Innenstadt

Wissenswertes zur Innenstadt

Mit der Stadtwerdung Innsbrucks im Mittelalter wurde es bald eng. Nicht nur musste der Friedhof um die kleine Kirche St. Jakob erweitert werden, es bedurfte auch einer Kranken- und Armenfürsorge. Diese Einrichtungen fanden allerdings weder Platz innerhalb der Stadtmauern noch das Gefallen der Bürger. 1281 erwarb die Stadt das Gebiet der heutigen Maria-Theresien-Straße vom Stift Wilten, um in der sogenannten Neustadt Platz für das Spital und einen neuen Friedhof zu haben. Bald entstanden auch erste Wohnhäuser auf der freien Fläche zwischen Innsbruck und Wilten. Was wir heute als Innenstadt verstehen, war für Jahrhunderte von Landwirtschaft und Schwemmland des Inns umgeben. Auf Stadtveduten der Zeit zwischen 1500 und 1900 kann man beobachten, wie sich zuerst schleichend, später rasend neue Straßenzüge und Stadtviertel entwickelten. An der heutigen Triumphpforte stieß Innsbruck bald an die Gemeinde Wilten, im Nordosten bildete die Sill eine natürliche Grenze. Zwischen dem 15. und dem Ende des 17. Jahrhunderts ließen verschiedene Landesfürsten das verwilderte Gebiet zwischen Kongresshaus, dem Hofgarten und der Kettenbrücke zu einem Teil Innsbrucks werden. Die Silbergasse, die heutige Universitätsstraße, verband Stadtzentrum und Industriegebiet rund um das Zeughaus. Der künstlich angelegte Sillkanal brachte den Betrieben das dringend benötigte Wasser zur Energiegewinnung. Während die Silbergasse neben Gewerbebetrieben und Handwerkstätten auch die sich nach und nach gegründeten Klöster beheimatete, war das Gebiet nordöstlich der Innenstadt vor der Hofburg das Vergnügungsviertel für das legere Stadtleben der Aristokratie. Hier entstanden Theater und Hofgarten. Südlich der Stadtmauern schossen in der Frühen Neuzeit barocke Palazzi aus dem Boden. Adelige mussten, so sie auf sich hielten, zumindest einen Nebenwohnsitz in der Nähe der Mächtigen haben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts übersiedelten die Tiroler Landstände mit ihren Beamten vor die Stadttore. Aus der Neustadt wurde die Adelsgasse. Im 19. Jahrhundert gesellte sich der sogenannte Geldadel hinzu. Erfolgreiche Bürger übernahmen die repräsentativen Paläste des Adels unter den neuen gesellschaftlichen Spielregeln und Kräfteverhältnissen und verwendeten sie für ihre Zwecke. Einige der barocken Gebäude sind bis heute erhalten, einige wurden in der Bauwut des späten 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus neu gebaut. Die Maria-Theresien-Straße wurde zum kommerziellen Zentrum und Shoppingviertel Innsbrucks. An der Ecke zur Anichstraße entstand das Zelgerhaus. Nur wenige Jahre nach der bayerischen Besetzung des Landes Tirol öffnete 1817 an hier ein Modehaus. Die Familie Zelger sollte in wechselvoller Geschichte 200 Jahre lang das Aussehen der Stadt auf verschiedenste Art und Weise mitbestimmen. Moden kamen und gingen, das Unternehmen blieb erhalten. Josef Zelger ließ das fünfstöckige Gebäude 1911 nach Plänen Josef Retters als Wohn- und Geschäftshaus errichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm sein Sohn Arthur Zelger, Mastermind hinter dem bis legendären Schriftzug der Tirol Werbung und vielen im Stadtbild bis heute vertretenen Firmenlogos. 1857 gründete Johann Peterlongo im ehemaligen Palais Sarnthein bei der Triumphpforte eine Waffenfabrik, aus der später ein Jagdwaffengeschäft hervorging. Das Palais Lodron war Wohnsitz des vielleicht einflussreichsten Innsbrucker Bürgermeisters Wilhelm Greil. An der Ecke Erlerstraße / Maria-Theresienstraße befindet sich ein strahlend weißes Wohnhaus, das 1910 anstelle eines Bürgerhauses aus dem 15. Jahrhundert gebaut wurde.

Anders entwickelte sich der Teil der östliche Teil der Innenstadt. Beda Weber beschrieb das beginnende Stadtwachstum 1851 aus erster Hand:

„… auf dem Raume zwischen der Neustadt, dem Franziskanergraben und der Universitätsgasse ist ein neues Stadtviertel angelegt, auf dessen östlicher Seite jenseit der kleinen Sill auf den Wiesen, der Neuraut genannt, der Bahnhof für die Münchner-Salzburger Eisenbahn zu stehen kommt. In diesem Stadtviertel liegt das Museumsgebäude in der gleichnamigen Straße.“

1839 beschloss das Innsbrucker Magistrat, der steigenden Wohnungsnot mit Zinshäusern in der Neugasse am Angerzell, der heutigen Museumstraße, zu begegnen. Außerhalb der bestehenden zusammenhängenden Häuserzeile rund um den Burggraben entstanden nicht nur neue Wohnbauten, sondern auch das Ferdinandeum. 1844 zweigte die Bürgerstraße, die heutige Wilhelm-Greil-Straße, Richtung dem Neuen Platz, dem heutigen Boznerplatz, ab und wurde mit Häusern gesäumt. Die größte Neuerung war der Bahnhof mit dem von Hotels gesäumten Vorplatz. Im Westen entstanden ab den 1860er Jahren die Müllerstraße, die Heiliggeiststraße, die Fallmerayerstraße und die Bürgerstraße. Mit der Erschließung der Anichstraße 1877 wurden all diese Siedlungen auf den ehemals freien Feldern verbunden. Nach wenigen Jahrzehnten waren die einst eigenständigen Gemeinden Pradl im Osten und Wilten im Süden mit Innsbruck zusammengewachsen. 

Die gesamte Innenstadt erweiterte sich während des 19. Jahrhunderts nicht nur räumlich. Es entstanden Warenhäuser, Theater, Kinos, Cafés, Tanzlokale und Museen als Zeichen des allgemeinen breiteren Wohlstands und Aufschwungs. Durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden viele Gebäude zerstört. Die Lücken wurden teils mit wenig attraktiven Bausünden der Nachkriegszeit zugebaut. Die autozentrierte Politik der 1960er und 1970er Jahre hat ebenfalls ihre Sünden hinterlassen. Die Neuausrichtung der Maria-Theresienstraße zur Fußgängerzone erfolgte nach langen Diskussionen, deren Ursprung in den 1980er Jahren liegt, im Jahr 2009. Mit dem Umbau der Rathauspassage, der Neueröffnung des Kaufhaus Tyrol und der Umgestaltung des Boznerplatzes eroberten sich Passanten die Innenstadt Innsbrucks teilweise wieder zurück. Aus Innsbruck wurde Innsbrooklyn. Mittlerweile ist es auch für die energischsten Gegner dieser Veränderungen wohl undenkbar zum alten, verkehrsbeladenen Zustand zurückzukehren, blühte die alte Neustadt doch damit gehörig auf.