Städtisches Hallenbad

Amraserstraße 3

Nordkette Innsbruck

Den schönsten Eindruck des Städtischen Hallenbades erhält man, wenn man sich von Süden darauf zubewegt. Die quaderförmigen Einzelteile lassen das Gebäude wie eine kleine Burg wirken. Erbaut wurde das Bad 1928 nach Plänen von Fritz Konzert, der auch für die Planung des Städtischen Dampfbades in der Salurnerstraße zuständig war. In den Jahrzehnten vor dem Bau des Städtischen Hallenbades war Sport immer mehr in der Stadt lebenden Menschen ein Anliegen geworden. Während das Dampfbad in der Salurnerstraße nahe dem Bahnhof im verspielten Jugendstil entworfen wurde, plante Konzert das Städtische Hallenbad im Stil der Neuen Sachlichkeit. Diese Form der Architektur wird von glatten Oberflächen ohne Verzierung und kantigen, kubusförmigen Bauelementen gekennzeichnet. Der Klassizismus der Jahrhundertwende war die Architektur eines Bürgertums, das den Adel nachzuahmen versucht hatte. Diesem Adel wurde nach dem Weltkrieg (107) von vielen Bürgern die Schuld an den Schrecken auf den Schlachtfeldern Europas in die Schuhe geschoben. Sport und die neue Freizeit waren noch vor dem Krieg der Ausdruck eines bürgerlichen Selbstverständnisses gegenüber dem Adel geworden. In der 1918 ausgerufenen Republik Österreich wurde der Adel verboten. Aristokratische Tugenden wie Muse und das Interesse an der klassischen Antike hatten innerhalb kürzester Zeit ihren Glanz verloren. Der Futurismus und die Moderne waren von einem neuen Menschenbild geprägt, das in den Auswüchsen des Architekten, Künstlers und Stadtplaners Le Corbusiers ihren Höhepunkt erreichen sollten. Die Architekten der Nachkriegszeit wollten sich nicht nur in der Optik von vorhergehenden Generationen unterscheiden, die wirtschaftlichen Verhältnisse verlangten auch nach einem einfacheren, günstigeren Herangehen. Der funktionale Bau sollte den Schwimmern gemäß den Leitmotiven der Reformbewegung „Licht, Luft und Sonne“ das Sonnenbaden am Flachdach ermöglichen wie auch das Becken durch die großen Glasflächen mit Tageslicht versorgen. Die Lebensreform war eine Sammelbewegung alternativer Lebensmodelle, die im späten 19. Jahrhundert in Deutschland ihren Anfang nahm. Man wollte sich von dem, was Max Weber als protestantische Ethik beschrieb, der Industrie, den Stechuhren, ganz allgemein dem rasenden technischen Fortschritt mit allen Auswirkungen auf den Menschen und das Sozialgefüge, abgrenzen. Daraus entstanden unter anderem die vegetarische Bewegung, FKK, Gartenstädte, verschiedene esoterische Strömungen und andere alternative Lebensformen, die sich bis heute in der einen oder anderen Form erhalten konnten. Ein bekannter Innsbrucker Vertreter der Lebensreform war Josef Prachensky, der Vater des Architekten und Stadtplaners Theodor Prachensky (108). Er war im deutschsprachigen Böhmen, damals Teil der K.u.K. Monarchie aufgewachsen. Als gelernter Buchdrucker hatte er auf seiner Wanderschaft in Wien während des Buchdruckerstreiks die Arbeiterbewegung für sich entdeckt. Nach seiner Hochzeit mit einer Tirolerin ließ er sich in Innsbruck nieder, wo er als Redakteur für die sozialdemokratische Volkszeitung für Tirol und Vorarlberg arbeitete. Josef Prachensky unterstützte den Arbeiter-Consum-Verein, die Tiroler Arbeiterbäckerei und gründete den Gastrobetrieb „Alkoholfrei“, der ganz im Sinne der Lebensreformbewegung die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit zum Ziel hatte. Er war an der Gründung der Sozialdemokratischen Partei Tirols 1890 und nach dem Ersten Weltkrieg an der Gründung des Tiroler Republikanischen Schutzbundes beteiligt, dem linken Gegenstück zu den rechten Heimwehrverbänden. Ein besonderes Anliegen Prachenskys war die Einschränkung der Kirche auf den Schulunterricht, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auch im eigentlich liberalen Innsbruck, das sich an die nationale Schulordnung halten musste, noch sehr groß war.

