Militärfriedhof Amras / Pradler Friedhof

Amraserstraße / Kaufmannstraße / Wiesengasse

Nordkette Innsbruck

Der Soldatenfriedhof in Amras und der Pradler Friedhof sind zu wenig beachtete Denkmäler der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. 5680 Soldaten und Kriegsopfer vieler Nationen sind hier beigesetzt. Der Friedhof wurde 1917 während des Ersten Weltkriegs, als die Kriegsopfer für den Alten Pradler Militärfriedhof (55) zu zahlreich wurden, angelegt. Die Lage war praktisch, da sich seit 1911 die Conradkaserne mit dem Militärspital fußläufig Richtung Süden befand. Die meisten männlichen Tiroler kennen diese Kaserne von der Musterung, häufig dem ersten Zusammentreffen mit der Staatsgewalt im Leben eines jungen Mannes. Amras war damals noch eine eigenständige Gemeinde und nicht Teil Innsbrucks, Pradl hingegen schon. Der östliche Eingang des Soldatenfriedhofs wird von einem schmiedeeisernen Emblem der K.u.K. Monarchie mit den Wappen Ungarns und Österreichs, den beiden Teilen der Doppelmonarchie geschmückt. Das Motto Indivisibiliter et Inseperabiliter, also unteilbar und untrennbar, war nach Kriegsende nicht mehr zutreffend. Dahinter empfängt der italienische Teil des Friedhofs mit einem großen steinernen Denkmal des italienischen Bildhauers Natale Tommasi den Besucher. Tommasi war als Trentiner während des Krieges noch Untertan der K.u.K. Monarchie gewesen, nach dem Krieg war er zum Italiener geworden. Die Hauptpost in der Maximilianstraße wurde nach seinen Plänen errichtet. Er arbeitete als Restaurator und Architekt in mehreren Teilen des Habsburgerreichs wie Triest und Pula, bevor er 1898 nach Innsbruck zog. Für seine Arbeit wurde er sowohl vom Papst geehrt wie auch mit dem österreichischen Franz-Joseph-Orden ausgezeichnet. Tommasis Biografie ist eine von vielen, die in den politischen Wirren des Ersten Weltkriegs und des Zusammenbruchs der multinationalen K.u.K. Monarchie eine Zäsur erlitten. In diesem Sinn kann man auch diesen Teil des Amraser Soldatenfriedhof lesen. Innsbruck war nach dem Ersten Weltkrieg von Truppen des siegreichen Königreichs Italien besetzt. In den Gräbern wurden Soldaten beigesetzt, die in Lazaretten in Innsbruck verstarben. Auf Italienisch, Deutsch und Latein wird am von Tommasi gestalteten Denkmal der 618 Italiener, 178 Österreicher und 2 Franzosen die Opfer der Kampfhandlungen zwischen 1914 und 1918 sowie der 20 italienischen Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht, die auf diesem Teil des Friedhofs liegen. „Nie wird das Andenken an eure Verdienste und der Dank dafür vergehen“. Die Krone und der savoyische Knoten am Denkmal sind ein Symbol der Herrschaft des italienischen Königshauses. Über Jahrhunderte waren es die Habsburger, die in weiten Teilen Italiens ihre Spuren hinterlassen hatten, nun hatte sich der Spieß umgedreht.

An den italienischen schließt westlich der Tiroler Teil des Friedhofs an. Neben Gefallenen des ersten Weltkriegs befinden sich hier auch Ehrengräber aus den Napoleonischen Kriegen 1796-97 und 1799. Es ist interessant zu sehen, aus wie vielen Nationen Männer damals im Abwehrkrieg gegen Napoleon für die Österreichische Monarchie kämpften. Auch unbekannte Soldaten fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Als 1983 in Stams, einem Ort 40 km westlich von Innsbruck, der Kriegerfriedhof der neugebauten Autobahn weichen musste, wurden die Gräber nach Innsbruck verlegt. 1984, 175 Jahre nach der Tiroler Erhebung von 1809 wurde neben diesen Gräbern auch ein neuer Altar eingeweiht. Die meisten der schmiedeeisernen Kreuze waren damals zwar wohl Massenware, wirken aber heute wie kleine Kunstwerke.

Im hinteren Teil findet sich mit der Männerpieta des Bildhauers Eduard Föderl ein kontroverses Kunstwerk. Föderl kann, betrachtet man mehrere seiner Werke, getrost als Spezialist für Kriegerdenkmäler bezeichnet werden. Während der Zeit des Austrofaschismus wurde diese Steinkomposition zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ersonnen. Es hätte ein Geschenk der Stadt Wien an die Stadt Ungarn werden sollen, die Übergabe scheiterte aber am Anschluss Österreichs an Deutschland. Die Optik erinnert bereits sehr stark an die Ästhetik des Nationalsozialismus. Sowohl Österreich wie auch Ungarn orientierten sich damals am faschistischen Italien. 1953 kam das Denkmal nach Innsbruck. Um das Jahr 2000, der Zahn der Zeit hatte kräftig genagt, wurde die Männerpieta in den Bauhof verfrachtet. Nach einer Restaurierung wurde die Statue wieder am Soldatenfriedhof aufgestellt.

Im westlichsten Teil der Anlage befinden sich der muslimische und sowjetische Soldatenfriedhof. Die Gräber der bosnisch-herzegowinischen Soldaten, die für die K.u.K. Monarchie im Ersten Weltkrieg kämpften, werden von kleinen, nach Osten hin orientierten Steinkegeln mit einem Fez verziert. Der russische Teil des Friedhofs wurde 1949 angelegt. Er erinnert an die sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Arbeitslager KZ Reichenau ihr Leben verloren. Im Zentrum befindet sich ein mit einem Stern verzierter Obelisk. Die Pflege sowjetischer Kriegsdenkmäler wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Pflicht der Republik Österreich als Teil der Unabhängigkeit Österreichs als Bedingung der Sowjetunion festgelegt und gilt bis heute.

Nördlich des Soldatenfriedhofs liegen der ebenfalls sehenswerte Pradler Friedhof, der größte der Stadt, und das Krematorium. Geplant wurde die Anlage 1912 von Eduard Klingler. Einsegnungshalle und Aufbahrungshalle thronen wie ein kleines Schloss vor der Kaufmannstraße. Das Gebäude wirkt wie aus einem Roman Charles Dickens des viktorianischen England nach Innsbruck teleportiert. Der Eingangsbereich wurde ganz im Stil der Zeit mit klassizistischen Säulen gestaltet. Im Inneren findet man eine Darstellung des vom Kreuz genommenen Jesu im Stil der Zeit. Die friedliche Art und Weise des Wandgemäldes unterscheidet sich sehr von den gängigen barocken Darstellungen, in denen das Leiden zum Ausdruck gebracht wird. Direkt gegenüber an der Südseite in die Friedhofsmauer integriert erinnert die Kryptakapelle an die gefallenen Soldaten bis 1917, die hier ihre letzte Ruhe fanden. Entworfen wurde sie von Theodor Prachensky. Das Innere der Kapelle ist ein kleines Kunstwerk. Das dunkelblaue Mosaik mit Gold trägt den Schriftzug: Gewidmet dem Andenken an die in diesem Friedhof beerdigten Opfer des Weltkriegs. An den Wänden finden sich Namenslisten, getrennt nach den Jahren ihres Dahinscheidens. Die Namen serbischen, rumänischen und montenegrinischen Gefallenen, also den Soldaten, die nicht Teil der k.u.k. Armee waren, wurden gesondert auf eigenen Tafeln vermerkt. Die Tafel auf der Außenmauer nach Süden hin zur Wiesengasse wird von einem Eichelkranz, einem Symbol des Großdeutschtums, geschmückt. Der Text darauf lautet:

Vergesset nie, dass die Freiheit eurer Heimat nicht ein Geschenk des Himmels allein ist, sondern immer wieder mit schweren Blutopfern eurer Väter, Großväter und Ahnen gegen frevelhaften Zugriff fremder Machthaber verteidigt werden musste.“

Das Krematorium wurde erst in den Nullerjahren dieses Jahrtausends in Innsbruck eröffnet. Als die Aufklärung wie eine zweite Renaissance im 18. und 19. Jahrhundert die Eliten Europas erfasste, begann der Wunsch laut zu werden, sich nach antikem Vorbild nach dem Tod kremieren zu lassen. Es wurde nicht nur als vernünftig, platzsparend und hygienisch angesehen, sondern hatte auch einen Touch von Moderne an sich. Der Kirche war diese unchristliche, heidnische, fast schon pagane Art der Bestattung aber noch sehr lange nicht genehm. In Innsbruck sollte es noch einige Jahrhunderte dauern bis es möglich war, seine sterblichen Überreste den Flammen zu übergeben.

Theodor Prachensky: Beamter zwischen Kaiser und Republik

In den späten 1920er Jahren entstanden in Innsbruck wegweisende Bauprojekte. Franz Baumann entwarf, angelehnt an die internationale Weiße Moderne, die Stationen der Nordkettenbahn im Stil der Tiroler Moderne. Fritz Konzerts Städtisches Hallenbad sollte die Ideale der Lebensreformbewegung architektonisch manifestieren. Beiden Architekten wurde in Innsbruck eine Straße gewidmet. Keiner der beiden aber sollte Innsbruck so nachhaltig verändern wie Theodor Prachensky (1888 – 1970). Er war als Mitarbeiter des Bauamtes Innsbruck zwischen 1913 und 1953 vor allem für Wohnbau- und Infrastrukturprojekte der Zwischenkriegszeit verantwortlich. Die von ihm umgesetzten Projekte sind nicht so spektakulär wie die Bergstationen seines Schwagers Franz Baumann. Sieht man sich aber die Zeichnungen im Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck an, erkennt man, dass auch Prachensky mehr Künstler als Techniker war, wie auch seine Malereien beweisen. Viele seiner spektakulären Entwürfe wie das Sozialdemokratische Volkshaus in der Salurnerstraße, sein Kaiserschützendenkmal oder die Friedens- und Heldenkirche wurden nicht umgesetzt. Innsbruck beherbergt mit den großen Wohnanlagen der 1920er und 30er Jahre, der Krieger-Gedächtniskapelle am Pradler Friedhof und dem alten Arbeitsamt (heute Außenstelle Universität Innsbruck hinter dem aktuellen AMS-Gebäude) viele Gebäude Prachenskys, die die Zeitgeschichte der Zwischenkriegszeit und die wechselhaften politischen und staatlichen Einflüsse, unter denen er selbst als Person stand, dokumentieren. Seine Biografie liest sich wie ein Abriss der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Prachensky war als Architekt und Beamter unter fünf unterschiedlichen Staatsmodellen tätig. Der K.u.K. Monarchie folgte die Erste Republik, die vom autoritären Ständestaat abgelöst wurde. 1938 kam es zum Anschluss an Nazideutschland. 1945 wurde mit Kriegsende die Zweite Republik ausgerufen. Großen Einfluss auf sein Wirken als Architekt und Stadtplaner gemäß der internationalen sozialdemokratisch orientierten Architektur hatte wohl sein Vater Josef Prachensky. Neben der politischen Gesinnung des Vaters hatten auch die verschwundene Habsburgermonarchie und die Eindrücke des Militärdienstes im Ersten Weltkrieg (107) Einfluss auf Prachensky. Obwohl er laut Eigenaussage Kriegsgegner war, meldete er sich 1915 als Einjährig-Freiwilliger bei den Tiroler Kaiserjägern zum Kriegsdienst. Vielleicht waren es die Erwartungen, die während des Krieges an ihn als Beamten herangetragen wurden, vielleicht die allgemeine Begeisterung, die ihn zu diesem Schritt bewogen, die Aussagen und die Tat sind widersprüchlich. Die Kriegergedächtnis-Kapelle (1916) am Pradler Friedhof und das gemeinsam mit Clemens Holzmeister entworfene Kaiserschützenkapelle am Tummelplatz sowie seine nicht umgesetzten Entwürfe für ein Kaiserjäger Denkmal und die Friedens- und Heldenkirche Innsbruck, sind wohl Produkte der Lebenserfahrung des jungen Mannes. 1908 hatte Prachensky die baugewerbliche Abteilung der Gewerbeschule Innsbruck abgeschlossen. Von 1909 arbeitete er teilweise gemeinsam mit Franz Baumann, dessen Schwester Maria er 1913 heiraten sollte, beim renommierten Architekturbüro Musch & Lun in Meran, damals ebenfalls noch Teil der K.u.K. Monarchie. Privat war 1913 für ihn wegweisend: Theodor und Maria heirateten, starteten das private Bauprojekt des Eigenheims Haus Prachensky am Berg Isel Weg 20 und Theodor trat seinen Dienst beim Stadtmagistrat Innsbruck unter Oberbaurat Jakob Albert an. Anstatt sich nach dem Krieg in der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Privatwirtschaft durchschlagen zu müssen, stand Prachensky im öffentlichen Dienst. Die wichtigen, vom sozialdemokratischen Gedanken beeinflussten Projekte konnten erst nach den ersten und schwierigsten, von der Inflation und der Versorgungsknappheit charakterisierten Nachkriegsjahren begonnen werden. Den Anfang machte der Schlachthausblock im Saggen zwischen 1922 und 1925. Es folgten mehrere Infrastrukturprojekte wie der Mandelsbergerblock, der Pembaurblock und der Kindergarten und die Hauptschule in der Pembaurstraße, die vor allem für die sozial Schwächeren und die vom Krieg und der Nachkriegszeit betroffenen Arbeiterschicht gedacht waren. Auch das 1931 entworfene Arbeitsamt hinter dem aktuellen AMS-Gebäude in Wilten war eine wichtige Neuerung im Sozialwesen. Seit der Republikgründung 1918 half das Arbeitsamt bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden und Arbeitgebern und der Eindämmung der Arbeitslosigkeit. In den Jahren der erneuten Wirtschaftskrise in den 1930ern nahm seine Bedeutung nochmal zu. Eine weitere Zäsur in Prachenskys Werdegang stellten die nächsten Wechsel der Regierungsform Österreichs dar. Trotz dem Rechtsruck unter Dollfuß samt Verbot der Sozialdemokratischen Partei 1933 und dem Anschluss von 1938 konnte er als leitender Beamter im öffentlichen Dienst bleiben. Sein Schwager Franz Baumann mit dem er mehrere Bauprojekte umsetzte, war politisch der Rechten nahe, wie sein Beitritt zur NSDAP bereits im Mai 1938 zeigt. Prachensky setzte gemeinsam mit Jakob Albert ab 1939 Südtiroler Siedlungen unter den Nationalsozialisten um. Er selbst war, anders als mehrere Mitglieder seiner Familie niemals Mitglied oder Unterstützer der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er acht weitere Jahre als Oberbaurat der Stadt Innsbruck tätig. Neben seiner Tätigkeit als Bauplaner und Architekt war Prachensky begeisterter Maler. Er starb mit 82 Jahren in Innsbruck. Seine Söhne, Enkel und Urenkel führten sein kreatives Erbe als Architekten, Designer, Fotografen und Maler in verschiedenen Disziplinen fort. 2017 wurden Teile des generationenübergreifenden Werks der Künstlerfamilie Prachensky in der ehemaligen Bierbrauerei Adambräu mit einer Ausstellung gezeigt.

