Städtisches Hallenbad
Amraserstraße 3
Den schönsten Eindruck des Städtischen Hallenbades erhält man, wenn man sich von Süden darauf zubewegt. Die quaderförmigen Einzelteile lassen das Gebäude wie eine kleine Burg wirken. Erbaut wurde das Bad 1928 nach Plänen von Fritz Konzert, der auch für die Planung des Städtischen Dampfbades in der Salurnerstraße zuständig war. In den Jahrzehnten vor dem Bau des Städtischen Hallenbades war Sport immer mehr in der Stadt lebenden Menschen ein Anliegen geworden. Während das Dampfbad in der Salurnerstraße nahe dem Bahnhof im verspielten Jugendstil entworfen wurde, plante Konzert das Städtische Hallenbad im Stil der Neuen Sachlichkeit. Die wirtschaftlichen Verhältnisse verlangten auch nach einem einfacheren, günstigeren Herangehen, man machte also aus der Not eine Tugend. Diese Form der Architektur wird von glatten Oberflächen ohne Verzierung und kantigen, kubusförmigen Bauelementen gekennzeichnet.
Der Klassizismus der Jahrhundertwende war die Architektur eines Bürgertums, das den Adel nachzuahmen versucht hatte. Diesem Adel wurde nach dem Weltkrieg von vielen Bürgern die Schuld an den Schrecken auf den Schlachtfeldern Europas in die Schuhe geschoben. Sport und die neue Freizeit waren noch vor dem Krieg der Ausdruck eines bürgerlichen Selbstverständnisses gegenüber dem Adel geworden. In der 1918 ausgerufenen Republik Österreich wurde der Adel verboten. Aristokratische Tugenden wie Muse und das Interesse an der klassischen Antike hatten innerhalb kürzester Zeit ihren Glanz verloren. Die Architekten der Nachkriegszeit wollten sich in der Optik von vorhergehenden Generationen unterscheiden und gleichzeitig den Gebäuden ein Maximum an Funktionalität geben. Infrastruktur sollte jedem Bürger gleichermaßen dienen. Bis in die 1970er Jahre diente das Städtische Hallenbad nicht nur als Sportanlage. Viele Innsbrucker hatten kein fließendes Wasser in ihren Wohnungen. Das Hallenbad besaß einen großen Bereich mit Badewannen, wo sich Familien den Luxus der Körperhygiene gönnten.
Die Architektur des Städtischen Hallenbades sollte den Schwimmern gemäß den Leitmotiven der Reformbewegung „Licht, Luft und Sonne“ das Sonnenbaden am Flachdach ermöglichen wie auch das Becken durch die großen Glasflächen mit Tageslicht versorgen.
Licht Luft und Sonne war das Motte der Lebensreform, einer Sammelbewegung alternativer Lebensmodelle, die im späten 19. Jahrhundert in Deutschland im Gleichschritt mit der Entwicklung der Sozialdemokratie ihren Anfang nahm. Man wollte sich von dem, was Max Weber als protestantische Ethik beschrieb, der Industrie, den Stechuhren, ganz allgemein dem rasenden technischen Fortschritt mit allen Auswirkungen auf den Menschen und das Sozialgefüge, abgrenzen. Der Mensch als Individuum, nicht seine Wirtschaftsleistung, sollte wieder im Mittelpunkt stehen. Daraus entstanden unter anderem der Vegetarismus, FKK, Gartenstädte, verschiedene esoterische Strömungen und andere alternative Lebensformen, die sich bis heute in der einen oder anderen Form erhalten konnten.
Ein bekannter Innsbrucker Vertreter der Lebensreform und der Sozialdemokratie war Josef Prachensky (1861 – 1931), der Vater des Architekten und Stadtplaners Theodor Prachensky. Er war im deutschsprachigen Böhmen, damals Teil der K.u.K. Monarchie aufgewachsen. Als gelernter Buchdrucker hatte er auf seiner Wanderschaft in Wien während des Buchdruckerstreiks die Arbeiterbewegung für sich entdeckt. Nach seiner Hochzeit mit einer Tirolerin ließ er sich in Innsbruck nieder, wo er als Redakteur für die sozialdemokratische Volkszeitung für Tirol und Vorarlberg arbeitete. Josef Prachensky unterstützte den Arbeiter-Consum-Verein, die Tiroler Arbeiterbäckerei und gründete den Gastrobetrieb „Alkoholfrei“, der ganz im Sinne der Lebensreformbewegung und des Sozialismus die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit zum Ziel hatte. Bereits Friedrich Engels (1820 – 1895), der Mitverfasser des Kommunistischen Manifestes, hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Schnaps und Branntwein als ein Übel der Arbeiterklasse erkannt hatte, war die Weltrevolution von Alkoholikern doch kaum durchführbar. Prachensky war an der Gründung der Sozialdemokratischen Partei Tirols 1890 und nach dem Ersten Weltkrieg an der Gründung des Tiroler Republikanischen Schutzbundes beteiligt, dem linken Gegenstück zu den rechten Heimwehrverbänden. Ein besonderes Anliegen war ihm die Einschränkung der Kirche auf den Schulunterricht, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auch im eigentlich liberalen Innsbruck, das sich an die nationale Schulordnung halten musste, noch sehr groß war.
