätsklinik weiterarbeiten. Während des NS-Regimes war Breitner als Vorstand der Klinik Innsbruck für Zwangssterilisierungen und „freiwillige Entmannungen“ verantwortlich, auch wenn er wohl keine der Operationen persönlich durchführte. Nach dem Krieg schaffte es der „Engel von Sibirien“ mit einigen Mühen sich durch das Entnazifizierungsverfahren zu winden. 1951 wurde er als Kandidat des VDU, einem politischen Sammelbecken überzeugter Nationalsozialisten, als Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahl aufgestellt. 1952 wurde Breitner Rektor der Universität Innsbruck. Nach seinem Tod widmete ihm die Stadt Innsbruck ein Ehrengrab am Westfriedhof Innsbruck. In der Reichenau ist ihm in unmittelbarer Nähe des Standortes des ehemaligen Konzentrationslagers eine Straße gewidmet.

Denunziation vor dem Innsbrucker Volksgericht

Erschienen: Tiroler Tageszeitung / 14. Juni 1946​

Vorsitzender: OLGR. Dr. Pfaundler

Beisitzer: Dr. Sternbach.

Staatsanwalt: Dr. Riccabona

Schriftführer: Dr. Gög1.

Vertreter der französischen Justizdirektion; Capt. Hinsberger

Verteidiger: RA.-Anwärter Dr. Kellner.

Angeklagter: Franz Wolf, Bundesbahnsekretär, 46 Jahre alt, in Innsbruck-Wilten wohnhaft.

Tatbestand: Der 46jährige, ehemalige Bundes Bahnsekretär Franz Wolf aus Innsbruck-Wilten ist seit 23. Mai 1938 Mitglied der NSDAP, mit der Nr. 7.295.000 und wurde im August 1938 Blockleiter in der Ortsgruppe Wilten-Ost, 1941 Zellenleiter der NSDAP. und war seit 1942 überdies Mitglied der SA. Auch seine Frau, seine Schwester und sein Schwager sind Parteigenossen, Wolf wohnte im Gasthof „Riesen Haymon" in Wilten und zeigte den Gastwirt Heinrich Pfeifer wiederholt beim Ortsgruppenleiter wegen politischer Sachen an. Er äußerte sich ihm gegenüber: „Diese schwarze Brut muß wegkommen und meldete dem Ortsgrnppenleiter, daß Pfeifer an Hitlers Geburtstag nicht beflaggt und bei Parteisammlungen „ein zynisches und eines Geschäftsmannes vollkommen unwürdiges Verhalten an den Tag gelegt habe, überdies sei der „Riese Haymon“ eine schwarze Hochburg und Tummelplatz der schwarzen Brüder und er bitte nachdrücklich um Abhilfe". Auf die wiederholten Anzeigen des Blockleiters wurde der Gastbetrieb am 1. April 1943 geschlossen und im März 1945 wurde Pfeifer wegen politischer Unzuverlässigkeit die Konzession entzogen. Der Ortsgruppenleiter Machek, der beim „Riesen Haymon“ viel verkehrte und dem Wirt nicht aufsässig war, meinte einmal: „Pfeifer, was haben Sie denn immer mit dem Wolf, er macht immer Anzeigen. Vertragt euch doch.“

Verwantwortung: Gibt einleitend zu, früher bei der Freien Gewerkschaft und dann bei der Vaterländischen Front gewesen zu sein. SA-Mann sei er von 1942 bis 1944 gewesen. Vom Vorsitzenden befragt, warum er die Anzeigen gegen Pfeifer gemacht habe, erklärt Wolf, das sei über Auftrag des damaligen Ortsgruppenleiters Feuerstein geschehen, auf den er sich dann auch noch im Zuge des weiteren Verhörs ausredet. Im Übrigen muß er dann doch zugeben, daß er die verschiedenen Anzeigen gegen Pfeifer erstattet habe. Neu war, daß Wolf den Pfeifer auch deswegen anzeigte, weil am Trauertage für Stalingrad in Pfeifers Gasthaus gesungen worden sei. Daß durch seine Anzeige dem Pfeifer schwerer Schaden entstehen sollte, habe er nicht beabsichtigt.

Zeugenaussagen: Gastwirt Pfeifer bestätigt als Zeuge, daß ihm durch die Anzeigen des Wolf wirtschaftlicher Schaden durch die Schließung und die spätere Konzessionsentziehung entstanden sei. Eine Beflaggung an Hitlers Geburtstag sei deshalb unterblieben, weil die Fensterstöcke in Umbau waren. Die Beflaggung des Hauses sei Sache des Hausmeisters gewesen.

Ein anderer Zeuge schilderte den Angeklagten als den Schecken der ganzen Haymongasse, denn Wolf lief mit allem, was ihm anzeigenswert schien, zur Ortsgruppe.

Vertagung: Ueber Beschluß des Volksgerichtshofes wurde hierauf die Verhandlung zwecks Einvernahme weiterer Zeugen, Einholung neuer Akten und neuerlicher Erhebungen bei der Kriminalpolizei auf unbestimmte Zeit vertagt.

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