Eduard Klingler: Der Baumeister der Erweiterung

Bezeichnet man Wilhelm Greil als Bürgermeister der Erweiterung, kann der gebürtige Wiener Eduard Klingler (1861 – 1916) wohl als der Architekt der Erweiterung Innsbrucks rund um die Jahrhundertwende bezeichnet werden. 1883 begann er für das Land Tirol zu arbeiten. 1889 trat er zum städtischen Bauamt über, dessen Leiter er unter Bürgermeister Wilhelm Greil (105) 1902 wurde. In dieser Zeit begann die Stadt in alle Richtungen zu wachsen. Nicht nur quantitativ, auch qualitativ musste Innsbruck sich unter den neuen politischen Vorzeichen verändern. Die ersten freien Wahlen des Reichsrates für alle männlichen Bürger im Jahr 1907 veränderten auch die sozialen Spielregeln. Arbeiter mit politischem Stimmrecht mussten anders gepflegt werden als Untertanen ohne dieses Recht. Johann von Sieberer ließ mit dem Waisenhaus und dem Altenheim zwei große Projekte im Saggen umsetzen. Umliegenden Dörfer wie Pradl und Wilten wurden eingemeindet. Klingler prägte das Stadtbild Innsbrucks wesentlich mit. Vor allem die jüngeren Stadtteile wie Wilten, Pradl und der Saggen entstanden unter seiner Obhut. Die bis dato eigenständigen Dörfer Wilten und Pradl, die 1904 eingemeindet und Teil der Stadt wurden, trugen zum Wachstum bei. Von 1880 bis 1900 wuchs Innsbrucks Bevölkerung „nur“ von 20.000 auf 26.000 Einwohner an, Wilten verdreifachte sich von 4000 auf 12.000. Neben dem quantitativen Wachstum durch die Stadterweiterung wuchs Innsbruck, auch qualitativ, was die Lebensqualität der Menschen anbelangt. Die Stadt trieb die Bautätigkeit innerhalb der Stadtteile emsig voran. Die Anforderungen an die Infrastruktur stiegen. Gas, Wasser, Elektrizität begannen sich als Standard zu etablieren. Die Wohnhäuser, die in den Arbeitervierteln gebaut wurden, waren ein Spiegel einer neuen Gesellschaft. Anders als im ländlichen Bereich Tirols, wo Bauernfamilien samt den Bediensteten in Bauernhäusern im Verbund einer Sippschaft lebten, kam das Leben in der Stadt dem Familienleben, das wir heute kennen, nahe. Damit einher gingen neue individuelle Freiheiten und Zerstreuungsmöglichkeiten in der Freizeit. Schulen und Kindergärten mussten für die neuen Bewohner gebaut werden. Die Anforderungen an die Medizin und damit die Klinik wuchsen.

Ganz im Geist der Zeit plante Klingler in den Stilen des Historismus und des Klassizismus sowie des Heimatstils. In Innsbruck gehen unter anderem die Handelsakademie, der Friedhof Pradl, die Dermatologische Klinik im Klinikareal, der Städtische Kindergarten in der Michael-Gaismair-Straße, die Trainkaserne (heute ein Wohnhaus im Saggen) und das Tiroler Landeskonservatorium auf Klinglers Konto. Ein sehenswertes Gebäude im Heimatstil ist das Ulrichhaus am Berg Isel, das heute den Alt-Kaiserjäger-Club beheimatet. Als Leiter des Bauamts hatte er aber auf alle größeren Projekte dieser Zeit seinen Einfluss. Während die von Klingler direkt verantworteten Gebäude moderat und funktional sind, gestalteten sich die bürgerlichen Gebäude wie das Winklerhaus (70) oder die Villen im Saggen durchaus prunkvoll. Auch einige Miethäuser wurden im Stil des Klassizismus angelegt. Die Wiederbelebung der Antike stand in der Architektur hoch im Kurs. Vor allem bis 1900 waren klare Formen, Masken, Statuen und Säulen stilprägende Elemente bei der Anlage neuer Gebäude. Die Aufklärung, die sich an der Vernunft antiker Denker orientierte bekam auch in den Gesichtern der Städte ihren fixen Platz. In einem teils wilden Mix wurden die Vorstellungen, die Architekten vom klassischen Griechenland und dem alten Rom hatten, verwirklicht. Straßenzüge wie die Sonnenburgstraße, die Stafflerstraße, die Kaiser-Josef-Straße oder die Claudiastraße zeigen den Stil der Zeit. Die Änderungen der Nachkriegszeit hin zu einer zweckorientierten Architektur, zum Beispiel das Städtische Hallenbad oder den Pembaurblock erlebte Klingler nicht mehr