Wie viele Gebäude in Pradl wurde auch das Städtische Hallenbad ein Opfer der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg baute man das Bad um. 1969 kamen das kleine Becken für Schwimmanfänger und eine Sauna dazu. Nach mehreren Umbauten in den 1980er und 2010er Jahren ist das Städtische Hallenbad heute das Flaggschiff im Bereich Wohlfühlen und Wellness der Innsbrucker Kommunalbetriebe. Unterschiedliche Saunen, Kneippbecken und Wärmekammern locken im neuen, modern gestalteten Bereich der Anlage vor allem an Wochenende Erholungssuchende an. Die Grundstruktur des Gebäudes im Äußeren und die große lichtdurchflutete Schwimmhalle mit dem Wettkampfbecken, die von einer Galerie getoppt wird, sind noch immer im ursprünglichen Stil erhalten. Das denkmalgeschützte Gebäude bietet höchsten Genuss mit moderner Einrichtung im Chic der 20er Jahre

Sportliches Innsbruck

Wer den Beweis benötigt, dass die Innsbrucker stets ein aktives Völkchen waren, könnte das Bild Winterlandschaft des niederländischen Malers Pieter Bruegel (circa 1525 – 1569) aus dem 16. Jahrhundert bemühen. Auf seiner Rückreise von Italien gen Norden hielt der Meister wohl auch in Innsbruck und beobachtete dabei die Bevölkerung beim Eislaufen auf dem zugefrorenen Amraser See. Dieses Freizeitvergnügen der Menschen als Sport zu bezeichnen, ginge aber wohl zu weit. Muse und frei verfügbare Zeit, für Sport und Hobbies wie der Jagd oder Reiten war im Mittelalter und der Frühen Neuzeit vor allem ein Privileg des Adels. Erst durch die geänderten Lebensumstände des 19. Jahrhunderts hatte ein guter Teil der Bevölkerung, vor allem in den Städten, zum ersten Mal so etwas wie Freizeit. Mehr und mehr arbeiteten Menschen nicht mehr in der Landwirtschaft, sondern als Arbeiter und Angestellte in Büros, Werkstätten und Fabriken. In vielen Ländern Europas sank durch die Rationalisierung der Erwerbsarbeit die Arbeitszeit. Vorreiter war das industrialisierte England, in dem sich Arbeiter und Angestellte langsam vom Turbokapitalismus der frühen Industrialisierung zu befreien begannen. 16-Stunden-Tage waren nicht nur gesundheitlich bedenklich für den Arbeiter, auch Unternehmer merkten, dass eine Überbelastung unrentabel war. Gesunde und glückliche Arbeiter waren besser fürs Geschäft. Seit den 1860er Jahren gab es Bestrebungen, einen 8-Stunden-Tag einzuführen. Der Weg dorthin war lang, Schritt für Schritt ging es aber in diese Richtung. 1873 setzten die österreichischen Buchdrucker eine Arbeitszeit von zehn Stunden pro Tag durch. 1918 stellt man in Österreich auf eine 48-Stunden-Woche um. Ab 1930 galten in Industriebetrieben 40 Stunden pro Woche als Normalarbeitszeit. Diese Änderungen in der Arbeitswelt, zogen ein geändertes Freizeitverhalten nach sich. Menschen jeder Schicht, nicht mehr nur die Aristokratie, hatten nun Geist für Hobbies, Vereinsleben und sportliche Betätigung.