Wie viele Gebäude in Pradl wurde auch das Städtische Hallenbad ein Opfer der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg baute man das Bad um. 1969 kamen das kleine Becken für Schwimmanfänger und eine Sauna dazu. Nach mehreren Umbauten in den 1980er und 2010er Jahren ist das Städtische Hallenbad heute das Flaggschiff im Bereich Wohlfühlen und Wellness der Innsbrucker Kommunalbetriebe. Unterschiedliche Saunen, Kneippbecken und Wärmekammern locken im neuen, modern gestalteten Bereich der Anlage vor allem an Wochenende Erholungssuchende an. Die Grundstruktur des Gebäudes im Äußeren und die große lichtdurchflutete Schwimmhalle mit dem Wettkampfbecken, die von einer Galerie getoppt wird, sind noch immer im ursprünglichen Stil erhalten. Das denkmalgeschützte Gebäude bietet höchsten Genuss mit moderner Einrichtung im Chic der 20er Jahre
Sportliches Innsbruck
Wer den Beweis benötigt, dass die Innsbrucker stets ein aktives Völkchen waren, könnte das Bild „Winterlandschaft“ des niederländischen Malers Pieter Bruegel (circa 1525 – 1569) aus dem 16. Jahrhundert bemühen. Auf seiner Rückreise von Italien gen Norden hielt der Meister wohl auch in Innsbruck und beobachtete dabei die Bevölkerung beim Eislaufen auf dem zugefrorenen Amraser See. Beda Weber beschrieb in seinem Handbuch für Reisende in Tirol 1851 die Freizeitgewohnheiten der Innsbrucker, darunter auch das Eislaufen am Amraser See. „Der unweit davon (Anm.: Amras) liegende See, eine Lache in der Moosgegend, wird im Winter von den Schlittschuhläufern benützt.“
Muse und frei verfügbare Zeit, für Sport wie der Jagd oder Reiten war im Mittelalter und der Frühen Neuzeit aber vor allem ein Privileg des Adels. Erst durch die geänderten Lebensumstände des 19. Jahrhunderts hatte ein guter Teil der Bevölkerung, vor allem in den Städten, zum ersten Mal so etwas wie Freizeit. Mehr und mehr arbeiteten Menschen nicht mehr in der Landwirtschaft, sondern als Arbeiter und Angestellte in Büros, Werkstätten und Fabriken nach geregelten Zeitplänen.
Vorreiter war das bereits früh industrialisierte England, wo sich Arbeiter und Angestellte langsam vom Turbokapitalismus der frühen Industrialisierung zu befreien begannen. 16-Stunden-Tage waren nicht nur gesundheitlich bedenklich für den Arbeiter, auch Unternehmer merkten, dass eine Überbelastung unrentabel war. Gesunde und glückliche Arbeiter waren besser für die Produktivität. Seit den 1860er Jahren gab es Bestrebungen, einen 8-Stunden-Tag einzuführen. 1873 setzten die österreichischen Buchdrucker eine Arbeitszeit von zehn Stunden pro Tag durch. 1918 stellt man in Österreich auf eine 48-Stunden-Woche um. Ab 1930 galten in Industriebetrieben 40 Stunden pro Woche als Normalarbeitszeit. Menschen jeder Schicht, nicht mehr nur die Aristokratie, hatten nun Zeit und Geist für Hobbies, Vereinsleben und sportliche Betätigung.
Es waren vielfach auch englische Touristen, die sportliche Trends, Disziplinen und Ausrüstung mitbrachten. Der finanzielle Aufwand für das benötigte Equipment bestimmte, ob die Disziplin dem Bürgertum vorbehalten blieb oder auch Arbeiter sich das Vergnügen leisten konnten. Zum Beispiel war das Rodeln bereits um die Jahrhundertweite weit verbreitet während Bob und Skeleton elitäre Sportarten blieben.