Die Zeit des Austrofaschismus

Die Zeit zwischen dem Jahr 1933 und dem Anschluss an Nazideutschland 1938 ist eines der widersprüchlichsten und am schwersten einzuordnenden Kapitel österreichischer Geschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sich in Österreich, vereinfacht erklärt, zwei Blöcke politisch etabliert, die das Land mehr und mehr spalteten. Christlich-soziale und sozialdemokratische Gegensätze prägten nicht nur die politische Landschaft, auch im sozialen wurden die Mitglieder der jeweiligen Fraktion in ihrer Weltsicht geprägt. Die Frontlinie verlief zwischen Stadt und Land, zwischen progressiv und konservativ. Die Wahlen von 1927 zeigten, dass die Sozialdemokratie ein Potential von 25% hatte, die Wähler sich aber mehr oder minder einzig und allein auf Innsbruck konzentrierten. In den Dörfern war der Wähleranteil der Christlichsozialen teilweise bei 100%. Durch die kleinbäuerliche Struktur, die sich während der Monarchie in Tirol gebildet hatte, der Landverteilung und dem Fehlen nennenswerter Industrie besaßen die Dörfer rund um Innsbruck mehr politisches Gewicht. Die kommunistische Revolution in Russland mit dem darauffolgenden blutigen Bürgerkrieg war das Schreckgespenst, das auch in Tirol umging. Jede Klientel bewegte sich im eigenen Mikrokosmos was Umfeld, Meinungsbildung und Medien anbelangte. Lebensreformer wie Josef Prachensky (108), Liberale und Sozialisten vertraten eine städtische Gegenbewegung zum konservativ christlich geprägten Großteil der Bevölkerung. Sitten, Moral, Ernährung, Freizeitgestaltung, Erziehung, Glaube, Rechtsverständnis – kurzum jeder Lebensbereich war betroffen. Dazu kam die wirtschaftliche Not, die ein Großteil der Bevölkerung zu erleiden hatte. Trotz der Bemühungen um 1900 modernen Wohnraum zu schaffen, hausten noch immer viele Innsbrucker in Bruchbuden. Badezimmer oder ein Schlafraum pro Person war die Ausnahme. Die Stadt selbst war ein größeres Dorf. In Innsbruck zeugen unterschiedlichste Projekte der Zeit wie der Pembaurblock (58), das Städtische Hallenbad (61) oder das Weyrerareal (47) die Entwicklung der 1920er Jahre. Im Chaos der Nachkriegszeit hatten sich auf beiden Seiten nichtstaatliche Wehrverbände gebildet, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, war die reguläre Exekutive doch heillos mit der Situation überfordert. Aus diesen Wehrverbänden bildeten sich bewaffnete Arme der einzelnen politischen Parteien. Der Republikanische Schutzbund auf Seiten der Sozialdemokraten und die christlich-sozial orientierten Heimwehren, der Einfachheit halber sollen die unterschiedlichen Gruppen unter diesem Sammelbegriff zusammengefasst werden, feindselig gegenüber. Die Heimwehren wurden von den rechtsgerichteten Regimen Italiens und Ungarns mit Waffenlieferungen und Geld unterstützt. Das rote Wien war wie die Industriezentren Österreichs sozialdemokratisch geprägt, ländliche Gegenden wie Tirol zu großen Teilen christlich-sozial. Viele Politiker, darunter sowohl Sozialdemokraten wie Otto Bauer, Theodor Körner und Julius Deutsch aber auch Christlichsoziale wie Engelbert Dollfuß, Kurt Schuschnigg oder Julius Raab hatten im Krieg an der Front gekämpft und waren dementsprechend militarisiert. Ein großer Teil der Bevölkerung war es ebenfalls. Auch die schlechte wirtschaftliche Lage trug in der Zwischenkriegszeit zur Radikalisierung bei. Der größte Gewaltausbruch im heutigen Innsbrucker Stadtgebiet war die Höttinger Saalschlacht von 1932 gewesen, in deren Folge der Führer der Tiroler Heimwehr und auch auf Bundesebene bedeutende Politiker Richard Steidle (1881 – 1940) verletzt wurde.

Die Heimwehren hatten sich 1930 mit dem Korneuburger Eid mehr oder minder offiziell einem diktatorischen und autoritären Kurs abseits der Demokratie zugewandt. Mit dem Heimatblock hatten sie auch eine politische Partei im Parlament. Federführend an dieser Radikalisierung der vereinten Heimwehren war Richard Steidle, der als Bundesführer des Dachverbandes des Österreichischen Heimatschutzes auftrat. Nachdem es 1933 zu einer Parlamentskrise gekommen war, hatte der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892 – 1934) unter Berufung auf das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz aus dem Jahr 1917 die Demokratie nach und nach ausgehebelt. Auch die freie Presse fiel den Maßnahmen zur Machtübernahme zum Opfer. In Tirol wurde 1933 zum Beispiel die Tiroler Wochenzeitung neu gegründet um als Parteiorgan zu fungieren. Das Ziel Dollfuß´ war die Errichtung des sogenannten österreichischen Ständestaats, einem Einparteienstaat ohne Opposition unter Beschneidung elementarer Rechte wie Presse- oder Versammlungsfreiheit. Dollfuß stammte aus der kleinen ländlichen Gemeinde Texingtal in der niederösterreichischen Provinz. Er hatte im Ersten Weltkrieg (107) an der Front in Südtirol gedient und anschließend über den Cartellverband der katholischen Studentenverbindungen politische Karriere in der Christdemokratischen Partei gemacht. Er war Agrarexperte und ein mitreißender, charismatischer Redner. Von Konkurrenten wurde er ob seiner Größe als Mini-Metternich verspottet. 1932 war er zum Kanzler gewählt worden. Der Ständestaat stützte sich auf die katholische Kirche und ein schwer zu durchschauendes und vages System von berufsständischen Vereinigungen, die den Kanzler in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen beraten sollten. Das Endziel war ein autoritäres, katholisches Staatsgebilde ähnlich dem monarchischen Feudalstaat. Der gesamte Staatsapparat und die Staatsbürger sollten analog zum Faschismus Mussolinis in Italien unter der Vaterländischen Front geeint werden. Antisozialistisch, autoritär, konservativ im Gesellschaftsbild, antidemokratisch, antisemitisch, militärisch. Diese Grundpfeiler hätten im totalitären Ständestaat unter christlich-sozialer Führung Bürger bereits vom Jugendalter über die Mitgliedschaft in verschiedensten Vereinigungen gleichschalten sollen. Die Umsetzung der Pläne konnte aber wegen der notorischen Geld- und Mittelknappheit der Regierung nach der Wirtschaftskrise nur bedingt stattfinden. Diese Mittelknappheit verhinderte auch in Innsbruck den Umbau der Stadtregierung und das Durchregieren von oben nach unten. Bürgermeister Innsbrucks blieb Franz Fischer, der als zweiter Landesführerstellvertreter der Tiroler Heimatwehr einen ähnlichen politischen Hintergrund hatte wie Richard Steidle. Sozialdemokratie und NSDAP wurden gleichermaßen verboten, wenn auch gegen die Sozialdemokraten und den Republikanischen Schutzbund wesentlich härter vorgegangen wurde als gegen die Nationalsozialisten, mit denen man immer wieder eine Verständigung suchte. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, wuchs die Anzahl der illegalen Nationalsozialisten weiter an. Einer dieser „Illegalen“ war der spätere Gauleiter Hofer (111), der wie viele seiner Kameraden über die Grenze nach Deutschland flüchtete. In Innsbruck kam es immer wieder zu kleineren Zusammenstößen zwischen den verfeindeten Gruppen der Sozialdemokraten, Nationalsozialisten und der Heimwehren. Schlimmer war es allerdings im Osten Österreichs. Immer wieder erschütterten nationalsozialistischer Terror und Bombenanschläge die Republik. 1934 entluden sich die Spannungen zwischen Vaterländischer Front, Exekutive, Militär und dem Republikanischen Schutzbund in einem kurzen Bürgerkrieg. Im Februar 1934 kam es in vielen Städten, vor allem in den Industriezentren wie Linz und Steyr und den Arbeitervierteln in Wien zu einem kurzen Bürgerkrieg, der mit der endgültigen Zerschlagung der Sozialdemokratie endete. Innsbruck blieb von diesen Vorgängen mehr oder minder unberührt, die konservativen Kräfte und die Heimwehr hatten hier zum größten Teil eine erdrückende Mehrheit. Dollfuß war in Tirol überaus populär, wie Aufnahmen des vollen Platzes vor der Hofburg während einer seiner Ansprachen aus dem Jahr 1933 zeigen. Er traf mit seinem konservativen Weltbild den Geschmack der Zeit. 1931 hatten sich einige Tiroler Bürgermeister zusammengeschlossen, um das Einreiseverbot für die Habsburger (107) aufheben zu lassen. Das unausgesprochene Fernziel war die Wiedereinsetzung der Monarchie. Dollfuß´ katholisch motivierte Politik war das, was der Habsburgermonarchie am nächsten kam und auch von der Kirche unterstützt wurde. So war zum Beispiel die Geschlechtertrennung an Schulen und die Umgestaltung der Lehrpläne für Mädchen bei gleichzeitiger vormilitärischer Ertüchtigung der Buben im Sinn vieler Menschen, vor allem in den konservativen Dörfern Tirols.