Die Stadt hatte von Anfang an ein Auge darauf, Möglichkeiten für die Bevölkerung zur sportlichen Betätigung zu schaffen. Den Anfang des organisierten Vereinssports machte der ITV, der Innsbrucker Turnverein, der sich 1849 gründete. Turnvereine waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts groß in Mode. Das Turnen war der Inbegriff des Sports. Der Wettkampfgedanke stand nicht im Vordergrund bei den Vereinen. Viele Vereine hatten einen politischen Hintergrund. Es gab christliche, sozialistische, und großdeutsche Sportvereine. Sie dienten vielfach als Vorfeldorganisation politischer Parteien und Organe. Mehr oder minder alle Vereine hatten Arierparagraphen in ihren Statuten, weshalb jüdische Bürger ihre eigenen Sportvereine gründeten. Aus den deutschen Turnvereinen ging neben den Studentenverbindungen die Nationalbewegung hervor. Die Mitglieder sollten sich körperlich ertüchtigen, um dem nationalen Volkskörper im Kriegsfall bestmöglich zu dienen. Die Ritter- und Söldnerheere hatten ausgedient, der Militärdienst war unter Maria Theresia in Österreich zur Bürgerpflicht geworden. Sitzende Berufe, vor allem die akademischen, wurden mehr, Turnen diente als Ausgleich Der großdeutsche Agitator Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852), landläufig bekannt als Turnvater Jahn, war nicht nur Vorturner der Nation, sondern war auch geistiger Vater des Lützow´schen Freikorps das gegen Napoleon als eine Art gesamtdeutsches Freiwilligenheer ins Feld zog. Im Saggen erinnern die Jahnstraße und ein kleiner Park an Friedrich Ludwig Jahn. 1883 gründeten die Radfahrer den Verein Bicycle Club. Die ersten Radrennen in Frankreich und Großbritannien hatten in ab 1869 stattgefunden. Bereits im selben Jahre hatte die Innsbrucker Presse von den modernen Mitteln des Individualverkehrs berichtet, als sich „einige Herren mit mehreren von der Firma Peterlongo bestellten Velocipedes auf die Straße wagten“. 1876 kam es zu einem kurzzeitigen Verbot des Radverkehrs, da es immer wieder zu Unfällen gekommen war. Die Gefährte waren teils abenteuerliche Konstrukte, Hochräder, die keinen Antrieb mit Kette hatten. Die Velocipedisten siedelten sich im Saggen nahe der Viaduktbögen mit einer Radrennbahn samt Tribüne an. Neben Radrennen fanden hier Boxkämpfe und Tennismatches statt. 1896 fand am Ausstellungsplatz bei der Radrennbahn die „Internationale Ausstellung für körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport“ statt. Die Fußballer waren wegen des Arierparagraphen, der Matches mit Mannschaften mit jüdischen Spielern verbot, aus dem Dachverein ITV ausgetreten. Es gründete sich zuerst der Verein Fußball Innsbruck, der später zum SVI werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits überregionale Fußballspiele, zum Beispiel ein 1:1 Unentschieden der Mannschaft des ITV gegen Bayern München. In Wilten, mittlerweile ein Teil Innsbrucks, entstand 1910 der SK Wilten. 1913 gründete sich mit Wacker Innsbruck der erfolgreichste Tiroler Fußballverein. 1925 errichtete die Stadt bei den Sillhöfen ein Sportzentrum, um dem steigenden Bedarf nachzukommen. Schon im 19. Jahrhundert war dieses Areal zwischen Wilten, Pradl und Amras am Fuße des Berg Isel ein beliebtes Ausflugsziel für Innsbrucker. Die erste Anlage bestand aus zwei Fußballfeldern samt Aschenbahn für Leichtathletik. Die Sportplätze wurden während des Zweiten Weltkrieges Opfer der Bomben und wurden in der Nachkriegszeit als Schrebergärten genutzt. 1953 wurde das alte Tivoli-Fußballstadion eröffnet, in dem der FC Wacker Innsbruck unter verschiedenen Vereinsnamen bis zum Umzug in die neue Heimstätte hinter dem Olympiastadion im Jahr 2000 acht von insgesamt zehn österreichischen Meistertiteln feiern konnte. 1961 wurde das Sportangebot um das Freischwimmbad Tivoli erweitert. Abgesehen von einigen Erneuerungen und der Umstrukturierung auf Grund der Wohnanlage Tivoli besteht das Schwimmbad im Kern seit über 60 Jahren nach den Plänen dieser Zeit und gilt als internationales Vorbild für die Gestaltung einer städtischen Freizeitanlage. Bereits 1928 wurde mit dem Städtischen Hallenbad die überdachte Anlage für die Sportschwimmer eröffnet. Die 1920er Jahre waren die Zeit, in der Theodor Prachensky Wohnprojekte, Schulen, Kindergärten und Volkshäuser für die Arbeiterschicht in Innsbruck umsetzte. Eine Zeit der Emanzipation und des Aufbruchs nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs und den Krisenjahren, die von Inflation und Versorgungsengpässen charakterisiert waren. Neben den diversen Sommersportarten wurde auch der Wintersport immer populärer. 1884 gründete sich der Eislaufverein und nutzte das Ausstellungsgelände als Eisbahn. Mit dem Lansersee, dem Amraser See (heute: Einkaufszentrum DEZ), der Schwimmanlage Höttinger Au und dem Sillkanal in der Kohlstatt standen den Innsbruckern Möglichkeiten zum Eislaufen zur Verfügung. Der Skisport, anfangs ein nordisches Vergnügen im Tal, breitete sich bald auch als Abfahrtsdisziplin aus. Nach St. Anton und Kitzbühel gründete sich 1906 der erste Innsbrucker Skiverein. Die Ausrüstung war primitiv, trotzdem wagte man sich in Mutters oder auf der Ferrariwiese die Pisten hinabzudüsen. Seit 1928 führten zwei Seilschwebebahnen sowohl auf die Nordkette und den Patscherkofel.