Den Anfang des organisierten Vereinssports machte der ITV, der Innsbrucker Turnverein, der sich 1849 gründete. Das Turnen war der Inbegriff des Sports im deutschsprachigen Raum. Der Wettkampfgedanke stand dabei nicht im Vordergrund. Die meisten Vereine hatten einen politischen Hintergrund. Es gab christliche, sozialistische, und großdeutsche Sportvereine. Sie dienten als Vorfeldorganisation politischer Parteien und Organe. Mehr oder minder alle Vereine hatten Arierparagraphen in ihren Statuten. Juden gründeten deshalb ihre eigenen Sportvereine gründeten. Aus den deutschen Turnvereinen ging, ähnlich wie aus den Studentenverbindungen, die Nationalbewegung hervor. Die Mitglieder sollten sich körperlich ertüchtigen, um dem nationalen Volkskörper im Kriegsfall bestmöglich zu dienen. Sitzende Berufe, vor allem die akademischen, wurden mehr, Turnen diente als Ausgleich. Sieht man die Turner auf alten Bildern ihre Übungen und Vorführungen abhalten, fällt der stramm militärische Charakter dieser Veranstaltungen auf. Der großdeutsche Agitator Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852), landläufig bekannt als Turnvater Jahn, war nicht nur Vorturner der Nation, sondern war auch geistiger Vater des Lützow´schen Freikorps das gegen Napoleon als eine Art gesamtdeutsches Freiwilligenheer ins Feld zog. Im Saggen erinnern die Jahnstraße und ein kleiner Park mit Denkmal an Friedrich Ludwig Jahn.
1883 gründeten die Radfahrer den Verein Bicycle Club. Die ersten Radrennen in Frankreich und Großbritannien hatten in ab 1869 stattgefunden. Die englische Stadt Coventry war auch Vorreiter bei der Produktion der eleganten Stahlrösser, die ein Vermögen kosteten. Bereits im selben Jahre hatte die Innsbrucker Presse von den modernen Mitteln des Individualverkehrs berichtet, als sich „einige Herren mit mehreren von der Firma Peterlongo bestellten Velocipedes auf die Straße wagten“. 1876 kam es zu einem kurzzeitigen Verbot des Radverkehrs in Innsbruck, da es immer wieder zu Unfällen gekommen war. Auch das Radfahren wurde recht zügig von staatlicher Seite als Ertüchtigung erkannt, die man für militärische Zwecke nutzen konnte. Ein Reichs-Kriegsministerialerlass dazu ist in der Presse zu finden:
„Es ist beabsichtigt, wie in den Vorjahren, auch heuer bei den Uebungen mit vereinigten Waffen Radfahrer zu verwenden… Die Commanden der Infanterie- und Tiroler Jägerregimenter sowie der Feldjäger-Bataillone haben jene Personen, welche als Radfahrer in Evidenz stehen und heuer zur Waffenübung verpflichtet sind, zum Einrücken mit ihrem Fahrrade aufzufordern.“
Die Velocipedisten siedelten sich 1896 im Rahmen der „Internationalen Ausstellung für körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport“ im Saggen nahe der Viaduktbögen mit einer Radrennbahn samt Tribüne an. Neben Radrennen fanden hier bis zum Abriss der Anlage Boxkämpfe und Tennismatches statt. Die Innsbrucker Nachrichten berichteten begeistert von dieser Neuerung, war doch der Radsport bis zu den ersten Autorennen europaweit die beliebteste Sportdisziplin:
„Die Innsbrucker Rennbahn, welche in Verbindung mit der internationalen Ausstellung noch im Laufe der nächsten Wochen eröffnet wird, erhält einen Umfang von 400 Metern bei einer Breite von 6 Metern… Die Velociped-Rennbahn, um deren Errichtung sich der Präsident des Tiroler Radfahrer-Verbandes Herr Staatsbahn-Oberingenieur R. v. Weinong, das Hauptverdienst erworben hat, wird eine der hervorragendsten und besteingerichteten Radfahrbahnen des Continents sein. Am. 29. d. M. (Anm.: Juni 1896) wird auf der Innsbrucker Rennbahn zum erstenmale ein großes internationales Radwettfahren abgehalten, welchem dann in der Zukunft alljährlich regelmäßig Velociped-Preisrennen folgen sollen, was der Förderung des Radfahr-Sports wie auch des Fremdenverkehrs in Innsbruck sicher in bedeutendem Maße nützlich sein wird.“
Die Fußballer waren wegen des Arierparagraphen, der Matches mit Mannschaften mit jüdischen Spielern verbot, aus dem Dachverein ITV ausgetreten. 1903 gründete sich der Verein Fußball Innsbruck, der später zum SVI werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits überregionale Fußballspiele, zum Beispiel ein 1:1 Unentschieden der Mannschaft des ITV gegen Bayern München. Die Spiele wurden auf einem Fußballplatz vor dem Sieberer Waisenheim ausgetragen. In Wilten, mittlerweile ein Teil Innsbrucks, entstand 1910 der SK Wilten. 1913 gründete sich mit Wacker Innsbruck der bis heute erfolgreichste Tiroler Fußballverein, der insgesamt unter verschiedenen Namen zehn Mal österreichischer Meister wurde und auch international immer wieder für Furore sorgen konnte.