Am 25. Juli 1934 kam es in Wien zu einem Putschversuch der verbotenen Nationalsozialisten, bei dem Dollfuß ums Leben kam. Der Juliputsch kostete insgesamt 105 Menschen das Leben. In Innsbruck wurde daraufhin auf „Verfügung des Regierungskommissärs der Landeshauptstadt Tirols“ der Platz vor dem Tiroler Landestheater als Dollfußplatz geführt. Hier hatte sich Dollfuß bei einer Kundgebung zwei Wochen vor seinem Tod noch mit dem Heimwehrführer Richard Steidle getroffen. Bis nach Tirol waren Wellen nach diesem politischen Beben zu spüren, wenn auch, dank mangelhafter Organisation, nur schwach und ohne nennenswertes Resultat und offiziell nur einem Opfer. Der SS-Mann Fritz Wurnig erschoss den Leiter der städtischen Sicherheit Franz Hickl. Wurnig wurde standrechtlich zum Tode verurteilt und starb am Galgen. Dollfuß´ Nachfolger Kurt Schuschnigg (1897 – 1977) war gebürtiger Tiroler und Mitglied der Innsbrucker Studentenverbindung Austria. Er betrieb lange Zeit eine Rechtsanwaltskanzlei in Innsbruck. 1930 gründete er eine paramilitärische Einheit mit namens Ostmärkische Sturmscharen, die das Gegengewicht der Christlich-Sozialen zu den radikalen Heimwehrgruppen bildeten. Nach dem Februaraufstand 1934 war er als Justizminister im Kabinett Dollfuß mitverantwortlich für die Hinrichtung mehrerer gefangener Sozialdemokraten. Sein politisches Ziel als Kanzler war es, Österreich als besseren, katholischen deutschen Staat zu platzieren. Mit den Nationalsozialisten teilte er zwar den Antisemitismus, ansonsten stand er, wie schon Dollfuß, Hitler ablehnend gegenüber. Die Kulturnation Österreich war dem barbarischen Regime der Nationalsozialisten, die die katholische Kirche ablehnten, in seinen Augen weit überlegen. Auch er regierte autoritär und stützte sich auf die katholische Kirche. Schuschniggs Problem war die weiterhin schlechte Wirtschaftslage. Die Einschränkung der sozialen Fürsorge, die zu Beginn der Ersten Republik eingeführt worden war, sorgte für Ernüchterung. Langzeitarbeitslose, die Arbeitslosenquote lag 1933 bei 25%, wurden vom Bezug von Sozialleistungen als „Ausgesteuerte“ ausgeschlossen. Auch für die chronisch überschuldeten Kleinbauern wurde es immer härter den Alltag zu bewältigen. In Innsbruck entstanden zu dieser Zeit die Baracken der Bocksiedlung, in denen sich die Abgehängten abseits der Gesellschaft sammelten. Während die Regierungen Dollfuß und Schuschnigg an der Verbesserung des Alltags der Menschen scheiterten, erstarkte die eigentlich illegale NSDAP mit Unterstützung aus Deutschland. Zwischen 1936 wurde der politische Druck sowohl aus dem Inland wie auch aus Deutschland immer größer. Schuschnigg leitete im März 1938 die Verhandlungen mit Hitler zum Anschluss Österreichs. Seinen Lebensabend verbrachte er nach Aufenthalten während der Nazizeit in diversen Konzentrationslagern in Mutters.

Eine Aufarbeitung dessen, was von vielen Historikern als Austrofaschismus bezeichnet wird, ist in Österreich bisher kaum passiert. So sind zum Beispiel in der Kirche St. Jakob im Defereggen in Osttirol oder in der Pfarrkirche Fritzens noch Bilder mit Dollfuß als Beschützer der katholischen Kirche mehr oder minder unkommentiert zu sehen. Auch die Beteiligung der Tiroler Schützen an den Heimwehren und in weiterer Folge am Nationalsozialismus ist noch nicht adäquat aufgearbeitet. In vielen Belangen reicht das Erbe der gespaltenen Situation der Zwischenkriegszeit in die Gegenwart. Bis heute gibt es rote und schwarze Autofahrerclubs, Sportverbände, Rettungsgesellschaften und Alpinverbände, deren Wurzeln in diese Zeit zurückreichen. In Innsbruck ist bis heute die Franz-Fischer-Straße nach dem damaligen Bürgermeister benannt.

Der Erste Weltkrieg und die Zeit danach

Auch in Innsbruck war die Begeisterung für den Krieg 1914 groß gewesen. Vom Nationalismus der Zeit angetrieben, begrüßten Bauernsöhne und Studenten den Krieg zum allergrößten Teil einhellig. Klerus und Presse stimmten in den allgemeinen Jubel mit ein und heizten die Sache weiter an. Besonders „verdient“ machten sich dabei auch Theologen wie Joseph Seeber (1856 – 1919) und Anton Müllner alias Bruder Willram (1870 – 1919) die mit ihren konservativen und xenophoben Predigten und Schriften den Krieg zu einem Kreuzzug erhoben. Die Lektüre des Gedichtbandes „Das blutige Jahr“ Müllners macht es unverständlich, warum in Innsbruck immer noch eine Straße nach ihm benannt ist. Der Krieg wurde am 28. Juli in allen Sprachen des Vielvölkerreichs Österreich-Ungarns auch in Innsbruck proklamiert. Viele Innsbrucker meldeten sich freiwillig für den Feldzug gegen Serbien, von dem man dachte, er wäre eine Angelegenheit weniger Wochen oder Monate. Von außerhalb der Stadt kam eine so große Anzahl an Freiwilligen zu den Stellungskommissionen, dass Innsbruck beinahe aus allen Nähten platzte. Wie anders es kommen sollte, konnte keiner ahnen. Schon nach den ersten Schlachten im fernen Galizien war klar, dass es keine Sache von Monaten werden würde. Auch der Glanz des Heldenhaften am Schlachtfeld blätterte schnell ab. Mit dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg 1915 ging die Front quer durch das damalige Tirol. Vom Ortler im Westen über den nördlichen Gardasee bis zu den Sextener Dolomiten fanden die Gefechte des sogenannten Gebirgskriegs statt. Die Kriegsführung hatte wenig mit soldatischer Ehre und den Vorstellungen, die man bei Kriegseintritt hatte, zu tun. Die Überreste der Befestigungen entlang der Frontlinie, die sich vom Isonzo quer über den Alpenbogen spannte, geben schauerlichen Einblick in den Kriegsalltag. Neben dem Artilleriefeuer waren es Kälte, Krankheit, Hunger und Lawinen, die viele Todesopfer forderten. Innsbruck war direkt nicht von den Kampfhandlungen betroffen. Zumindest hören konnte man das Kriegsgeschehen aber bis in die Landeshauptstadt, wie in der Zeitung vom 7. Juli 1915 zu lesen war:

„Bald nach Beginn der Feindseligkeiten der Italiener konnte man in der Gegend der Serlesspitze deutlich Kanonendonner wahrnehmen, der von einem der Kampfplätze im Süden Tirols kam, wahrscheinlich von der Vielgereuter Hochebene. In den letzten Tagen ist nun in Innsbruck selbst und im Nordosten der Stadt unzweifelhaft der Schall von Geschützdonner festgestellt worden, einzelne starke Schläge, die dumpf, nicht rollend und tönend über den Brenner herüberklangen. Eine Täuschung ist ausgeschlossen. In Innsbruck selbst ist der Donner der Kanonen schwerer festzustellen, weil hier der Lärm zu groß ist, es wurde aber doch einmal abends ungefähr um 9 Uhr, als einigermaßen Ruhe herrschte, dieser unzweifelhafte von unseren Mörsern herrührender Donner gehört.“

Bis zur Verlegung regulärer Truppen von der Ostfront hing die Landesverteidigung an den Standschützen, einer Truppe, die aus Männern unter 21, über 42 oder mit Untauglichkeit für den regulären Militärdienst bestand. Täglich trafen wenig erbauliche Neuigkeiten der Front, Särge und Kriegsgefangene ein. Verwundetentransporte luden Menschenmaterial für die Lazarette im Hinterland ab. Die Männer waren teilweise fürchterlich entstellt, wie man auf Fotos aus den Lazaretten sehen kann. Um der Gefallenen Herr zu werden, wurde der Militärfriedhof Pradl angelegt. Die Bevölkerung litt unter dem Mangel, vor allem im letzten Winter, der als Hungerwinter in die Geschichte Europas einging. Die Versorgung erfolgte in den letzten Kriegsjahren über Bezugsscheine. 500 g Fleisch, 60 g Butter und 2 kg Kartoffel waren die Basiskost pro Person – pro Woche, wohlgemerkt. Auf Archivbildern kann man die langen Schlangen verzweifelter und hungriger Menschen vor den Lebensmittelläden sehen. Im Oktober 1918 kam es zu Fliegeralarm, Schaden entstand keiner. Zu dieser Zeit war den meisten Menschen schon klar, dass der Krieg verloren war, und welches Schicksal Tirol erwarten würde, wie dieser Artikel vom 6. Oktober 1918 zeigt:

 „Aeußere und innere Feinde würfeln heute um das Land Andreas Hofers. Der letzte Wurf ist noch grausamer; schändlicher ist noch nie ein freies Land geschachert worden. Das Blut unserer Väter, Söhne und Brüder ist umsonst geflossen, wenn dieser schändliche Plan Wirklichkeit werden soll. Der letzte Wurf ist noch nicht getan. Darum auf Tiroler, zum Tiroler Volkstag in Brixen am 13. Oktober 1918 (nächsten Sonntag). Deutscher Boden muß deutsch bleiben, Tiroler Boden muß tirolisch bleiben. Tiroler entscheidet selbst über Eure Zukunft!

Am 4. November vereinbarten Österreich-Ungarn und das Königreich Italien schließlich einen Waffenstillstand. Damit verbunden war das Recht der Alliierten Gebiete der Monarchie zu besetzen. Bereits am nächsten Tag rückten bayerische Truppen in Innsbruck ein. Der österreichische Verbündete Deutschland befand sich noch im Krieg mit Italien und hatte Angst, die Front könnte nach Nordtirol näher an das Deutsche Reich verlegt werden. Zum großen Glück für Innsbruck und die Umgebung kapitulierte aber auch Deutschland eine Woche später am 11. November. So blieben die großen Kampfhandlungen zwischen regulären Armeen außen vor. Trotzdem war Innsbruck in Gefahr. Die aufgelösten Truppen der K.u.K. Armee begaben sich ungeordnet auf den Rückzug von der Italienfront. Hunderttausende Soldaten strömten von Italien unkontrolliert nach Norden auf dem Weg nach Hause. Um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, bildeten sich nicht staatliche Wehrgruppen aus Schülern, Studenten, Arbeitern und Bürgern. Die Stadt musste nicht nur die eigenen Bürger in Zaum halten, die Verpflegung garantieren, sondern sich auch vor Plünderungen schützen. Gewaltige Kolonnen an militärischen Kraftfahrzeugen, Züge voller Soldaten und tausende ausgezehrte Soldaten, die sich zu Fuß auf den Heimweg von der Front machten, passierten Innsbruck. Die spanische Grippe breitete sich aus und forderte viele Todesopfer. Am 23. November besetzten italienische Truppen die Stadt und das Umland. Der beschwichtigende Aufruf an die Innsbrucker Bürger von Bürgermeister Greil (105), die Stadt ohne Aufruhr an die Italiener zu übergeben, hatte Erfolg. Es kam kaum zu Ausschreitungen. Der Militärfriedhof in Amras imit den Herrschaftssymbolen der Savoyer, des italienischen Königshauses, ist ein Herrschaftszeichen, das an die italienische Besetzung der ersten Nachkriegszeit erinnert.