Innsbrucker identifizieren sich bis heute sehr stark über den Sport. Mit der Fußball-EM 2008, der Radsport-WM 2018 und der Kletter-WM 2018 konnte man an die glorreichen 1930er Jahre mit zwei Skiweltmeisterschaften und die beiden Olympiaden von 1964 und 1976 auch im Spitzensportbereich wieder anknüpfen. Trotzdem ist es weniger der Spitzen- als vielmehr der Breitensport, der dazu beiträgt. Es gibt kaum jemanden der nicht zumindest den Alpinski anschnallt. Mountainbiken auf den zahlreichen Almen rund um Innsbruck, Skibergsteigen, Sportklettern und Wandern sind überdurchschnittlich populär in der Bevölkerung und fest im Alltag vieler Innsbrucker verankert.

Luftangriffe auf Innsbruck

In der Geschichte Innsbrucks gab es viele Umwälzungen. Rund um die Jahre 1500 und 1900 kam es durch politische und wirtschaftliche Veränderungen zu Wandeln im Stadtbild. Das einschneidendste Erlebnis waren aber wohl die Luftangriffe auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg. Neben der Lebensmittelknappheit waren die Menschen an der von den Nationalsozialisten so genannten „Heimatfront“ in der Stadt vor allem von den Bombenangriffen der Alliierten betroffen. Innsbruck war zwar nicht so arg von den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs in Mitleidenschaft gezogen wie andere Städte, auch hier war der Schaden aber erheblich. Deutschland hatte 1943 die nördlichen Teile Italiens besetzt. Innsbruck war ein wichtiger Versorgungsbahnhof für den Nachschub an der Front. In der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 1943 erfolgte der erste alliierte Luftangriff auf die schlecht vorbereitete Stadt. 269 Menschen fielen den Bomben zum Opfer, 500 wurden verletzt und mehr als 1500 obdachlos. Über 300 Gebäude, vor allem in Wilten und der Innenstadt, wurden zerstört und beschädigt. Am Montag, den 18. Dezember fanden sich in den Innsbrucker Nachrichten, dem Vorgänger der Tiroler Tageszeitung, auf der Titelseite allerhand propagandistische Meldungen vom erfolgreichen und heroischen Abwehrkampf der Deutschen Wehrmacht an allen Fronten gegenüber dem Bündnis aus Anglo-Amerikanern und dem Russen, nicht aber vom Bombenangriff auf Innsbruck.