Die zweite Hälfte der 1920er Jahre waren eine Zeit der Emanzipation und des Aufbruchs nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs und den Krisenjahren, die von Inflation und Versorgungsengpässen charakterisiert waren. 1925 errichtete die Stadt bei den Sillhöfen ein Sportzentrum, um dem steigenden Bedarf nachzukommen. Schon im 19. Jahrhundert war dieses Areal zwischen Wilten, Pradl und Amras am Fuße des Berg Isel ein beliebtes Ausflugsziel für Innsbrucker. Die erste Anlage bestand aus zwei Fußballfeldern samt Aschenbahn für Leichtathletik. Die Sportplätze wurden während des Zweiten Weltkrieges Opfer der Bomben. Die Fläche nutzten Innsbrucker Bürger in der Nachkriegszeit als Schrebergärten.
1953 wurde das alte Tivoli-Fußballstadion eröffnet, in dem der FC Wacker Innsbruck unter verschiedenen Vereinsnamen bis zum Umzug in die neue Heimstätte hinter dem Olympiastadion im Jahr 2000 acht von insgesamt zehn österreichischen Meistertiteln feiern konnte.
Die erste Badeanstalt empfing Schwimmer ab 1833 in der Höttinger im Freibad am Gießen. Weitere Bäder beim Schloss Büchsenhausen oder die in Frauen- und Herren-Badeanstalt getrennte Anlage neben dem heutigen Sillparkgelände folgten bald. Besonders schön gelegen war das Freischwimmbad Schönruh oberhalb des Schloss Ambras, das 1929 kurz nach der Erbauung des Hallenbades in Pradl eröffnete. Die Bevölkerung war ebenso stark gewachsen wie ihre Lust am Schwimmen als Freizeitbeschäftigung. 1961 wurde das Sportangebot am Tivoli um das Freischwimmbad Tivoli erweitert. Abgesehen von einigen Erneuerungen und der Umstrukturierung auf Grund der Wohnanlage Tivoli besteht das Schwimmbad im Kern seit über 60 Jahren nach den Plänen dieser Zeit und gilt als internationales Vorbild für die Gestaltung einer städtischen Freizeitanlage.
Neben den diversen Sommersportarten wurde auch der Wintersport immer populärer. Rodeln war schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine beliebte Freizeitbeschäftigung auf den Hügeln rund um Innsbruck. Der erste Eislaufplatz eröffnete 1870 als winterliche Alternative zum Schwimmen am Gelände des Freibades in der Höttinger Au. Ander als der Wassersport war Eislaufen ein Vergnügen, das von Damen und Herren gemeinsam genossen werden konnte. Anstatt sich beim Sonntagsspaziergang zu treffen, konnten junge Paare sich am Eislaufplatz ohne elterliches Beisein verabreden. 1884 gründete sich der Eislaufverein und nutzte das Ausstellungsgelände als Eisbahn. Mit dem Eislaufplatz vor dem k.u.k. Schießstand in Mariahilf, dem Lansersee, dem Amraser See, der Schwimmanlage Höttinger Au und dem Sillkanal in der Kohlstatt standen den Innsbruckern viele Möglichkeiten zum Eislaufen zur Verfügung. Bereits 1908 entstand mit dem IEV auch der erste Eishockeyverein.