Die Republik Deutschösterreich war zwar ausgerufen, wie es mit Tirol weitergehen sollte, war niemandem klar. Die Monarchie, die über Jahrhunderte den Alltag der Menschen begleitete, gab es nicht mehr. Sogar die ältesten waren unter der Regierung Kaiser Franz Josefs mit dem Vielvölkerreich der Donaumonarchie aufgewachsen. Die Sozialdemokraten setzten ein Monarchie- Adelsprädikatsverbot samt einem Gesetz, das Mitgliedern der Familie Habsburg den Aufenthalt in Österreich verbot, so sie sich nicht von ihren Titeln offiziell trennten, durch Das war für viele Zeitgenossen eine unfassbare Zäsur. Otto von Habsburg hatte noch lange Zeit eine beträchtliche Anhängerschaft innerhalb der Christlich-sozialen Partei, dem Vorgänger der heutigen ÖVP. Der Demokratie räumte man kaum ein eine geeignete Regierungsform zu sein, vor allem nicht in den Landgemeinden, die streng katholisch orientiert waren.  Als Österreicher fühlte man sich kaum, zumal der kleinen Restrepublik des alten Kaiserreichs nicht besonders hohe Erfolgschancen eingeräumt wurden. Nach den Friedensverhandlungen in Paris war es klar, dass Südtirol ein Teil Italiens sein würde. Tirol war zweigeteilt. Viele Menschen zu beiden Seiten des Brenners fühlten sich verraten. Man hatte den Krieg zwar bei Weitem nicht gewonnen, als Verlierer gegenüber Italien sah man sich aber auch nicht. Ein Heer an arbeits- und perspektivenlosen Kriegsheimkehrern schloss sich in den verschiedenen paramilitärischen Gruppen zusammen, zuerst um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, später vor allem, um politisch anders Gepolte zu bekämpfen. Aus diesen Truppen sollten sich später die verschiedenen Spielarten der Heimwehren bilden, den paramilitärischen Truppen, die den Austrofaschismus Dollfuß´ (109) ermöglichten. Der Anschluss an Deutschland erhielt einen Zuspruch von 98% in Tirol, kam aber nie zustande. Auch eine eigene Republik mit Bayern stand im Raum. Die wirtschaftlichen Aussichten in Innsbruck waren miserabel. Demokratie war nach Jahrhunderten der Monarchie für viele keine wünschenswerte Herrschaftsform. Viele Menschen, besonders Beamten und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, hatten ihre Arbeit verloren. Der Fremdenverkehr war inexistent. Die südlich des Brenners gelegenen Teile des ehemaligen Kronlandes Tirols waren entgegen den Versprechungen des amerikanischen Präsidenten Wilson Italien zugeschlagen worden. Erst 1923, mit der Währungssanierung unter Kanzler Ignaz Seipel begann sich Österreich und damit Innsbruck langsam zu erholen, zumindest wirtschaftlich. Mitte der 1920er Jahre wurden in Innsbruck neue Wohnsiedlungen wie der Pembaurblock (58) Theodor Prachenskys (108) in Pradl und Infrastruktur wie die Sportanlagen am Tivoli und das Hallenbad Amraserstraße errichtet, die die neuen sozialen und politischen Gegebenheiten in Innsbruck als Teil der Republik Österreich widerspiegeln.

Innsbruck und der Nationalsozialismus

Ein Thema wie den Nationalsozialismus in einen Reiseführer zu verpacken, ist ob der Komplexität und der Brisanz, die bis heute anhaftet, ein schwieriges Unterfangen. Der Versuch einer Annäherung in sehr kurzer Form soll trotzdem gewagt werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerbrach die K.u.K. Monarchie Österreich-Ungarn, die Gebiete von Norditalien bis in die heutige Ukraine umfasste. Unter anderem wurde der südliche Teil Tirols bis zum Brenner zu Italien geschlagen. Die Republik Deutschösterreich mit der Metropole Wien als Hauptstadt galt den meisten als nicht lebensfähig. Wirtschaftliche Probleme und politische Instabilität prägten die Geschichte Österreichs von 1918 für die nächsten 20 Jahre (107, 109). Ein großer Teil der Bevölkerung sah die Zukunft Österreichs als ein Teil des Deutschen Reiches. In diesem Klima gedieh auch in Tirol die NSDAP nach und nach. Konnten die Nationalsozialisten bei ihrem ersten Antreten bei einer Gemeinderatswahl 1921 nur 2,8% der Stimmen erringen, waren es bei den Wahlen 1933 bereits 41%. Neun Mandatare, darunter der spätere Bürgermeister Egon Denz und der Gauleiter Tirols Franz Hofer (111), zogen in den Gemeinderat ein. Nicht nur die Wahl Hitlers zum Reichskanzler in Deutschland, auch Kampagnen und Manifestationen in Innsbruck verhalfen der ab 1934 in Österreich verbotenen Partei zu diesem Ergebnis. Dass es bei diesen Manifestationen zu Gewaltausbrüchen kam, war für die Zwischenkriegszeit in Österreich nicht unüblich. Bombenattentate, Märsche, Briefbomben, politische Morde, bereits der Weg der NSDAP an die Macht war von Gewalt geprägt. Berüchtigt wurde die sogenannte Höttinger Saalschlacht vom 27. Mai 1932. Hötting war damals noch kein Teil Innsbrucks. In der Gemeinde lebten vor allem Arbeiter. In dieser roten Bastion Tirols planten Nationalsozialisten eine Kundgebung im Gasthof Goldener Bär, einem Treffpunkt der Sozialdemokraten. Diese Provokation endete in einem Kampf, der mit über 30 Verletzten und einem Todesopfer auf Seiten der Nationalsozialisten durch eine Stichwunde endete. Die Ausschreitungen breiteten sich auf die ganze Stadt aus, sogar in der Klinik gerieten die Verletzten noch aneinander. Nur unter Einsatz der Gendarmerie und des Heeres konnten die Kontrahenten voneinander getrennt werden.

Als der Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 erfolgte, stimmte auch in Innsbruck eine Mehrheit von annähernd 99% dafür. Noch bevor Bundeskanzler Schuschnigg seine letzte Rede an das Volk vor der Machtübergabe an die Nationalsozialisten mit den Worten „Gott schütze Österreich“ am 11. März 1938 geschlossen hatte, rotteten sich bereits die Nationalsozialisten in der Innenstadt zusammen um den Einmarsch der deutschen Truppen vorzufeiern. Am Tiroler Landhaus, damals noch in der Maria-Theresienstraße, wurde die Hakenkreuzfahne gehisst. Am 12. März empfingen die Innsbrucker das deutsche Militär frenetisch. Wenig später besuchte Adolf Hitler persönlich Innsbruck, um sich von der Menge feiern zu lassen. Archivbilder zeigen eine euphorische Menschenmenge in Erwartung des Führers, des Heilsversprechers. Die Menschen waren nach der wirtschaftlichen Not der Zwischenkriegszeit (107, 109), der Wirtschaftskrise und den Regierungen unter Dollfuß und Schuschnigg müde und wollten Veränderung. Welche Art von Veränderung, war im ersten Moment weniger wichtig als die Veränderung an und für sich. „Es denen da oben zu zeigen“, das war Hitlers Versprechen. Wehrmacht und Industrie boten jungen Menschen eine Perspektive, auch denen, die mit der Ideologie des Nationalsozialismus an und für sich wenig anfangen konnten. Anders als heute war Demokratie nichts, woran sich jemand in der kurzen, von politischen Extremen geprägten Zeit zwischen der Monarchie 1918 bis zur Ausschaltung des Parlaments unter Dollfuß 1933 hätte gewöhnen können. Was faktisch nicht in den Köpfen der Bevölkerung existiert, muss man nicht abschaffen. Tirol und Vorarlberg wurden in einem Reichsgau zusammengefasst mit Innsbruck als Hauptstadt. Bewaffneter Widerstand war nicht vorhanden, dazu war die Linke in Tirol nicht stark genug. Unorganisiertes subversives Verhalten von der katholischen Bevölkerung, vor allem in einigen Landgemeinden rund um Innsbruck gab es vereinzelt, erst sehr spät konnte der organisierte Widerstand in Innsbruck Fuß fassen. Das Regime unter Hofer und Gestapochef Werner Hilliges leistete aber ganze Arbeit bei der Unterdrückung. Kirchlicher Besitz, Kirchen und Klöster wurden aufgelöst. Die Gewalt und die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung, dem Klerus, politisch Verdächtigen, Zivilpersonen und Kriegsgefangenen auch nur überblicksmäßig zusammenzufassen würde den Rahmen sprechen. In der heutigen Landesbaudirektion in der Herrengasse 1 befand sich die Gestapo. Hier wurden Verdächtige schwer misshandelt und teils mit Fäusten zu Tode geprügelt. 1941 wurde in der Rossau in der Nähe des Bauhofs Innsbruck das Arbeitslager Reichenau errichtet. Verdächtige Personen aller Art wurden hier zu Zwangsarbeiten in schäbigen Baracken verwahrt. Über 130 Personen fanden in diesem Lager bestehend aus 20 Baracken den Tod durch Krankheit, die schlechten Bedingungen, Arbeitsunfälle oder Hinrichtungen. Auch im Dorf Kematen, etwa 10 km von Innsbruck kamen im Messerschmitt Werk Gefangene zum Zwangseinsatz. Darunter waren politische Häftlinge, russische Kriegsgefangene und Juden. Zu den Zwangsarbeiten gehörten unter anderem die Errichtung der Südtiroler Siedlungen in der Endphase oder die Stollen zum Schutz vor den Luftangriffen im Süden Innsbrucks. In der Klinik Innsbruck wurden Behinderte und vom System als nicht genehm empfundene Menschen wie Homosexuelle zwangssterilisiert. Die psychiatrische Klinik in Hall war in NS-Verbrechen an behinderten Menschen beteiligt. Nach und nach erst werden diese Vorgänge aufgearbeitet.