Bombenterror über Innsbruck

Innsbruck, 17. Dez. Der 16. Dezember wird in der Geschichte Innsbrucks als der Tag vermerkt bleiben, an dem der Luftterror der Anglo-Amerikaner die Gauhauptstadt mit der ganzen Schwere dieser gemeinen und brutalen Kampfweise, die man nicht mehr Kriegführung nennen kann, getroffen hat. In mehreren Wellen flogen feindliche Kampfverbände die Stadt an und richteten ihre Angriffe mit zahlreichen Spreng- und Brandbomben gegen die Wohngebiete. Schwerste Schäden an Wohngebäuden, an Krankenhäusern und anderen Gemeinschaftseinrichtungen waren das traurige, alle bisherigen Schäden übersteigende Ergebnis dieses verbrecherischen Überfalles, der über zahlreiche Familien unserer Stadt schwerste Leiden und empfindliche Belastung der Lebensführung, das bittere Los der Vernichtung liebgewordenen Besitzes, der Zerstörung von Heim und Herd und der Heimatlosigkeit gebracht hat. Grenzenloser Haß und das glühende Verlangen diese unmenschliche Untat mit schonungsloser Schärfe zu vergelten, sind die einzige Empfindung, die außer der Auseinandersetzung mit den eigenen und den Gemeinschaftssorgen alle Gemüter bewegt. Wir alle blicken voll Vertrauen auf unsere Soldaten und erwarten mit Zuversicht den Tag, an dem der Führer den Befehl geben wird, ihre geballte Kraft mit neuen Waffen gegen den Feind im Westen einzusetzen, der durch seinen Mord- und Brandterror gegen Wehrlose neuerdings bewiesen hat, daß er sich von den asiatischen Bestien im Osten durch nichts unterscheidet – es wäre denn durch größere Feigheit. Die Luftschutzeinrichtungen der Stadt haben sich ebenso bewährt, wie die Luftschutzdisziplin der Bevölkerung. Bis zur Stunde sind 26 Gefallene gemeldet, deren Zahl sich aller Voraussicht nach nicht wesentlich erhöhen dürfte. Die Hilfsmaßnahmen haben unter Führung der Partei und tatkräftigen Mitarbeit der Wehrmacht sofort und wirkungsvoll eingesetzt.

Diese durch Zensur und Gleichschaltung der Medien fantasievoll gestaltete Nachricht schaffte es gerade mal auf Seite 3. Prominenter wollte man die schlechte Vorbereitung der Stadt auf das absehbare Bombardement wohl nicht dem Volkskörper präsentieren. Ganz so groß wie 1938 nach dem Anschluss, als Hitler am 5. April von 100.000 Menschen in Innsbruck begeistert empfangen worden war, dürfte die Begeisterung für den Nationalsozialismus nicht mehr gewesen sein. Zu groß waren die Schäden an der Stadt und die persönlichen, tragischen Verluste in der Bevölkerung. Im Jänner 1944 begann man Luftschutzstollen und andere Schutzmaßnahmen zu errichten. Die Arbeiten wurden zu einem großen Teil von Gefangenen des Konzentrationslagers Reichenau durchgeführt.

Insgesamt wurde Innsbruck zwischen 1943 und 1945 zweiundzwanzig Mal angegriffen. Dabei wurden knapp 3833, also knapp 50%, der Gebäude in der Stadt beschädigt und 504 Menschen starben. Innsbruck wurde zum Glück nur Opfer gezielter Angriffe. Große deutsche Städte wie Dresden wurden von den Alliierten mit Feuerstürmen mit Zehntausenden Toten innerhalb weniger Stunden komplett dem Erdboden gleichgemacht. Viele Gebäude wie die Jesuitenkirche, das Stift Wilten, die Servitenkirche, der Dom, das Hallenbad in der Amraserstraße wurden getroffen. Eine besondere Behandlung erfuhren während der Angriffe historische Gebäude. Das Goldene Dachl wurde mit einer speziellen Konstruktion ebenso geschützt wie der Sarkophag Maximilians in der Hofkirche. Die Figuren der Hofkirche, die Schwarzen Mannder, wurden nach Kundl gebracht. Die Gnadenmutter, das berühmte Bild aus dem Innsbrucker Dom, wurde während des Krieges ins Ötztal überführt. Weniges erinnert in Innsbruck noch an die Luftangriffe, es sei denn, man bezeichnet die Bausünden der Nachkriegszeit als Erinnerungsorte. Es mag ein großes Glück sein, dass die Altstadt gut erhalten blieb. Die Maria-Theresien-Straße, die Museumstraße, das Bahnhofsviertel, Wilten oder die Pradlerstraße wären wohl noch um einiges ansehnlicher, hätte man nicht die Löcher im Straßenbild stopfen müssen. Der Luftschutzstollen südlich von Innsbruck an der Brennerstraße und die Kennzeichnungen von Häusern mit Luftschutzkellern mit ihren schwarzen Vierecken und den weißen Kreisen kann man heute noch begutachten. In Pradl, wo neben Wilten die meisten Gebäude beschädigt wurden, weisen die grauen Tafeln mit dem Hinweis auf den Wiederaufbau des jeweiligen Gebäudes auf einen Bombentreffer hin.