Der Skisport, anfangs ein nordisches Vergnügen im Tal, breitete sich bald auch als Abfahrtsdisziplin aus. Der Akademische Alpenclub Innsbruck gründete sich 1893 und veranstaltete zwei Jahre später das erste Skirennen auf Tiroler Boden von Sistrans zum Schloss Ambras. Das 1867 gegründete Sporthaus Witting in der Maria-Theresien-Straße bewies Geschäftssinn und verkaufte noch vor 1900 Ausrüstung für das gut betuchte Publikum der Skisportler. Nach St. Anton und Kitzbühel gründete sich 1906 der erste Innsbrucker Skiverein. Die Ausrüstung war einfach und ermöglichte lange Zeit nur das Fahren auf verhältnismäßig flachen Hängen mit einer Mischung aus alpinem und nordischem Stil ähnlich dem Langlaufen. Trotzdem wagte man sich in Mutters oder auf der Ferrariwiese die Pisten hinabzudüsen. Seit 1928 führten zwei Seilschwebebahnen sowohl auf die Nordkette und den Patscherkofel, was den Skisport bedeutend attraktiver machte. Den Durchbruch zum Nationalsport erlangte das Skifahren mit der Ski-WM im Februar 1933 in Innsbruck. Auf nicht abgesteckter Strecke mussten 10 Kilometer und 1500 Höhenmeter zwischen dem Glungezer und Tulfes bewältigt werden. Die beiden Lokalmatadoren Gustav Lantschner und Inge Wersin-Lantschner gewannen bei den Rennen mehrere Medaillen und befeuerten damit den Hype rund um den alpinen Wintersport in Innsbruck.
Innsbruck identifiziert sich bis heute sehr stark mit dem Sport. Mit der Fußball-EM 2008, der Radsport-WM 2018 und der Kletter-WM 2018 konnte man an die glorreichen 1930er Jahre mit zwei Skiweltmeisterschaften und die beiden Olympiaden von 1964 und 1976 auch im Spitzensportbereich wieder an die Goldenen Zeiten anknüpfen. Trotzdem ist es weniger der Spitzen- als vielmehr der Breitensport, der dazu beiträgt, aus Innsbruck die selbsternannte Sporthauptstadt Österreichs zu machen. Es gibt kaum einen Innsbrucker, der nicht zumindest den Alpinski anschnallt. Mountainbiken auf den zahlreichen Almen rund um Innsbruck, Skibergsteigen, Sportklettern und Wandern sind überdurchschnittlich populär in der Bevölkerung und fest im Alltag verankert.
Luftangriffe auf Innsbruck
Wie der Lauf Lauf der Geschichte der Stadt unterliegt auch ihr Aussehen einem ständigen Wandel. Besonders gut sichtbare Veränderungen im Stadtbild erzeugten die Jahre rund um 1500 und zwischen 1850 bis 1900, als sich politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen in besonders schnellem Tempo abspielten. Das einschneidendste Ereignis mit den größten Auswirkungen auf das Stadtbild waren aber wohl die Luftangriffe auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg.
Neben der Lebensmittelknappheit waren die Menschen an der von den Nationalsozialisten so genannten „Heimatfront“ in der Stadt vor allem von den Luftangriffen der Alliierten betroffen. Innsbruck war ein wichtiger Versorgungsbahnhof für den Nachschub an der Italienfront.
In der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 1943 erfolgte der erste alliierte Luftangriff auf die schlecht vorbereitete Stadt. 269 Menschen fielen den Bomben zum Opfer, 500 wurden verletzt und mehr als 1500 obdachlos. Über 300 Gebäude, vor allem in Wilten und der Innenstadt, wurden zerstört und beschädigt. Am Montag, den 18. Dezember fanden sich in den Innsbrucker Nachrichten, dem Vorgänger der Tiroler Tageszeitung, auf der Titelseite allerhand propagandistische Meldungen vom erfolgreichen und heroischen Abwehrkampf der Deutschen Wehrmacht an allen Fronten gegenüber dem Bündnis aus Anglo-Amerikanern und dem Russen, nicht aber vom Bombenangriff auf Innsbruck.