Am 3. Mai 1945 erreichten US-Truppen Innsbruck. Zuvor war es im Außerfern und in Scharnitz an der Porta Claudia, die auf Claudia de Medicis Verteidigungsanlagen im Dreißigjährigen Krieg zurückgeht, zu einigen kleineren Gefechten zwischen der Wehrmacht und der Cactus-Division der US-Streitkräfte gekommen. Mit Hermann Göring in Kitzbühel und dem Raketenwissenschaftler Wernher von Braun in Reutte wurden zwei der prominentesten Nationalsozialisten in Tirol aufgegriffen. Innsbruck wurde zum großen Glück für die Stadt kampflos übergeben. Obwohl Adolf Hitler Tirol zum Teil der Alpenfestung, dem letzten Rückzugsort im Fall der Niederlage ernannt hatte, kehrte bei den Verantwortlichen vor Ort rund um Gauleiter Franz Hofer zumindest in den letzten Tagen ihrer Herrschaft noch Vernunft ein. Die Operation Greenup, eine Geheimoperation auf Tiroler Boden in den letzten Kriegsmonaten, die erheblichen Anteil am friedlichen Übergang hatte, ist eine packende Episode in der Stadtgeschichte, die vom Historiker Peter Pirker im Buch Codename Brooklyn spannend aufgearbeitet wurde.

Für zwei Monate sollten die US-Truppen nach Kriegsende die Stadt Innsbruck kontrollieren. Später übernahmen die Franzosen die Verwaltung Tirols. Ein großer Teil der Tiroler Bevölkerung war nach den harten und leidvollen Kriegsjahren froh über das Ende der Naziherrschaft und des damit einhergehenden Terrors. Die Verantwortung dafür allerdings übernahm niemand, auch wenn vor allem zu Beginn die Begeisterung und Unterstützung für den Nationalsozialismus groß war. Scham über das, was seit 1938 und in den Jahren in der Politik Österreichs geschehen war mischte sich zur Angst davor, von den Besatzungsmächten USA, Großbritannien, Frankreich und die UDSSR als Kriegsschuldiger ähnlich wie 1918 behandelt zu werden. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung fühlte sich als Kriegsverlierer – erneut, nach 1918. Es entstand ein Klima, in dem niemand, weder die daran beteiligte noch die nachfolgende Generation über das Geschehene sprach. Trauma und Scham verhinderten lange die Aufarbeitung. Es gab viele Kontinuitäten, die mit Kriegsende nicht abbrachen. Polizisten, Lehrer, Richter – sie alle wurden auf der einen Seite trotz ihrer politischen Gesinnung gerne an ihrem Platz gelassen, auf der anderen Seite auch benötigt, um die Gesellschaft am Laufen zu halten. Ein Beispiel dafür ist die ambivalente Vita des Arztes Burghard Breitners (1884-1956), nach dem in Innsbruck eine Straße benannt ist. Er wuchs in Mattsee in einem wohlbetuchten bürgerlichen Haushalt auf. Die Villa Breitner war Sitz eines Museums, das den deutschnationalen Dichter Josef Viktor Scheffel zum Thema hatte, den sein Vater sehr verehrte. Nach dem Gymnasium entschied sich Breitner gegen eine Karriere in der Literatur und für ein Medizinstudium. Anschließend beschloss er seinen Militärdienst und begann seine Karriere als Arzt. 1912/13 diente er als Militärarzt im Balkankrieg. 1914 verschlug es ihn an die Ostfront, wo er in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Erst 1920 sollte er als Held und „Engel von Sibirien“ aus dem Gefangenenlager wieder nach Österreich zurückkehren. 1932 begann seine Laufbahn an der Universität Innsbruck. 1938 stand Breitner vor dem Problem, dass er auf Grund des jüdischen Hintergrundes seiner Großmutter väterlicherseits den „Großen Ariernachweis“ nicht erbringen konnte. Auf Grund seines guten Verhältnisses zum Rektor der Uni Innsbruck und zu wichtigen Nationalsozialisten konnte er aber schlussendlich an der Universitätsklinik weiterarbeiten. Während des NS-Regimes war Breitner als Vorstand der Klinik Innsbruck für Zwangssterilisierungen und „freiwillige Entmannungen“ verantwortlich, auch wenn er wohl keine der Operationen persönlich durchführte. Nach dem Krieg schaffte er es mit einigen Mühen sich durch das Entnazifizierungsverfahren zu winden. 1951 wurde er als Kandidat des VDU, einem politischen Sammelbecken für ehemalige Nationalsozialisten, als Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahl aufgestellt. 1952 wurde Breitner Rektor der Universität Innsbruck. Nach seinem Tod widmete ihm die Stadt Innsbruck ein Ehrengrab am Westfriedhof Innsbruck.

Der Mythos Österreichs als erstes Opfer des Nationalsozialismus und die damit einhergehende Relativierung, der erst mit der Affäre Waldheim langsam zu bröckeln begann, war geboren. Es gibt kaum eine Familie, die nicht mindestens ein Mitglied mit einer wenig rühmlichen Geschichte zwischen 1933 und 1945 hatte. Die Erinnerung an die Jahre 1938 - 1945 im öffentlichen Raum ist kaum vorhanden. Eine 1972 enthüllte Bronzetafel am ehemaligen Hauptquartier der Gestapo in der Herrengasse und ein Denkmal in der Reichenau an der Stelle des damaligen Arbeitslagers sind zwei der spärlich gesäten Erinnerungsorte an den Nationalsozialismus in Innsbruck.