Der Deutsche Orden & Maximilian III.

Deutschordenshaus Innsbruck
Der Deutsche Orden & Maximilian III.

Maximilian der Deutschmeister (1558 – 1618) trat seinen Posten als Gubernator von Tirol und Vorderösterreich offiziell 1602 an. Anders als seine Vorgänger war er Verwalter des Landes, und nicht dessen Eigentümer. Das spiegelte sich in seinem Auftreten wider. Er war ein frommer und tiefgläubiger Mensch, der die christliche Nächstenliebe auf eigenartige Weise mit dem politischen Amt des Regenten unter einen Hut bringen musste. Er zog sich regelmäßig für lange Perioden in die Abgeschiedenheit seiner Studierstube ins 1594 gestifteten Kapuzinerkloster zurück, um dort unter bescheidensten Verhältnissen und enthaltsam zu leben. Er veranstaltete keine rauschenden Feste. Der aufgeblähte Hofstaat Ferdinands wurde fast um die Hälfte geschrumpft. Unter ihm zogen in Innsbruck strenge Sitten ein. Erzählungen nach soll Kindern das Spielen auf der Straße verboten worden sein. Als eifriger Vertreter der Gegenreformation war ihm die Durchsetzung des katholischen Glaubens ein besonderes Anliegen. Anders als seine Vorgänger wollte er das durch Sittenstrenge anstatt mit protzigen Bauprojekten erreichen. Er beschränkte sich auf die Vollendung bereits begonnener Gotteshäuser wie der Servitenkirche oder der Jesuitenkirche. Auch der Innsbrucker Stadtteil St. Nikolaus erhielt einen eigenen Pfarrer, der über das Seelenheil der weniger begüterten Untertanen wachte. Maximilian veranstaltete keine prunkvollen Konzerte in Theatern, sondern förderte gemeinsam mit der Witwe seines Vorgängers, Anna Katharina Gonzaga, den kirchlichen Gesang. Weihnachtskrippen und Ostergräber begannen sich als Ausdruck des Volksglaubens zu etablieren. Ob es sein Vorbild als frommer Landesfürst, seine maßvolle und umsichtige Glaubenspolitik oder gegenreformatorische Unterdrückung war, das protestantische Gedankengut starb im Heiligen Land Tirol unter Maximilians Regentschaft einen stillen Tod während es in vielen deutschen Fürstentümern weiterhin brodelte.

Seine Frömmigkeit schloss wissenschaftliches Interesse und daraus abgeleitete praktische Maßnahmen zum Wohl der Stadt aber nicht aus. Das 17. Jahrhundert war die Zeit, in der sich aufgeschlossene Aristokraten an Alchemisten wandten, um die Staatskassen aufzufüllen und sich von Wissenschaftlern wie Johannes Keppler Horoskope legen ließen, während sie gegen das „Ketzertum“ der Protestanten gewaltsam zu Felde zogen. Der Jesuit, Physiker und Astronom Christoph Scheiner, einer der Entdecker der Sonnenflecken neben Galileo Galilei, war drei Jahre lang am Innsbrucker Hof Maximilians und erforschte am Inn die Funktion des menschlichen Auges. Maximilian ließ sich von ihm ein Fernrohr einrichten und stellte gemeinsam mit Scheiner astronomische Forschungen an. Auch Bildungsinstitute profitierten von ihm. Die Jesuiten erweiterten unter seiner Regentschaft ihren Bildungsauftrag durch ein Studium der Theologie und Dialektik, was einen ersten Schritt Richtung Universität darstellte.

Die beginnende Aufklärung war aber keine reine Angelegenheit der landesfürstlichen Studierstube, sondern schlug sich auch im Alltag der Bürger Innsbrucks nieder. Das städtische Feuerlöschwesen und die Hygiene der Ritschen, die als Kanalisation und Wasserquelle innerhalb der Stadtmauern dienten, wurden unter Maximilian nach neuesten Erkenntnissen der Zeit verbessert. Besonders die zweite Maßnahme sollte die Stadt zukünftig vor einer Wiederholung der großen Katastrophe unter Maximilians Ägide bewahren. Während seiner Regierungszeit hatte er mit dem Ausbruch einer Pestepidemie zu kämpfen. Die Dreiheiligenkirche in der Kohlstatt, dem Arbeiterviertel der Frühen Neuzeit beim Zeughaus, entstand unter seiner Patronanz, um neben dem Schutz durch bessere Hygiene auch himmlische Patronanz sicherzustellen.

Im Jahr Maximilians Ablebens 1618 begann in Europa die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. So langweilig seine fromme und friedliche Regierungszeit ohne Protz und Drama heute erscheint, waren die Jahre des Friedens für seine Zeitgenossen wohl ein Segen. Der sittenstrenge Habsburger nahm zwischen den Exzentrikern Ferdinand II. und Leopold V. den undankbaren Mittelstuhl ein und konnte sich kaum ins Gedächtnis der Stadt einprägen. Neben der Dreiheiligenkirche ist seine letzte Ruhestätte seine auffälligste Hinterlassenschaft. Maximiliens Grab im Innsbrucker Dom zählt zu den sehenswertesten Gräbern der Barockzeit.

Es erzählt auch die interessante Geschichte des Deutschen Ordens. Maximilian war nicht nur Gubernator von Tirol und Vorderösterreich, sondern auch Erzherzog von Österreich, Administrator von Preußen und Hochmeister des Deutschen Ordens. Neben ihm begraben liegt auch ein anderer Hochmeister des Deutschen Ordens aus dem Haus Habsburg mit Bezug zu Innsbruck. Erzherzog Eugen war der oberste Befehlshaber der österreichisch-ungarischen Armee an der Italienfront im Ersten Weltkrieg. Der Deutsche Orden zeigt die theologische Denkweise und die Verbundenheit von frommem Glauben und weltlicher Macht der Frühen Neuzeit anschaulich. Ergebene Frömmigkeit und Gottesfurcht traf in der Zeit bis 1500 häufig auf die Ausübung von weltlicher Macht.

Der Orden wurde als Ritterorden um 1120 im Rahmen der Kreuzzüge in Jerusalem gegründet. Kirche und Rittertum vereinten sich, um Pilgern den Besuch der Heiligen Städten, vor allem der Grabeskirche, gefahrlos zu ermöglichen. Nach der Vertreibung aus Palästina engagierten sich die Ritter des Deutschen Ordens auf Seiten christlicher Magyaren in Siebenbürgen im heutigen Rumänien gegen heidnische Stämme. Im 13. Jahrhundert konnte der Orden unter Hermann von Salza im Baltikum im Kampf gegen die heidnischen Prußen viel Land gewinnen und den Deutschordensstaat errichten. Diese Bruderschaft trat als eine Art Staatlichkeit auf, die sich ähnlich den religiösen Fundamentalisten heute, auf Gott berief und dessen Ordnung auch auf Erden herstellen wollte. Es waren die Ideale wie christliche Nächstenliebe und der Schutz der Armen und Hilflosen, die auch den Deutschen Orden in seinem Kern antrieben. Damit passte er ideal zum Herrscherhaus Habsburg. Nach dem Niedergang des Ordens im 15. Jahrhundert in Nordosteuropa behielt der Orden durch geschickte Verbindung zum Adel und zum Militär vor allem im Habsburgerreich noch Besitzungen und Macht.

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