Bombenterror über Innsbruck
Innsbruck, 17. Dez. Der 16. Dezember wird in der Geschichte Innsbrucks als der Tag vermerkt bleiben, an dem der Luftterror der Anglo-Amerikaner die Gauhauptstadt mit der ganzen Schwere dieser gemeinen und brutalen Kampfweise, die man nicht mehr Kriegführung nennen kann, getroffen hat. In mehreren Wellen flogen feindliche Kampfverbände die Stadt an und richteten ihre Angriffe mit zahlreichen Spreng- und Brandbomben gegen die Wohngebiete. Schwerste Schäden an Wohngebäuden, an Krankenhäusern und anderen Gemeinschaftseinrichtungen waren das traurige, alle bisherigen Schäden übersteigende Ergebnis dieses verbrecherischen Überfalles, der über zahlreiche Familien unserer Stadt schwerste Leiden und empfindliche Belastung der Lebensführung, das bittere Los der Vernichtung liebgewordenen Besitzes, der Zerstörung von Heim und Herd und der Heimatlosigkeit gebracht hat. Grenzenloser Haß und das glühende Verlangen diese unmenschliche Untat mit schonungsloser Schärfe zu vergelten, sind die einzige Empfindung, die außer der Auseinandersetzung mit den eigenen und den Gemeinschaftssorgen alle Gemüter bewegt. Wir alle blicken voll Vertrauen auf unsere Soldaten und erwarten mit Zuversicht den Tag, an dem der Führer den Befehl geben wird, ihre geballte Kraft mit neuen Waffen gegen den Feind im Westen einzusetzen, der durch seinen Mord- und Brandterror gegen Wehrlose neuerdings bewiesen hat, daß er sich von den asiatischen Bestien im Osten durch nichts unterscheidet – es wäre denn durch größere Feigheit. Die Luftschutzeinrichtungen der Stadt haben sich ebenso bewährt, wie die Luftschutzdisziplin der Bevölkerung. Bis zur Stunde sind 26 Gefallene gemeldet, deren Zahl sich aller Voraussicht nach nicht wesentlich erhöhen dürfte. Die Hilfsmaßnahmen haben unter Führung der Partei und tatkräftigen Mitarbeit der Wehrmacht sofort und wirkungsvoll eingesetzt.
Diese durch Zensur und Gleichschaltung der Medien fantasievoll gestaltete Nachricht schaffte es gerade mal auf Seite 3. Prominenter wollte man die schlechte Vorbereitung der Stadt auf das absehbare Bombardement wohl nicht dem Volkskörper präsentieren. Ganz so groß wie 1938 nach dem Anschluss, als Hitler am 5. April von 100.000 Menschen in Innsbruck begeistert empfangen worden war, dürfte die Begeisterung für den Nationalsozialismus nicht mehr gewesen sein. Zu groß waren die Schäden an der Stadt und die persönlichen, tragischen Verluste in der Bevölkerung. Im Jänner 1944 begann man Luftschutzstollen und andere Schutzmaßnahmen zu errichten. Die Arbeiten wurden zu einem großen Teil von Gefangenen des Konzentrationslagers Reichenau durchgeführt.
Insgesamt wurde Innsbruck zwischen 1943 und 1945 zweiundzwanzig Mal angegriffen. Dabei wurden knapp 3833, also knapp 50%, der Gebäude in der Stadt beschädigt und 504 Menschen starben.
Innsbruck wurde zum Glück nur Opfer gezielter Angriffe. Deutsche Städte wie Hamburg oder Dresden wurden von den Alliierten mit Feuerstürmen mit Zehntausenden Toten innerhalb weniger Stunden komplett dem Erdboden gleichgemacht. Viele Gebäude wie die Jesuitenkirche, das Stift Wilten, die Servitenkirche, der Dom, das Hallenbad in der Amraserstraße wurden getroffen.
Eine besondere Behandlung erfuhren während der Angriffe historische Gebäude und Denkmäler. Das Goldene Dachl wurde mit einer speziellen Konstruktion ebenso geschützt wie der Sarkophag Maximilians in der Hofkirche. Die Figuren der Hofkirche, die Schwarzen Mannder, wurden nach Kundl gebracht. Die Gnadenmutter, das berühmte Bild aus dem Innsbrucker Dom, wurde während des Krieges ins Ötztal überführt.
Weniges erinnert in Innsbruck noch an die Luftangriffe, es sei denn, man bezeichnet die Bausünden der Nachkriegszeit als Erinnerungsorte. Die Maria-Theresien-Straße, die Museumstraße, das Bahnhofsviertel, Wilten oder die Pradlerstraße wären wohl noch um einiges ansehnlicher, hätte man nicht die Löcher im Straßenbild stopfen müssen. Der Luftschutzstollen südlich von Innsbruck an der Brennerstraße und die Kennzeichnungen von Häusern mit Luftschutzkellern mit ihren schwarzen Vierecken und den weißen Kreisen und Pfeilen kann man heute noch begutachten. In Pradl, wo neben Wilten die meisten Gebäude beschädigt wurden, weisen an den betroffenen Häusern Bronzetafeln mit dem Hinweis auf den Wiederaufbau auf einen Bombentreffer hin.